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Griechenland – Kreta Anfang April

Als Azubi steht man in der Urlaubswunschliste nicht ganz oben, also bekam ich eine Woche Anfang April. Wo komme ich da hin mit möglichst wenig Geld und viel Neuem? Mallorca und die Türkei fielen deshalb aus – Griechenland kam in den Fokus – Kreta als südlichstes Ziel. Zunächst natürlich die selbst zusammen-gestellten Bausteine (Achtung – die Lebensmittelkosten in Griechenland sind hoch, selbst einkaufen und kochen rechnet sich nicht unbedingt), dann wurden die Schnäppchenseiten verglichen und schließlich machte Ab-in-den-Urlaub das Rennen – gerade mal 330€ pro Nase mit All inclusive und Flügen ab Berlin. Natürlich Ryanair, aber mit 9€ hat man 10 kg Handgepäck dazu, was für eine Woche mehr als genug ist. Schaut mal in unsere Tipps für das Handgepäck. Ein Auto mit ordentlicher Versicherung kostet etwa 9€ pro Tag – braucht man, wenn man die Insel durchstreifen oder auch einfach den AI-Urlaubern im Hotel entfliehen will (wir hatten ein Auto von ABBYCAR über billiger-mietwagen.de). Benzin ist teuer, über 1,60€ pro Liter sind einzuplanen. Doch das Fahren macht Spaß, die Straßen sind gut, hinter jeder Ecke gibt es neue tolle Ausblicke und die Landschaft ändert sich. Es grünt und blüht am Straßenrand, die Touries sind noch in der Minderzahl und der Ansturm hat noch nicht begonnen – die Parkplätze sind noch kostenlos und die Sehenswürdigkeiten ganz und gar nicht überlaufen. Ich freue mich immer wieder, wie angenehm es doch ist, in Europa zu reisen – keine langen Kontrollen, das Handy kostet wie zu Hause und man muss auch kein Geld umtauschen. Also – kommt einfach mit und seid mit uns ganz am Anfang der Saison auf Kreta unterwegs. Wir haben zur Orientierung wieder die ADAC-Reisetipps mit im Auto (wir haben einen Fiat-Panda – wehe, einer lacht!) und werden einige Ziele davon ansteuern.

Kostenfaktor: € € € € €

Erlebnisfaktor: 😎 😎 😎 😎 😐

Interessantes über Land und Leute

Kreta ist die fünftgrößte Insel im Mittelmeer. Sie liegt 300 km vor Afrika, trennt Ägäis und Libysches Meer, ist fast 2500 m hoch und blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Die Spuren der Besatzer (Griechen, Römer, Venezianer, Osmanen) zeigen sich in der vielfältigen Architektur, Kunst und Mythologie. Die Insel ist fruchtbar, man trifft auf uralte Olivenbäume, Weinfelder und Apfelsinenplantagen. Obwohl hier fünfmal so viele Touristen herkommen wie Einheimische leben (die Bevölkerungszahl entspricht einer deutschen mittleren Großstadt), sind die Orte mehr von letzteren geprägt als von den Hotelbastionen.

Unsere Erlebnisse

Der erste Tag liegt hinter uns, das Wetter zeigt sich noch wenig urlaubsgemäß, aber Regen und Sturm haben sich inzwischen gelegt. Wir sind gestern Abend gelandet und hatten im Dunklen noch nicht viel von der Umgebung gesehen, dafür aber die Annehmlichkeiten des Hotels (Mediterranneo in Chersonisou). Die Mannschaft ist nett, das Essen spitze, doch wir als Alleine-Unterwegs-Urlauber sind immer wieder befremdet von der Sammelwut und Unvernunft vieler Urlauber am Buffett. Und so sind wir schon am Mittag dem Lärm entflohen, haben uns trotz Regens auf die Fahrt zur Südküste begeben und sind nicht enttäuscht worden. Die Berge versteckten sich zwar hinter den tiefhängenden Wolken, doch die Farben der Pflanzen und Felsen leuchteten dafür umso intensiver vor dem grauen Himmel und überall können wir die kleinen Kirchen am Straßenrand (Proskinitaria) bestaunen. Die berühmten Felsenhöhlen von Matala zu sehen war sehr beeindruckend. Schon aus dem Flieger hatten wir den Schnee auf den Bergen gesehen und unsere Pläne gedanklich angepasst – die tiefen Klamms und die hohen Berge werden Anfang April definitiv nichts.

