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Marrakesh für eine Woche

Zwischen Tausendundeiner Nacht und dritter Welt, zwischen Gebetsrufen vom Minarett, Schlangenbeschwörern und Marktständen, zwischen Muslimen und Juden, zwischen Prunk und Armut.

Diesen März hat es mich hierher verschlagen – ich musste raus, meine Freundin hatte sich hier für ein paar Monate nieder gelassen und ich brauchte Sonne.  Gesagt, getan.

Wissenswertes

Marrakesh, auch die “Rote Stadt” genannt liegt im Südwesten von Marokko. Knapp 1.000.000 Menschen leben hier und wuseln durcheinander. Es gehört zu den vier Königsstädten Marokkos. Die Altstadt wurde 1985 zum Unesco Weltkulturerbe ernannt.

Zu den bedeutenden Gebäuden gehören der Kasbah und die Koutubia-Moschee als größte Moschee Marrakeschs aus dem 12. Jahrhundert. Weiterhin die alte Koranschule Medersa Ben Youssef und zahlreiche alte Paläste. Zum Wandeln und Meditieren laden die beiden wundervollen Parkanlagen Menara Garten und die Agdal -Gärten ein.

Besonders am Abend beeindruckt die Djeema el Fna – hier versammeln sich Markthändler, Schlagenbeschwörer, Affenhalter und Gaukler. Jeden Abend werden unzählige Buden mit Grills und kleinen Küchen aufgebaut, um auch wirklich jedem Gaumen zu gefallen. Jeden Morgen ist hiervon nichts mehr zu sehen.

Auch die Neustadt ist einen Besuch wert – mit einem Mal fühlt man sich nach Europa versetzt. Die Architektur und auch Auswahl an Einkaufsmöglichkeiten erinnert eher an Spanien oder Portugal als Afrika. Es findet sich H&M, McDonald’s, hippe Bistros, die mit Bio-Produkten und Detox-Säften locken – ein krasser Gegensatz zu den Suqs und Straßenhändlern der Altstadt.

Besonders beeindruckt haben mich neben dem weitreichenden Leder- und Wollhandwerk, die Kräuterläden. Ähnlich alter Apotheken stehen hier Gläser und Fässer mit unterschiedlichsten Gewürzen und Tinkturen. Doch das eigentlich interessante ist, dass man hier auf wahre Meister ihres Faches trifft. Geht man mit verstopfter Nase, unreiner Haut, Durchfall oder sonstiger Beschwerden hinein, bekommt man sofort eine ausführliche Beratung und selbstverständlich Kostproben und Tee. Besonders bekannt ist Argan-Öl. Für Haut und Haar eine wahre Wohltat und geröstet auch für Salate und zum Braten geeignet.

Anreise und Übernachtung

  • am einfachsten ist sicherlich der direkte Flug zum Flughafen von Marrakesh: von Düsseldorf ist man in knapp vier Stunden für nur 106€ dort (Achtung bei “Billigfliegern” muss Gepäck eventuell zugebucht werden, Preise gecheckt auf Skyscanner für Juni 2018)
  • man sollte sich auf reichlich Wartezeiten an der Passkontrolle einstellen – zwei Stunden habe ich bei der Einreise gewartet, beim Ausreisen hat mir mein Online-Ticket leider nichts genutzt, insgesamt vier mal muss man anstehen – hier also genug Zeit einplanen
  • vom Flughafen und auch in der Stadt gibt es Taxen mit Festpreisen – Flughafen in die Stadt etwa 10€, Altstadt zur Neustadt eta 5€, nach 20.00 bzw. 21.00Uhr gibt es einen Nachtzuschlag – wer Zeit hat, auch mal mit mehreren Fahrern zu verhandeln, kann ggf. auch günstiger unterwegs sein
  • natürlich kann auch über Land von jeder anderen marokkanischen Stadt gefahren werden: hier gibt es Busse (Supratours, CTM) und Bahnen (ONCF)
  • Übernachten kann man in allen Preisklasse – im 16 Bett Dorm für etwa 6€ inklusive spartanischem Frühstück ist sicher die günstigste Variante (Hostelworld), man kann es sich aber auch im feinen Hotel mit Spa oder in einem Appartement mit Pool gemütlich machen (Booking, Airbnb)

