Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D, AT – Grenzen des Römischen Reiches

Der Römische Limes bildete die Grenzlinie des Römischen Reiches in seiner größten Ausdehnung im 2. Jahrhundert n. Chr.. Er erstreckte sich über 5.000 km von der Atlantikküste im Norden Großbritanniens bis zum Schwarzen Meer und von dort bis zum Roten Meer und über Nordafrika bis zur Atlantikküste. Bis heute sind Überreste in Form von Mauern, Gräben, Kastellen, Festungen, Wachtürmen und zivilen Siedlungen erhalten. Teile der Strecke wurden ausgegraben und teilweise rekonstruiert. In Deutschland befinden sich zwei Limesabschnitte mit einer Länge von 550 km, in Großbritannien der berühmte 118 km lange Hadrianswall, in Schottland die 60 km lange Festung des Antoniuswalls.

Obergermanisch-Raetischer Limes

Dieser Teil des Römischen Limes steht gemeinsam mit dem Hadrians- und Antoniuswall seit 1987 auf der UNESCO-Welterbeliste. Er verläuft zwischen Rheinbrohl am Rhein und Eining an der Donau und wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. in mehreren Etappen errichtet. Mit seinen Festungen, Mauern, der vernetzten Infrastruktur und der zivilen Architektur gibt er Auskunft über die Entwicklung der römischen Militärarchitektur in zuvor weitgehend unbebauten Gebieten und bietet so einen authentischen Einblick in die Welt der Antike vom späten 1. bis Mitte des 3. Jahrhunderts. In weiten Teilen folgte der Limes einer willkürlichen Gerade, unabhängig von den topografischen Gegebenheiten und beweist damit die römische Präzision bei der Vermessung. Der Limes war nicht nur ein militärisches Bollwerk, sondern auch eine wirtschaftliche und kulturelle Grenze zwischen der romanisierten Welt und den germanischen Völkern. Mehr Details gibt es hier und ein Einführungsvideo hier.

Ich starte gegen Mittag bei recht kühlem und regnerischen Wetter und dem üblichen Stau auf den Autobahnen gen Süden. Doch dann beginnt die Rheinromantik und die Fahrt beginnt mir Spaß zu machen.

Das Römerkastell in Boppard

ist mein erstes Ziel. Es befindet sich inmitten dieses romantischen Rhein-Wein-Städtchens. Laut Beschreibung befand sich hier eine große Kaserne.

Ich nutze die Gelegenheit für eine Runde durch den hübschen Ort mit seinen Fachwerkhäusern und den Weinschänken, wo die einheimischen Tropfen eifrig verkostet werden. Hier ist mein kleines Video.

Ich fahre weiter durch das Rheintal und ein Stück in die Weinberge und genieße den Ausblick. Hier verläuft der Limes-Wanderweg.

Mainz – Römisches Theater und Drususstein

Mainz erreiche ich am späten Nachmittag und laufe zunächst zur Zitadelle, wo sich die Römerspuren befinden. Das endet leider mit einer Enttäuschung, denn der Drususstein in der Zitadelle ist wegen eines Konzerts nicht zugänglich und das Römische Theater eine Baustelle. Normalerweise gibt es hier aber einen Info-Kiosk.

Bis zum Auto zurück muss ich einmal quer durch die hübsche Altstadt laufen, ein Weg, der sich wirklich lohnt.

Ich übernachte mit Blick auf den Rhein.

Der ist hier, wie des Öfteren, ein Grenzfluss, allerdings zwischen zwei Städten. Am Abend des ersten Tages bin ich mit meinem Start Go-South 2.0 sehr zufrieden. Hier ist mein kleines Video.


Kastell Großkrotzenburg

Am Morgen starte ich zunächst nach Großkrotzenburg, wo das Wasser des Mains die natürliche Grenzlinie bildete. Neben einigen Säulen am Limes-Radweg gibt es im Ort ein Museum.

Meine Strecke geht weiter nach Süden, ich fahre einige hundert Kilometer und noch mehr Stunden eigentlich immer am Limes entlang und in Richtung der Donau. Dabei wird mir besonders deutlich, wie groß das Reich der alten Römer gewesen sein muss. Die waren einst mit weniger PS, dafür aber ohne Baustellen und Stau hier unterwegs. Auf den letzten 50 km komme ich durch eine recht ländliche Gegend, hier wird Hopfen angebaut und so viele quasi Hopfenwälder habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Die ganze Gegend scheint dem Limes und den Römern verschrieben, es gibt hier eine Limes-Therme und -Rad- und Wanderwege. Dann stehe ich endlich vor dem

Römerkastell Abusina-Eining

Das ist nun ein echtes Highlight auf der Limes-Tour. Was die kleine Gemeinde hier auf die Beine und für die Besucher kostenlos zur Verfügung gestellt hat, ist wirklich beachtens- und erwähnenswert. Das große Gelände mit den Resten der Mauern der römischen Bebauung ist gepflegt und mit vielen Informationstafeln und einen Aussichtsturm versehen und ich erfahre bei meinem Rundgang viel Neues.