Von Chersonisou nach Matala
Wanderung in der Imbros-Schlucht

Langsam kommt die Sonne hervor und wir starten zeitig nach Westen. Die Fahrt entlang der Nordküste ist spektakulär – links die hohen Berge, rechts die Steilküste, Klippen im türkiesen Meer, weiße Häuser, die an der Steilküste kleben, schroffe Klippen und lange Sandstrände. Je weiter man sich von Heraklion entfernt, umso idyllischer wird die Küste. Doch durch die Berge zur Südküste kommen wir in eine wahre Nebelzauberwelt, weiter oben reißen die Wolken auf und geben den Blick frei auf die schneebedeckten Gipfel. Schließlich erreichen wir an einem kleinen Restaurant den Eingang zur Klamm. Leider, und das fiel uns schon gestern auf, werden die Besucher offensichtlich für alles zur Kasse gebeten, indem man Eintrittshäuschen vor die Naturschönheiten stellt oder die Parkplätze verkaufen will – nicht übertrieben viel, aber störend so ohne Gegenleistung, wie z.B. Flyer, Infos o.ä. Wir beginnen trotzdem unsere schöne Wanderung bis zur schmalsten Stelle fast am Ende der Klamm. Wir sind fast alleine unterwegs, nur die Vögel und die kleinen Zicklein durchbrechen die Stille. Am Ende haben wir 9 Kilometer und 42 Stockwerke zurückgelegt und freuen uns auf eine Dusche und einen schönen Abend im Hotel.

Im Osten der Insel

Die Sonne weckt uns – auf in den Osten der Insel. Wir wollen zuerst zum Minoer-Palast von Zakros. Die Fahrt führt über die Berge, eigentlich sind es nach jeder Richtung etwa 150 km und die dauern 2 1/2 Stunden, bedingt durch die vielen Bergstrecken und Serpentinen. Heute ist die Strecke noch schöner als gestern, die Ausblicke auf die türkise Steilküste und die vorgelagerten Inseln und Felsen sind einfach fantastisch. Die weißen Häuser kleben in Etagen an den Felsen wie auf den Aquarellen, die im Süden gemalt wurden. Weiter im Osten nehmen die Schlammlawinen über die Straßen zu, es wird fleißig aufgeräumt. Dann kommen Überflutungen und einige Furten. Später lesen wir in den Nachrichten, dass hier nach den starken Regenfällen der letzten Tage der Notstand ausgerufen wurde – wir hatten Glück und waren bisher immer in den sonnigen Teilen der Insel unterwegs. Auch heute meint es das Wetter gut, wir durchqueren dichte Wälder, Berghänge voller Olivenplantagen, zwischen denen die Frühlingsblumen blühen und schließlich eine Strauch- und Mooshügelhochebene, auf der bunte Ziegenherden weiden. Die Abfahrt nach Kato Zakros ist spektakulär – leider sind um diese Jahreszeit keine Sumpfschildkröten im minoischen Palast, so dass wir den Ort relativ schnell wieder verlassen.

Ein voller Erfolg ist der Besuch im Palmenhain am Strand von Vai. Sie sind wirklich beeindruckend und wir sind fast alleine und genießen den Ausblick von den Felsen. (Noch ist der Parkplatz kostenlos, solltet ihr später kommen, fahrt zum historischen Itonos und wandert über den Hügel.) Auf der Rückfahrt kommen wir noch am malerischen Kloster Toplou vorbei und werfen einen Blick auf die Ausgrabungsstätten bei Pachia Ammos. Voller Bilder im Kopf erreichen wir gerade rechtzeitig vor dem nächsten Wolkenbruch unser Hotel und können nach dem leckeren Buffet den morgigen Ausflug planen.

