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Sachsen – zu Fuß entlang der VIA REGIA

Die VIA REGIA ist seit mehr als 2000 Jahren die älteste und längste Handelsstraße zwischen Ost- und Westeuropa. Sie verbindet Kiew im Osten, Vilnius und Brügge im Norden mit Santiago de Compostela im Westen. Auf 4500 km verläuft sie durch acht europäische Länder und wurde als Zeichen der Verbindung Europas zur Europäischen Kulturstraße ausgezeichnet.

In Sachsen beginnt die Strecke an der Altstadtbrücke in Görlitz und schließt sich an den polnischen Jakobsweg an. Bis Vacha in Thüringen verläuft auf kleinen Wegen entlang der VIA REGIA der ökumenische Pilgerweg, der für Wanderer wie mich mit schmalem Geldbeutel auch ohne kirchliche Bindung Pilgerherbergen für eine kleine Spende bereithält. Und so starte ich am einzigen Regenwochenende dieses Sommers meine Wanderung.

Die Vorbereitung: Görlitz ist mit der Bahn gut erreichbar. Zur Wanderung reicht eine mittlere Ausstattung mit Funktionswäsche, einer dünnen Isomatte und Schlafsack für die Pilgerherbergen. Die Strecke verläuft durch kleine Dörfer, so dass man immer mal Gelegenheit zum Einkaufen hat. In den Herbergen gibt es in der Regel Kochgelegenheiten, manchmal sogar ein paar Basics für das Frühstück oder die Wirtin bietet Abendessen an. Die Kosten reichen von einer Spende (5€) bis 15€ mit Mahlzeit. Ihr benötigt wie oben beschrieben eine eigene Unterlage auf die Matratzen (dünne Iso-Matte) und einen eigenen Schlafsack. Den Zutritt zu den Herbergen bekommt ihr nur mit einem Pilgerausweis, den sächsischen gibt es hier oder den internationalen hier (und für die Kurzentschlossenen – in der Peterskirche in Görlitz). Kauft euch unbedingt den Pilgerführer mit Wegbeschreibung und Herbergsadressen, den bekommt ihr zugeschickt oder in der Peterskirche in Görlitz, wo es auch den ersten Stempel in euren Pilgerausweis gibt. Die Herbergen von unterwegs anzurufen ist empfehlenswert, so erfahrt ihr, ob ein Platz frei ist und wie ihr an den Schlüssel kommt. Den Etappenverlauf gibt es auch hier zum Download aufs Smartphone oder als Wanderführer. Für euer Smartphone empfehle ich eine Powerbank mitzunehmen (diese ist mit Solar und hat sich gut bewährt). Aus meiner Sicht wichtig für die Planung – Die Strecke verläuft meist auf kleinen Wegen durch Felder und Wälder und ist damit ein gutes Stück länger als die Entfernungs- und Zeitangaben in Maps! Belohnt wird man dafür mit malerischen Ausblicke und Einblicken in abgeschiedene Dörfer des Hinterlandes.

Es geht los – Schaut euch, bevor ihr euch auf die Strecke begebt, unbedingt das historische Zentrum von Görlitz an.

Meine erste Etappe ist von mehr oder minder heftigen Regengüssen begleitet. Auch an das Alleine-Laufen muss man sich erst einmal gewöhnen und den eigenen Rhythmus finden. Es geht durch winzige Dörfer, Felder und Wälder. Die erste große Pause ist in der Hochsteinbaude auf den Königshainer Bergen. Ich komme langsamer voran als gehofft und bin froh, endlich das Pfarrhaus in Buchholz zu erreichen, wo die Herberge mit Dusche und eigener Küche ausgestattet ist. Hier treffe ich auch eine Wanderin, so dass der Abend mit einem Gedanken- und Erfahrungsaustausch nett ausklingt.

Der Weg führt weiter Richtung Bautzen, der sorbischen Hauptstadt. Die Sonne beginnt die Felder zu trocknen und die Stimmung zu heben.

Weiter geht es Richtung Kloster Sankt Marienstern, das leider 18:00 Uhr keine Pilger mehr einlässt und ich übernachte trotzdem sehr schön und in netter Gesellschaft in der Pilgerherberge Crostwitz, wo es für die müden Wanderer in der Pilger-Oase im Garten Kekse, Tee und Abendessen gibt.

Am nächsten Morgen geht es weiter zum wunderschönen Kloster Sankt Marienstern, wo sich auch eine längere Auszeit anbietet. Mein Weg führt mich danach relativ unspektakulär nach Kamenz, das mich aber mit vielen interessanten Bauwerken entschädigt und einer der schönsten Orte meines Weges ist.

Ich übernachte in Schwosdorf, wo ich heute der einzige Gast bin und den Herbergs-Luxus alleine genießen kann. Leider geht meine Wanderzeit zu Ende und meine letzte Etappe führt mich wieder zu einem Bus/ Bahnhof Richtung Heimat.

Meine erste (Pilger)-Wanderung war für mich sehr interessant und ich bin froh, dass ich gestartet bin und auch durchgehalten habe. So langsam unterwegs sieht man Dinge, die sonst nicht bemerkt werden und man hat Zeit, über vieles nachzudenken und den Kopf frei zu bekommen. Probiert es einfach selber mal aus – auch hier, quasi gleich um die Ecke und mit geringem Aufwand gibt es viel zu entdecken. Wenn man sich die Etappen richtig plant, bietet der Weg für jede Kondition eine entspannte Auszeit, neue Erfahrung und ist vielleicht der Anstoß für einen der großen Pilgerwege oder eine weitere Wanderung.

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