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Lofoten im April – Wetterumschwünge im Nordland-Archipel

Uns hat dieses Jahr wieder die Nordlandliebe gepackt. Also ging es aus dem Trubel des Berufsalltags geradewegs in den tiefenentspannten Norden – genauer gesagt auf die wunderschöne Inselgruppe der Lofoten.

Wir haben festgestellt, dass die Reaktionen auf das Reiseziel ziemlich genau in zwei Gruppen eingeteilt werden können – “Wo/Was ist das?” und “Wow, Neid!”

Deswegen hier ein paar Eckdaten: Die Lofoten liegen nördlich des Polarkreises in Norwegen, die größte Stadt und Verwaltungssitz ist Svolvær, die (süd-)östlichste Stadt ist Å i Lofoten und heißt genau so wie der letzte Buchstabe des norwegischen Alphabets. Insgesamt sind es etwa 80 Inseln, wir haben die sieben größeren erfahren. Die Inseln sind per Fähre erreichbar oder über die Europastraße E10, die ab der Tjeldsundbrücke etwa 270 km bis Å mit mehrfachen Über- und Unterquerungen von Fjorden und Meer verläuft. Das Wetter war (wahrscheinlich besonders im Frühling) inselmäßig wechselhaft – während unseres Roadtrips im April 2024 konnten wir in einem Moment vor Schnee/Hagel kaum sehen und im nächsten brach die Sonne durch die Wolken und ließ die oberste Schneeschicht wieder schmelzen. Die Temperaturen bewegten sich (außer natürlich auf den Bergen) zwischen 5 und 10° C. Unmittelbar vom türkisen, glasklaren Meer aus erheben sich steile, schwarzgraue Berge, auf den zum Teil wenigen Metern dazwischen sitzen gelbe und rote Fischerhäuser. Gelb-grüne Moose, bräunliche Flechten und dunkelgrüne Nadelbäume mischen sich dazwischen, im Sommer kommen pinke Lupinen dazu. Achja, und dann gibt es noch weiße Sandstrände, die man eher in der Karibik verortet hätte. Damit sind die Landschaft und das Flair auch für Nordland-Erfahrene etwas ganz besonderes.

Unsere Reise haben wir über journaway gebucht, die mit ihrem Angebot sämtliche selbst recherchierten Preise unterboten haben. Das schöne daran ist: die Basics der Planung (Flug-, Hotel-, Mietwagenbuchung) wurden uns abgenommen, aber bei den Details, dem genauen Verlauf und wie wir unsere Tage ausgestalten wollten, waren wir völlig frei. Hier schon einmal ein großes Lob an die fantastische Hotelwahl, besser hätten wir es auch nicht machen können.

Doch jetzt nehmen wir euch mit auf knapp 1250 km über Brücken, durch Tunnel, auf Berge, zu Leuchttürmen und an die schönsten Strände.

Tag 1 – Anreise

Nachdem Laura am Vortag aus Düsseldorf nach Halle (Saale) angereist war, starteten wir unseren ersten Urlaubstag um 02.30 Uhr. Die Flüge waren ab Berlin – wir mussten also einige Stunden für die Bahnfahrt einplanen. Alles lief wie geschmiert und wir landeten mit einigen Skifahrern am Nachmittag am Flughafen Harstadt/Narvik. Lustig: der CheckIn inklusive Gepäckabgabe sind bei SAS automatisiert. Kein Anstehen an Schaltern, sondern online einchecken und Gepäckanhänger am Automaten ausdrucken und aufs Band “werfen”. Trotz drei Flügen gab es keine einzige Passkontrolle. Europa ist schon cool.

Die Autoübernahme war schnell und problemlos – interessanterweise bekommt man hier nur Hybridwagen und keinen reinen Verbrenner. Da ist uns Norwegen mal wieder einen Schritt voraus. Kurze Zeit später machten wir bei einem kleinen Auto-Missgeschick Bekanntschaft mit der Hilfsbereitschaft der Einheimischen, die sofort mit anpackten, sodass wir schon bald wieder “on the road” waren. Kurzer Abstecher in den Supermarkt und dann ab ins erste Hotel – das Scandic Harstad. Wunderschön, zentral in Harstad gelegen, unmittelbar am Hafen und in sehr fahrbarer Entfernung zum Eingewöhnen am ersten Tag. Da das Hotel keine eigenen Parkplätze hat, lernten wir, dass hier die Abrechnung überall über die App EasyPark funktioniert. Mit der App kann man die Parkgebühren bezahlen, berechnen lassen, was man vorraussichtlich zahlen muss, Parkdauer auch aus der Ferne verlängern und schon vorher die Parkplatzsituation am Zielort ausspähen. Sie wies uns aber außerdem den Weg zu einem am Wochenende kostenlosen Parkhaus. Doch das beste kam am nächsten Tag: ein unfassbar abwechslungsreiches, tolles Frühstücksbuffet. So kann man den Urlaub starten.