Steigungen, Serpentinen und Stufen

Das Wetter meint es gut mit uns, auch in den Bergen soll es wolkenlos sein – also nochmals auf in den Süden, das Kloster Preveli ist unser erstes Ziel. Wir biegen von der Nord-Süd-Straße ab und umfahren die Nida-Hochebene. Die schneebedeckten Gipfel zeigen sich, die Straßenbauer kämpfen gegen die Reste der Schlammlawinen, doch in den Bergdörfern geht das Leben seinen gemächlichen Gang. In einem will das Navi abkürzen, was uns irre Fahrten durch schmalste steile Schlippen, eine halbe Stunde Fahrzeit und eine Portion Schweiß zusätzlich beschert. Doch dann kommen wir durch den grandiosen Canyon Richtung Preveli. Noch sehenswerter ist der Abstieg zur Flussmündung ins Meer nahe des Klosters sowie ein Spaziergang im Palmenhain – meiner Meinung nach ein must see! Die Bucht ist warm, fast könnte man schon baden. Wir haben noch Zeit, nicht genug für die Fahrt nach Elafonisi, aber dem roten Strand von Matala statten wir noch einen Besuch ab. Die Treppen zum Palmenhain und die Berge und Abstiege zur Red Beach haben uns immerhin 96 Stockwerke Kletterei beschert und wir haben uns damit unser Abendbrot gut verdient.

Lassithi-Hochebene

Hinter unserem Urlaubsort ragen die Berge, dazwischen liegt die landschaftlich fruchtbare Hochebene. Wir begeben uns auf die Serpentinen-Strecke. Auf Kreta sind 10% Steigung die Regel, nicht die Ausnahme! Die kleinen Bergdörfer haben noch ihren ursprünglichen Charme. Auf dem Pass in 900 m Höhe lockt ein kleines (kostenloses) Freilichtmuseum mit historischen Getreidemühlen zum Stop. Nach beiden Seiten hat man eine herrliche Aussicht bis zum Meer oder auch in die Hochebene. Diese kann auf einer Rundstraße umfahren werden. Hier oben beginnt gerade der Frühling, die Felder sind noch sumpfig, die Bäume blühen und die kleinen Zicklein staksen ihren Müttern hinterher. Wir sind fast alleine unterwegs, im Sommer ist bestimmt viel los, wovon die vielen Gaststätten zeugen. Es gibt Kirchen und Klöster und in einem der Orte die berühmte Tropfsteinhöhle, wo der Sage nach Zeus geboren sein soll.

Am Nachmittag wandern wir am (glücklicherweise) noch frühlingshaft schier ausgestorbenen Strand unseres Urlaubsortes entlang und genießen die Sonne und die schon fast sommerlichen Temperaturen.

Elafonisi

Heute starten wir zum längsten Ausflug, quer über die Insel bis ganz in den Westen. Auf diese Fahrt haben wir uns die ganze Zeit gefreut und werden mit grandiosen Blicken auf die schneebedeckten Berge belohnt. 250 km sind es bis Elafonisi, je weiter wir in den Westen kommen, umso einsamer wird es. Wir durchfahren einen tiefen begrünten Canyon, dann kommen steilste Serpentinen, von denen gerade die Stein- und Schlammlawinen beräumt werden. Der Strand von Elafonisi übertrifft unsere Erwartungen, der rote Muschelsand bildet einen krassen Kontrast zum fast grünen Meer und der türkisen Lagune. Wir spazieren über die Halbinsel, liegen im warmen Sand in der Sonne. Dann begeben wir uns auf die lange Rückfahrt, die noch ein kleines Highlight für uns bereithält – die historischen Stätten von Aptera – fahrt unbedingt auf den Berg, falls ihr vorbeikommt!

Knossos

Unser letzter Ausflug ist der Geschichte gewidmet, wir besichtigen den großen minoischen Palast von Knossos, der unweit von Heraklion und damit auf dem Weg zum Flughafen liegt. Auch wenn die Experten über die Rekonstruktionen durch Sir Artur Evans uneins sind – uns hat es gut gefallen, auch als Laie einen Eindruck zu bekommen, wie die Bauten damals ausgesehen haben könnten.

Mein Resumée: Kreta war viel interessanter und reicher an Naturschönheiten, als ich es erwartet hatte. Die Wahl eines Hotelurlaubes hat sich als beste Möglichkeit erwiesen, weite Touren und erholsamen Urlaub zu verbinden und den finanziellen Rahmen einzuhalten. Und letztlich hat der absolute Saisonbeginn uns ermöglicht, alle Orte fast alleine besuchen und genießen zu können. Deshalb – meine klare Urlaubsempfehlung für April oder Oktober!

  1. harry

    very nice presentation, great pictures and tips for Crete.

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