Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – UK – prähistorische Steinkreise

Wer nach Steinkreisen in England gefragt wird, der wird natürlich sofort Stonehenge antworten. In dessen Schatten stehen unverdientermaßen die Steinkreise von Avebury und auch im äußersten Norden Schottlands sind bemerkenswerte Zeugnisse aus der Jungsteinzeit zu sehen. Wir haben sie besucht.

Vor einigen Jahren waren wir für eine Woche in Schottland unterwegs und haben dabei im Rahmen einer kleinen Rundfahrt die Orkney-Inseln besichtigt.

Sie liegen 15 km nördlich der Küste Schottlands und bewahren beeindruckende Zeugnisse ihrer jungsteinzeitlichen Besiedelung. Die vier Hauptdenkmäler, die das Herz des neolithischen Orkney bilden – der zeremonielle Ring von Brodgar, die Steine von Stenness, das Kammergrab von Maeshowe und die Siedlung Skara Brae – gehören zu den bedeutendsten Stätten ihrer Art in Westeuropa. Sie liefern außergewöhnliche Einblicke in das Leben vor fünftausend Jahren in diesem abgelegenen Archipel. Die Denkmäler von Orkney stehen seit 1999 auf der UNESCO-Welterbeliste und hier gibt es ein Einführungsvideo.

Die beste Art, Orkney zu besuchen, ist eine kombinierte Fährüberfahrt mit Busrundfahrt. So hat man die Gelegenheit, an einem Tag einen großen Teil der Sehenswürdigkeiten mit fachkundiger Führung besichtigen zu können. Schon die Anreise in den Norden  führt in eine andere Welt, hier ist Land’s End und der gefühlt eher skandinavische Teil Schottlands. Die Fähre startet im Hafenstädtchen John o’ Groats und man kann auf der Überfahrt mit einem bisschen Glück sogar Papageientaucher und Delfine sehen.

Die Insel ist voller Stein- Zeitzeugen, sie stehen auf den Feldern oder am Dorfrand.

Das absolute Highlight ist der Ring of Brodgar. Heute sind noch 21 von ehemals 60 stehenden Steinen erhalten und mit über 100 m Durchmesser ist er der drittgrößte Steinkreis des Vereinigten Königreichs. Etwa 3000 Menschen fanden zu Zeremonien im Inneren des Ringes Platz. Um ihn herum befindet sich ein tiefer Graben.

Das große Steingrab von Maeshowe ist nach dem Lauf der Sonne ausgerichtet. In der Siedlung Skara Brae kann man aus Stein gebaute Häusern sehen, die durch schmale überdachte Gänge miteinander verbunden sind, charakteristisch für die bis 4000 v. Chr. in Nordwesteuropa vorherrschende Bauernkultur.

Die steinernen Zeitzeugen von Orkney erzählen von den häuslichen, zeremoniellen und Bestattungspraktiken einer 5000 Jahre alten Kultur, die materiellen Standards, die sozialen Strukturen und die Lebensweisen in dieser Periode der Vorgeschichte. Hier gehts zum kleinen Video.

Wer in Schottland unterwegs ist, sollte unbedingt auch den Norden und diese interessante Insel besuchen . Orkney ist geschichtsträchtig, vom Ausgrabungsfeld des jungsteinzeitlichen Dorfes Skara Brae über verschiedene Megalithenanlagen mit dem beeindruckend großen Steinkreis Ring of Brodgar bis zur jüngeren Geschichte mit dem Bootsfriedhof Scapa Flow. Dazu liegt über der Insel eine ganz besondere Stimmung, die den Hauch der alten Geschichte noch spürbarer macht.

Die Steinkreise auf Orkney sind in im Zusammenhang mit denen von Avebury und Stonehenge (England), Bend of the Boyne (Irland) und Carnac (Frankreich) zu betrachten und ich freue mich schon auf weitere Erlebnisse.

Natürlich stand auch ein Besuch der berühmten Steinkreise in England auf unserem Programm. Dabei haben wir uns ganz bewusst für den weniger touristischen in Avebury entschieden und sind von Bath aus am frühen Morgen mit Bahn und dem ganz normalen Vorortbus dorthin gereist.

