Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – UK – London

Der Großraum London beherbergt vier der bekanntesten Welterbestätten im Vereinigten Königreich. Am Beginn und Ende unserer Rundreise haben wir einige Tage hier verbracht und dabei nicht die üblichen Touristenhotspots, sondern diese vier Orte auf ganz besondere und ihnen entsprechende Art und Weise besucht.

Wir haben England, Schottland, Nordirland und Wales mit Zügen und einem Interrail-Ticket bereist und hatten, bevor wir mit dem Eurostar durch den Tunnel nach London fuhren, einen wunderbaren Zwischenstopp in Brüssel, der uns so richtig auf die Welterbetour eingestimmt hat. Hier sind einige Eindrücke – mehr von meinem früheren und längeren Besuch in Brüssel gibt es in diesem Beitrag und hier ist unser kleines Besuchsvideo.

Am Abend eines langen Anreisetages kamen wir recht glücklich in London St.Pancras International und unserem Hostel im quirligen und stimmungsvollen Camden an. Camden ist der perfekte Übernachtungsort, wenn man von oder nach St. Pancras bzw. Kings Cross reist, wir konnten das Hostel sogar fußläufig erreichen.

Unseren ersten Tag in London begannen wir zur Einstimmung mit einem Spaziergang entlang der Themse, einem Besuch der Bank of England, um unsere alten Pfund noch zu tauschen und einer tüchtigen Portion London-Flair.

Und danach ging es zu den Welterbestätten.

Der Palace of Westminster, die Westminster Abbey und die St. Margaret’s Church verkörpern gemeinsam die Geschichte einer der ältesten parlamentarischen Monarchien der Gegenwart. Das gesamte Ensemble steht seit 1987 auf der UNESCO-Welterbeliste. Direkt an der Themse im Herzen Londons gelegen, symbolisieren sie Monarchie, Religion und Macht. Die ikonische Silhouette des Ensembles ist ein wesentlicher Bestandteil der britischen Identität und der Klang vom „Big Ben“ wird regelmäßig auf der ganzen Welt ausgestrahlt. Trotz der Veränderungen im Laufe der Geschichte, seit Eduard der Bekenner im 11. Jahrhundert seinen Palast und seine Kirche auf Thorney Island errichtete, haben sie ihre ursprünglichen Funktionen und spielen eine zentrale Rolle in Gesellschaft und Regierung. Die Abtei ist der Ort, an dem Monarchen gekrönt, vermählt und begraben werden und eine nationale Gedenkstätte. Hier finden tägliche Gottesdienste, große nationale Feste und kulturelle Veranstaltungen statt. Der Palace of Westminster ist nach wie vor der Sitz des Parlaments und die Kirche St. Margaret als integraler Bestandteil des Komplexes die Pfarrkirche des Palace of Westminster und seit 1614 die Kultstätte des Sprechers und des Unterhauses. Ein Einführungsvideo gibt es hier.

Am Vormittag sind die Plätze rings um das Parlamentsgebäude und vor den Kirchen voller Besucher- Touristen, aber auch einheimische, die ihre Mittagspause auf der Grünfläche verbringen.

Doch am Abend, als die Sonne die Fassaden golden färbt, hört man den Schlag von Big Ben ungestört über den Platz hallen. Hier ist mein kleines Video.


Wir haben am allabendlichen Even-Song in der Westminster Abbay teilgenommen und sie so in ihrer eigentlichen Bestimmung als Kirche erleben und die ganz besondere Atmosphäre des Ortes genießen dürfen. Natürlich waren dabei keine Fotos erwünscht.

Die Presseabteilung der Abbay hat uns dankenswerterweise einige schöne Innenaufnahmen für diesen Blog zur Verfügung gestellt*.

*Fotoquelle: Dean & Chapter of Westminster

Auch die Houses of Parliament boten uns ein besonderes Erlebnis, denn wir haben als Besucher einer Sitzung des House of Commons sowie des House of Lords beiwohnen können. Schon beim Eintritt in die Westminster Hall wird man sich der Bedeutung und Würde des Ortes bewusst. Die mittelalterliche Halle wurde 1097 für Wilhelm II. errichtet und war zu dieser Zeit die größte Europas. Das eindrucksvolle Hammerbalkendach misst 20,7 x 73,2 m und stammt von 1393. Heute finden hier gemeinsame Ansprachen vor den beiden Kammern des britischen Parlaments und auch die feierlichen Staatsbegräbnisse statt.

Nicht minder beeindruckend sind die Sitzungen des Ober- und Unterhauses, die in den traditionellen historischen Räumen und nach der althergebrachten Etikette erfolgen. Fotos sind bei den Debatten natürlich nicht erlaubt, doch hier gibt es einige weitere Eindrücke.