Tag 2: Eingewöhnung auf Hinnoya

Wir haben noch eine zweite Nacht im Scandic Harstad und beschließen, den Tag ruhig anzugehen – schließlich kommen wir ja auch aus dem Arbeitsalltag – aber natürlich wollen wir trotzdem etwas sehen.

Nach einem Rundgang durch den niedlichen Ort steht der Besuch einer alten Wehrkirche (ob tatsächlich als solche benutzt oder nur zur Abschreckung wie eine gebaut, da scheiden sich anscheinend die Geister) etwas nordöstlich von Harstad an. Drinnen ist das klotzige Gebäude wiederum filigran verziert mit einer Rokkoko-Chorwand und Kreidemalereien sowie einer der ältesten Orgeln Norwegens. Die Trondenes Kirche ist außerdem die nördlichste Steinkirche in Norwegen.

Daneben befindet sich das Historische Zentrum mit einer Ausstellung über die Zeit seit den Wikingern bis ins 20. Jahrhundert und einem Wikingerdorf in der Außenanlage. Die Austellung ist gebührenpflichtig, aber das Dorf können wir so besichtigen und mit ein bisschen Phantasie ist uns klar, wie liebevoll es unter den Schneemassen angelegt wurde.

Wir überlegen, ob wir es wagen wollen, noch bis Fjordalen zu fahren – dort gibt es ein paar der ältesten Bäume Norwegens in einem großen Kiefernwald, machen allerdings mit der Tatsache Bekanntschaft, dass man hier dem Navi befehlen sollte, Fähren zu vermeiden, wenn man keine Überraschungen erfahren möchte …

Wir fahren also nur bis zum Gezeitenfluss Vika bei Straumen und überqueren auch die architektonisch besondere Brücke auf die kleine Insel Kvaeoya. Auf dem Rückweg halten wir an der Küste nördlich von Harstad an, wo wir ein tolles Panorama aus kleinen weißen und roten Hütten am Wasser und den Bergen dieser und der nächsten Insel haben.

Tag 3 – 225 km auf Hinnøya und Austvågøya

Nun geht es so richtig “lofotig” los! Wir starten nach einem ausführlichen Frühstück zunächst über die Insel Hinnoya, haben nochmal einen wunderschönen Blick zurück auf die Tjeldsundbrücke an einem Picknickplatz neben der um diese Jahreszeit wenig befahrenen Straße (hier) und können uns an der wunderschönen Küste bei Lødingen auf die typischen Blicke, die uns die nächsten Tage lieb und teuer werden sollen, einstellen – teils sandige, teils rundsteinige Strände und schroffe Berge im Hintergrund. Kurz nach dem Abzweig nach Lødingen unterquert ein Flüsschen die Straße von links nach rechts mit einem kleinen Wasserfall.

So richtig gehen die Lofoten an der Raftsundbrücke los, bevor wir die überqueren, biegen wir noch schnell zu diesem Ausguck ab. Dann ab über die Brücke und direkt danach wieder ab nach Hanøy. Ein niedliches kleines Fischerdorf mit einem Hafen, der sich im spiegelglatten Wasser reflektiert – überhaupt wird das ein Motto in diesem Urlaub – durch die Fjorde als natürliche Wellenbrecher machen wir die schönsten Spiegelfotos.

Weiter geht es zurück auf der E10, den nächsten Abstecher machen wir zum Hessand Strand bei Fiskebøl.

Das nächste Highlight ist der Rastplatz Austnesfjorden – von hier hat man einen wunderschönen Blick auf die Sildpolnes-Kirche auf einer kleinen Halbinsel im Fjord, dahinter das obligatorische, zur Zeit schneebedeckte Bergpanorama. Ganz nebenbei auch der erste Rastplatz mit Toilette auf unserer Tour, davon gibt es ab jetzt ein paar und im Sommer sind auch alle geöffnet und dann sehr gut vertreten.