Die neolithischen Stätten von Stonehenge und Avebury stehen seit 1986 auf der UNESCO-Welterbeliste. Stonehenge ist der architektonisch anspruchsvollste prähistorische Steinkreis der Welt, Avebury der größte. Die beiden Stätten wurden etwa 3700 v.Chr. errichtet und über rund 2000 Jahre für neolithische und bronzezeitliche Zeremonien und Bestattungspraktiken genutzt. Jede Stätte verfügt über einen zentralen Steinkreis und eine Henge (Erdwall und Graben) sowie einige weitere wichtige Denkmäler. In Stonehenge gehören dazu u.a. die Avenue, die Cursuses, die Durrington Walls und Woodhenge, in Avebury der Windmill und der Silbury Hill, der West Kennet Long Barrow, das Sanctuary sowie einige Hügelgräber (s.Lageplan). Stonehenge ist aufgrund der Größe seiner Megalithen, der Raffinesse seines konzentrischen Grundrisses, seiner Präzision und seiner architektonischen Gestaltung eines der beeindruckendsten prähistorischen Megalithdenkmäler der Welt. In Avebury zeugen der gewaltige Henge, der den größten prähistorischen Steinkreis der Welt beherbergt, und der Silbury Hill, der größte prähistorische Hügel Europas, von den herausragenden technischen Fähigkeiten, mit denen diese Meisterwerke der Erd- und Megalitharchitektur geschaffen wurden. Die beiden Stätten geben nicht nur Einblick in die Bestattungs- und Zeremonienpraktiken dieser Zeit , sondern sie sind wichtige Zeugnisse der prähistorischen Technologie, Architektur und Astronomie. Hier geht es zum Einführungsvideo.

Schon vom Busfenster aus sahen wir die ersten Steine auf den Wiesen bzw. Schafweiden stehen. Das kleine Dorf Avebury befindet sich mitten im Steinkreis.

Wir stiegen aus dem Bus, querten die Straße, traten durch das Weidetor und befanden uns mitten im prähistorischen Steinkreis – irgendwie schon ein überwältigendes Gefühl. Avebury ist für Besucher kostenlos und frei zugänglich, die Rundwege sind gut ausgeschildert und beschrieben.

Später querten wir auch den zweiten Weidezaun und umrundeten weiter das Dorf. So zeitig, wie wir vor Ort waren, standen wir, nur beobachtet von den Schafen, hier alleine zwischen den großen Steinen und konnten ein wenig von der Mystik des Ortes spüren.

Die Steine waren viel größer als erwartet, die meisten mehr als doppelt so hoch wie wir. Sie sind von einem tiefen Graben und einem hohen Wall (ursprünglich 6 m) eingeschlossen, der schon weithin sichtbar ist und direkt bis ins Dorf führt.

Einige Fakten zum großen, äußeren Steinkreis: Er hat einen Durchmesser von mehr als 400 m, die Megalithen sind 2 bis 5,5 m hoch und wiegen bis 40 t. Von den ursprünglich 154 Steinen sind heute noch 36 erhalten.

Im Dorf befinden sich ein Museum mit Café und Picknikplatz sowie einige hübsche Souvenirläden, die Produkte aus der Region, wie Strickwaren aus Schafwolle, Schafwollfettseife oder auch Konfitüre, anbieten. Da konnten selbst wir, trotz unserer vollgepackten Rucksäcke, nicht widerstehen.

Mitten im Dorf steht eine alte kleine Pilgerkirche.

Wir hatten die Freude, die Vorbereitungen für das abendliche Konzert miterleben zu können.

Die Sonne war höher gestiegen und Schafe machen im Schatten der jahrtausendealten Steine Mittagspause. Wir gingen eine letzte Runde zwischen den Steinen entlang, um ein wenig von der Kraft und dem Zauber dieses Ortes auf die Reise mitzunehmen. Hier ist unser kleines Video.

Ein letzter Blick zurück, dann brachte uns der Bus zurück zum Bahnhof und weiter auf der Welterberunde.

Avebury ist ein geschichtsträchtiger Ort, der über die Jahrtausende seine Mystik bewahrt hat. Das Dorf ist weit entfernt vom Touristenrummel, wenige Besucher gehen in aller Ruhe auf den Wiesen zwischen den Steinen spazieren oder sitzen vor der kleinen Wallfahrtskirche in der Sonne. Wer einen der berühmten Steinkreise besichtigen möchte und einen magischen Platz aus der weit entfernten Geschichte sucht, wird ihn in Avebury finden und eine ganz besondere Stimmung genießen können.

Mehr zu unserem Interrail-Trip gibt es in Kürze hier und die gesamte UK-Welterbetour ist hier zusammengefasst.


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