Meine letzte Station an diesem Teil des Limes ist der

Römerpark Sorviodorum Straubing

Den muss ich etwas suchen, letztlich entpuppt er sich als eine Ausgrabungsstätte mit Abenteuerspielplatz und Bänken, Picknicktischen und Blumenwiese zwischen Siedlung und Krankenhaus. Es gibt viele Informationen und zur Ausschmückung stehen einige Repliken von römischen Schätzen aus dem Museum in Augsburg am Rande des Geländes. Mein kleines Video ist hier.

Donaulimes

Der westliche Abschnitt des Donaulimes steht als gemeinsames Welterbe von Deutschland, Österreich und der Slowakei seit 2021 auf der UNESCO-Welterbeliste. Er umfasst fast 600 km der Grenzanlage des Römischen Reiches ab dem Zusammentreffen des Obergermanisch-Raetischen Limes mit der Donau bis zum Schwarzen Meer. Durch die Auswahl von maßgeblichen Befestigungs- und Infrastrukturelementen spiegelt das Welterbe die Besonderheiten dieses Teils der römischen Grenze wider. Mehr Informationen gibt es hier.

Ich habe bereits in der Slowakei im Westabschnitt des Donaulimes das Kastell Gerulata besucht, auf dieser Reise fahre ich zu einigen Zeugen anderer Limesabschnitte.

In der Nähe von Deggendorf komme ich zum

Museum Quintana in Künzing

In dem kleinen Ort kann ich selbst keine Ausgrabungen entdecken, doch das Museum befindet sich im Rathaus und hier hat man sich doch viel Mühe mit der Geschichte gegeben. Neben der Replique eines Meilensteins stehen hier Stereoskope, die einen Blick auf die römischen Stadttore liefern.

Mein letzter Ort in Deutschland und zunächst auf der Limes-Tour ist

Passau

Ich komme am späteren Nachmittag über die Brücke in Passau und bin begeistert. Was für eine schöne Stadt. Die Altstadt liegt malerisch an beiden Seiten des Inn-Ufers und ich begebe mich auf einen Stadtbummel.

Das Römermuseum im Kastell Biotro befindet sich mitten in der Altstadt. Es schließt leider schon recht zeitig.

Den Römischen Wachturm suche ich später wirklich lange und entdecke seine Grundmauern dann durch den Zaun inmitten des Geländes der örtlichen Kläranlage.

Passau ist für mich eine echte Überraschung und ich genieße die goldene Stunde für einen Bummel durch die Gassen und Plätze und Blicke von der Brücke auf die Altstadtsilhouette. Hier ist mein kleines Video.

Ich übernachte am Inn kurz hinter der österreichischen Grenze und habe einen malerischen Blick auf eine Burg.

Am Ende meiner Tour durch Österreich besuche ich in der Nähe des Neusiedler Sees den Ort Petronell Carnutum mit seinem

Heidentor

Das imposante Bauwerk steht mitten zwischen den Feldern unweit des kleinen Ortes. Auch hier führt eine Römer-Radroute vorbei. Es gibt ausführliche Beschreibungen und, was mir besonders gefällt, neben dem Modell einen Blick durch ein Fenster mit den einstigen Umrissen. (Video)

Resümee

Die Zeugen der Römischen Grenzanlagen in den zwei Welterben sind sehr vielfältig und bieten mit ihren durchweg ausführlichen Beschreibungen auch dem Laien ein anschauliches Bild davon, was sich einst an diesen Orten befunden hat. Hut ab, wie immer, vor den Archäologen, die das alles erforscht und geliefert haben. Sicher ist es eine gute Idee, z.B. eine Radtour oder auch Wanderung entlang der Limes-Abschnitte zu unternehmen und dabei die Stätten zu besichtigen. Ich fand das Römerkastell Abusina und das Heidentor besonders eindrucksvoll. Zusammen mit den Museen oder den umgebenden Orten sind natürlich Boppard, Mainz, Künzig, Passau und das österreichische Burgenland durchaus einen ausführlicheren Besuch wert.

Die gesamte Tour go-south 2.0 ist hier beschrieben. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt. Der Umbau meines Dacia Dokker als Minicamper ist hier detailliert nachzulesen. Dobbys nach und nach angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch in diesem megaheißen Sommer bewährt. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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