Die 1759 gegründeten Königlichen Botanischen Gärten in Kew stehen seit 2003 auf der UNESCO-Welterbeliste. Dank der Arbeiten vieler international bekannter Landschaftsarchitekten veranschaulichen sie die bedeutenden Epochen der Gartengestaltung vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Seit ihrer Gründung leisten die Gärten durch umfangreiche botanische Sammlungen (konservierte Pflanzen, lebende Pflanzen und Dokumente) einen bedeutenden Beitrag zur Erforschung der Pflanzenvielfalt, der Pflanzensystematik und der Wirtschaftsbotanik. Das englische Landschaftsgartenkonzept des 18. Jahrhunderts wurde in ganz Europa übernommen und Kews Einfluss auf den Gartenbau und die Botanik verbreitete sich ab der Zeit der Leitung durch Joseph Banks in den 1770er Jahren international. Aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen zwei großen Gewächshäuser mit Eisenrahmen, die zu Vorbildern für Wintergärten auf der ganzen Welt wurden. Weitere Elemente aus dem 18. und 19. Jahrhundert, darunter die Orangerie, Queen Charlotte’s Cottage sowie Tempel, Beete, Teiche und besondere Sichtachsen zeugen von der Entwicklung des Gartens vom königlichen Rückzugs- und Vergnügungsort zum nationalen botanischen Garten. Das Einführungsvideo gibt es hier.

Das absolute Highlight eines Besuchs in den Kew Gardens sind natürlich die Gewächshäuser mit ihrer umwerfenden Pflanzenvielfalt und -Schönheit.

Man kann bis zu den Spitzen der Pflanzen steigen und all die wundervollen Blüten in Ruhe aus der Nähe betrachten.

Ebenso beeindruckend sind im Außenbereich die verschiedenen Blumenarrangements.

Ein Spaziergang durch die Parks mit ihren imposanten uralten Bäumen ist Balsam für die Seele. Der Baumwipfelpfad war leider noch geschlossen.

Und immer wieder sind es die Blicke auf die Elemente der Gärten, die alle Besucher faszinieren. Hier ist unser kleines Video.

Greenwich steht als Ort des Royal Observatoriums sowie seiner besonderen Architektur seit 1997 auf der UNESCO-Welterbeliste. Über die Entwicklung der Astronomie und Navigation berichtet dieses Einführungsvideo. Das Queen’s House von Inigo Jones war das erste Palladio-Gebäude in Großbritannien und inspirierte die klassische Häuser und Villen im ganzen Land. Nach einem Plan von Christopher Wren wurde im späten 17. Jahrhundert das Royal Hospital erbaut, das zu den herausragendsten Barockgebäuden Englands zählt und der Königliche Park ist ein Meisterwerk symmetrischer Landschaftsgestaltung auf unregelmäßigem Gelände.
Die astronomischen Arbeiten des Royal Observatory, insbesondere der Wissenschaftler Robert Hooke und John Flamsteed, ermöglichten die genaue Messung der Erdbewegung und der Entwicklung der globalen Navigation. Das Observatorium ist heute die Basis für das weltweite Zeitzonensystem.

Bei einem früheren London-Besuch haben wir den Null-Meridian und das Marine-Museum besucht.

Bei der diesjährigen Welterbe-Runde führte uns ein Abendspaziergang durch Greenwich und wir konnten neben den beleuchteten Gebäuden auch die schönen bunten Lichtspiegelungen des modernen Canary Wharf in der Themse bewundern. Hier gibt es ein kleines Video.


Der Londoner Tower ist das international bekannteste Denkmal und eines der symbolträchtigsten Bauwerke Englands. 1066 errichtete Wilhelm der Eroberer den Weißen Tower als Demonstration der normannischen Macht strategisch an der Themse, wo er sowohl als Festung, als auch als Tor zur Hauptstadt diente. Heute ist er das vollständigste erhaltene Beispiel eines Festungspalastes aus dem 11. Jahrhundert in Europa. Kontinuierliche durch die jeweiligen Monarchen genutzt, diente er der Verteidigung der Nation, der Aufzeichnung und der Münzprägung. Ab dem späten 13. Jahrhundert war der Turm ein wichtiger Aufbewahrungsort für offizielle Dokumente und wertvolle Güter der Krone. Seit dem 17. Jahrhundert werden die Kronjuwelen im Turm aufbewahrt. Der Tower war Schauplatz einiger der bedeutsamsten Ereignisse in der europäischen und britischen Geschichte, aber auch von Folter und Hinrichtungen. Seit 1988 steht der Tower of London auf der UNESCO-Welterbeliste, hier gibt es eine ausführliche Beschreibung und ein Einführungsvideo.

Dies und vieles mehr erfährt man bei einer Besichtigung, die sicher jeder Londonbesucher, wie wir natürlich auch vor einigen Jahren, auf seinem Plan hat. Schon von außen ist die Festung beeindruckend.

Wir hatten an unserem letzten Tag in London die Gelegenheit und große Freude, an der allabendlichen Ceremony of the Keys teilnehmen zu können. Nur eine begrenzte Zahl an Teilnehmern darf nach Ende des eigentlichen Betriebs noch einmal in den Tower, streng kontrolliert und begleitet durch einen Yeoman Warder (das sind die Wächter des Towers und früher Leibwächter des Königs). Hierbei wird man unweigerlich in den Bann der alten Tradition gezogen, die hier seit über 700 Jahren ohne Ausnahme pünktlich und in gleicher Form abläuft. Während der eigentlichen Zeremonie sind keine Fotos erwünscht, danach durften wir aber noch ein paar Minuten die Stimmung einfangen. Hier ist unser Video.

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