Weiter nach Svolvær, wo unsere Unterkunft für die nächsten paar Tage in einem der restaurierten alten Fischerhäuschen vorn auf den Steinen sein wird. Es ist noch etwas früh am Tag, deswegen fahren wir direkt weiter in “das Venedig des Nordens” Henningsvaer – bei diesem Titel sind unsere Erwartungen entsprechend hoch.

…und werden nicht enttäuscht! Nach einem kurzen Stopp am Rørvikstranda, wo ein Wasserfall an den Strand führt, fahren wir die kurvige, einspurige Straße zunächst bis an die Landspitze und dann über zwei hochbogige Brücken auf die Inseln von Henningsvaer. Diese Brücken werden uns in den nächsten Tagen noch öfter begegnen – von ihnen hat man einen schönen Ausblick und dann geben sie auch noch von Ferne ein tolles Fotomotiv ab! Letzteres bemerken wir besonders, als wir uns nach einem Stadt- bzw. eher Hafenrundgang bis zu den Klippensteinen beim Fußballstadion angesichts des momentweise fantastischen Wetters entschließen die mehr als 200 Höhenmeter zum Aussichtspunkt über Henningsvaer (eine Abwandlung zur Strecke zum Festvagtind, auf Komoot zu finden) anzutreten. Dort können wir Angeberfotos machen mit Blick auf das kleine Archipel, dann schnell wieder runter, denn der Wind ist immer noch schneidend kalt! Der Fußballplatz von Henningsvaer ist wegen seiner tollen Lage auf einer Landzunge und entsprechend Meer zu beiden Seiten weltbekannt und die Klippensteine bieten einen wunderbaren Vordergrund vor dem Leuchtturm.

Auf dem Rückweg fahren wir bei der Lofotenkathedrale, der Varga-Kathedrale, vorbei, die leider geschlossen ist (vermutlich auch durch die Winter-Öffnungszeiten) und versuchen einen schönen Blick auf das Lofotenmuseum zu bekommen, dann endlich geht es zur Unterkunft Svinoya Robuer. Robuer sind die Fischerhütten, wie wir herausfinden, wörtlich übersetzt Ruder-Häuser, die ursprünglich für Gastfischer errichtet und an einigen Orten der Inseln für Touristen modern renoviert wurden, ohne ihren urigen Charme einzubüßen. Wir essen mit Blick auf den sich im – mal wieder – glatten Wasser spiegelnden Berg und die auf den Schären sitzenden Vögel, dann stellen wir uns unsere stündlichen Wecker, denn auch wenn es heute eher wolkenverhangen ist, wollen wir keine Chance auf Nordlichter verpassen – when in Lofoten …

Leider diesmal kein Glück, aber wir haben ja noch ein paar Tage oder vielmehr Nächte.

Tag 4: Auf nach Å (Alternativ: Auf der Suche nach Zimtschnecken)

Heute steht auf dem Plan, bis an den letzten über die asphaltierte Straße zu erreichenden Ort namens Å zu fahren. Ursprünglich dachten wir, wir heizen runter und schauen uns alles andere auf dem Rückweg an, dann macht uns das wunderbare Wetter allerdings einen Strich durch die Rechnung – was zu Beginn des Tages noch Schnee-/Hagelstürme auf dem auch bei diesem Wetter (oder gerade bei diesem Wetter?) beeindruckenden Ausblick vom Torvdalshalsen Rastplatz war, wird kurze Zeit später Sonnenschein, der die Farben intensiv leuchten lässt, so dass wir in Hamnøy dringend doch anhalten müssen. Dort sind auf zwei kleinen Inseln, die man wieder über hochbucklige Brücken überquert, erst rote ( auf Rundkulten) und dann gelbe (auf Sakrisøya) Holzhütten. Man muss ein bisschen gucken, wo man gut parken kann, wir haben bei dem zur Zeit noch niedrigen Touristenaufkommen Glück, im Sommer muss man für das Foto eine etwas weitere Laufstrecke in Kauf nehmen, wie Conny letztes Jahr berichtete.

Weiter geht es zum nächsten Ausguck über Reine, das auf seiner Halbinsel eine Bucht fast vollständig umschließt und gegenüber ist Hamnøy noch zu sehen. Hier ist eine Aussichtsplattform, das Auto muss man etwas weiter die Straße herunter abstellen, die von der E10 abgeht. Im April 2024 war auf der E10 von diesem Abzweig bis zum nächsten Ort Moskenes eine Baustelle mit Ampel.

