Wir nehmen Abschied von den Alpen und fahren gen Norden nach Baden-Württemberg. Hier erwartet uns unser nächstes Welterbe – das Kloster Maulbronn. Laura liest auf der Fahrt die wichtigen Dinge vor und so wissen wir schon, was uns in der Mitte des kleinen Örtchens inmitten der Felder und Weinberge erwartet – ein lebendiges Kloster, auf dessen Gelände neben einigen Cafés und Restaurants sowie dem Info-Center auch Stadtverwaltung und Polizei ihren Sitz haben. In der alten Klosterschule befindet sich ein Gymnasium. Gerade findet eine Trauung statt. Vergangenheit und Gegenwart gemeinsam, eine gute Idee.







Das Zisterzienserkloster Maulbronn wurde 1147 gegründet und ist der vollständigste und am besten erhaltene mittelalterliche Klosterkomplex nördlich der Alpen. Es wurde im Übergang von der Romanik zur Gotik errichtet und beeinflusste die Verbreitung der gotischen Architektur in Mitteleuropa. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster in eine Klosterschule umgewandelt, die einige berühmte Männer hervorgebracht hat. Seit 1993 gehört die Klosteranlage Maulbronn zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hier ist der offizielle Film zur Einstimmung, interessante Details findet ihr hier.




Im Informationscenter bekommen wir Flyer und Plan, dann treten wir ins “Paradies”, die Vorhalle der Kirche, ein. Bereits hier wird klar, dass das Kloster im Übergang zweier Epochen errichtet wurde. Hohe, gotische Fenster und weite Gewölbe sind mit runden, romanischen Bögen um die Fenster kombiniert und bilden eine interessante Mischung . Sonnenlicht dringt durch die Fenster zum Garten, aus dem Brunnenhaus dringt Plätschern. Es fehlen zur Stimmung nur noch die Mönche und ihr Gesang, um völlig in die Vergangenheit einzutauchen.




Wir treten in die große Kirche ein, die in einen Bereich für die Laien (Brüder) und die Mönche (Herren) unterteilt ist – man sieht es an der Ausstattung und dem Gestühl. Die Kirche ist sehr harmonisch eingerichtet und bemalt, die farbigen Bögen setzen Akzente. Später auf dem Weinberg-Lehrpfad finden wir eine Tafel, die den Ausstattungsgedanken gut beschreibt.










Wir kommen durch die Speisesääle der Mönche und Laien, vorbei an den Gärten und am Brunnenhaus* und treten schließlich, nachhaltig beeindruckt, zurück in die Sonne und die Gegenwart.
*Maulbronn soll ein bemerkenswertes Wasser-System besessen haben, man sieht heute noch neben dem Brunnen die Kanäle, leider haben wir im Flyer und auf den Tafeln keinen Hinweis gefunden . Der benachbarte Tiefe See soll der Fischzucht gedient haben.




Das Kloster versorgte sich selbst, dazu gehörten auch die Weinhänge am Klosterberg. In der Kirche sollen die Buchstaben A. v. k. l. W. h. = All voll, keiner leer (oder Kanne leer), Wein her! zu lesen gewesen sein (siehe hier), wir finden sie leider nicht. Jedoch die Wanderung am Weinberg zu unternehmen ist unsere klare Empfehlung. Noch eine Anmerkung – hier im Kloster sollen die Maultaschen als „Herrgottsb‘scheißerle“ erfunden worden sein.





Am Weg zum Kloster locken kleine Tafeln im Pflaster zum Besuch des ehemaligen Schafhofes – jetzt einer Künstlersiedlung. Wir finden eine interessante Ausstellung von Porträts ehemaliger Klosterschüler vor. Ein ausliegender Flyer beschreibt die Details.




Mein Resümee: Das Kloster Maulbronn beeindruckt wegen seiner Größe, dem guten Erhaltungszustand, der Sichtbarkeit und Nachvollziehbarkeit der Architekturepochen und vor allem wegen seiner durchgängigen Harmonie. Zusammen mit dem übrigen Gelände, dem Weinbergpfad und dem Künstlerhof, bietet es eine tolle Mischung aus Geschichte und Natur für einen gelungenen Tag. Einen lebendigen Klosterkomplex zu schaffen ist ein ungewöhnliches, aber durchaus gutes Konzept zum Erhalt der vielen schönen Fachwerkgebäude. Leider schafft es das Team offensichtlich nicht, die Einhaltung der Corona-Regeln im Kloster selbst durchzusetzen, schade! Weiterhin bedauerlich fanden wir es, dass die Preise im Örtchen welterbemäßig hochgerechnet sind. Fazit: Ein wunderschöner Tag mit kleineren Unebenheiten.
Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper.
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