Was ich erlebt habe

Ich bin nun also für eine Woche nach Marokko geflogen  und habe es mal ganz grundlegend versucht – im Hostel mitten in der Stadt. Suqs und Altstadt waren in Laufentfernung, Frühstück gab es über den Dächern von Marrakesh. So verbrachte ich einige Tage damit, zwischen den Markständen entlang zu schlendern, den typischen Tee – Schwarztee mit Minze und viel Zucker – zu trinken, zwischen Einheimischem am Straßenrand für wenig Geld kulinarische Köstlichkeiten zu probieren (für 0,70€ kann man frisch frittiertes Brot mit köstlicher orientalischer Linsensuppe essen). Natürlich sind hier preistechnisch nach oben keine Grenzen gesetzt. Gerade am großen Marktplatz gibt es Aufschlag, dafür kann man sich im Café Paris das Spektakel und den Sonnenuntergang hinter dem Minarett von oben betrachten. Um einen Eindruck des Prunks der vergangenen Zeiten zu erhalten, besichtigte ich den Bahia-Palast. Für nur einen Euro Eintritt kann man hier durch die verschiedenen Zimmer und Innenhöfe mit Springbrunnen und tollen Gärten wandeln.

Entgegen meiner Vorstellung ist das Wetter im Frühjahr noch sehr gemischt. Bei starkem Regen verbrachte ich daher einen Tag mit lesen und philosophieren.

Was mir vorher nicht klar war, aber wohl an der mangelnden Vorbereitung meinerseits lag, ist, dass es gerade in der Stadt viele Touristen auf das leicht zu erhaltenden Haschisch abgesehen hatten. Es ist nicht legal, doch an fast jeder Ecke zu kaufen. Das nur als Hintergrundinfo, denn ich war überrascht, dass gerade junge Leute tagelang rauchend das Hostel nicht verließen.

Von Marrakesh aus kann man zahlreiche Ausflüge buchen – hierzu am besten an der Rezeption nachfragen. Hotels haben oftmals Verträge mit Tourguides und können die Abholung organisieren. Wer abenteuerlustiger ist, kann natürlich auf das Internet befragen. Ein paar Tage in der Sahara oder Tagestouren zu den Ouzoud-Wasserfällen waren während meines Aufenthaltes die beliebtesten. Außerdem von fast jedem wahrgenommen: bis zu drei Stunden im Hammam entspannen und massieren lassen (die Preise variieren hier zwischen 30 und 60€, so gefunden auf tripadvisor.com). Ich habe mich für einen Tagesausflug nach Essaouira entschieden. Eine vierstündige Busfahrt (für 8€) von Marrakesh entfernt, liegt diese Stadt an der Atlantikküste Marokkos und ist für den Fischfang bekannt. Anders als in Marrakesch sind die Gebäude hier weiß gestrichen. Insgesamt ist sie touristischer, aber gleichzeitig gemütlicher und familiärer. Bei tollem Wetter beobachtete ich die Fischer beim Flicken der Netze und aß frische Fischsuppe in der Sonne.

So verging die Zeit wie im Flug und am letzten Tag ging es noch daran, Mitbringsel und Andenken zu kaufen – hier MUSS man handeln, das wird erwartet und die Preise sind sonst geradezu unverschämt. Am besten funktioniert das ganze auf Französisch, dennoch klappt Englisch in den Städten auch ganz gut.

Also, wer einmal nach Afrika ohne viel Aufwand und lange Flugzeiten möchte, sich von orientalischen Gerüchen, Geräuschen und Bräuchen bezaubern lassen mag, dem lege ich Marokko ans Herz.

 

 

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