Dann aber schnell weiter, jetzt wirklich erstmal nach Å, dort gehen wir vom zentralen Parkplatz erstmal zum wirklich letzten Stück Asphalt und über die angrenzenden rundgewaschenen Steine und blicken auf die weiteren Ausläufer der Insel Moskenesoya sowie die anschließenden, nur per Schiff zu erreichenden Inseln Mosken und Værøy (für den Blick auf Røstlandet ist Værøy im Weg). Dann drehen wir eine kleine Runde vor zur Hafenmole und zur historischen Bäckerei, die angeblich die besten Zimtschnecken verkaufen soll … leider hat aber auch die im Winterhalbjahr geschlossen. Wenigstens der kleine Laden im Fischereimuseum hat offen. Der Besitzer erklärt uns und den übrigen beiden Touristen, dass es erst zwei Orte weiter wieder etwas zu Essen zu kaufen gäbe und lacht. Wir bekommen also zwar keine Zimtschnecken, aber wenigstens eine Karte, um unsere Route einzutragen und verschicken Postkarten.

Bevor wir die Stadt verlassen, machen wir noch die obligatorischen Fotos am Ortsschild, dann auf ins übernächste Städchen Sorvagen, dort führt ein kleiner, wie es scheint, nicht allzu häufig gegangener Weg über die Hügel zum Leuchtturm bzw. alten Leuchtfeuer Glåpen Fyr. Wieder mal ein toller Ausblick und die Meeresluft weht um die Nase.

Weiter nördlich auf der Insel Moskenesøya gibt es einen Nationalpark, den man von der Insel Flakstadøya aus erreichen kann. Am Abzweig von der E10 in Richtung Flagstad halten wir auf dem kostenlosen Parkplatz, um schöne Fotos von unserem Highlight zu machen: den Brücken, die hügelig über mehrere Inseln zum anderen Ufer führen. Drumherum sind mehrere kleinere Inselchen angeordnet, allesamt gelb-grün vor türkisem Wasser. Wir fahren noch bis zum Nationalparkeingang, es ist aber schlichtweg zu kalt und auch inzwischen ein bisschen spät, um noch eine große Wanderung zum Beispiel zum Kvalvika Strand zu starten. Wir fahren stattdessen zum feinen und tropenartig weißen Sandstrand in Ramberg und stecken dort todesmutig die Füße ins Wasser!

Auch an unserem nächsten Ziel Nusfjord gelten noch Winter-(nicht)-Öffnungszeiten, deshalb hat auch hier die historische Bäckerei (die wir für ein paar der ebenfalls angeblich weltbesten Zimtschnecken auch durchaus heimgesucht hätten) nicht geöffnet. Das Café im Dorf macht auch schon 17 Uhr zu, das muss man beachten, wenn man einen Besuch plant. Wir allerdings können auch dem zimschneckenlosen, dafür aber leeren Nusfjord für unsere Fotos durchaus etwas abgewinnen!

Noch ein Zwischenstopp an der roten Stabkirche von Buksnes, dann geht es nach Hause. Nicht jedoch ohne vorher zumindest im Supermarkt unseren Zimtschneckenmangel auszugleichen und direkt noch für die nächsten Tage einzukaufen – eine voll ausgestattete Küche muss man schließlich nutzen.

Nach dem Essen und Fotos sortieren, bauen wir wieder unsere Nordlichtbeobachtungsstation im Wohnzimmer auf und tatsächlich wird unser stoisches (diesmal halbstündliches) Aufstehen belohnt. Der Zwei-Uhr-Wecker bringt einen grünen Schimmer am Himmel über den roten Holzhütten zum Vorschein! Es sind nicht die größten und intensivsten Nordlichter der Welt, aber für uns die ersten des Jahres und macht uns nur noch mehr Lust auf die nächsten Nordlandreisen (denn die sind bereits geplant)!

Tag 5: Um Vestvågøya und Gimsøya (Alternativ: Zimtschnecken die Zweite/ Zimtschnecken gefunden)

Morgens entscheiden wir uns nach einem spektakulären Sonnenaufgang, bei dem wir von den Steinen vor unserem Häuschen die schönsten Bilder machen können (leider ca. 5 Uhr morgens und die Finger frieren ein) – und einem ausführlichen Zimtschneckenfrühstück aus dem eigenen Backofen – für einen kleinen Spaziergang von unserer vor Svolvær vorgelagerten Insel Svinøya bis zur Spitze der Insel Kjeøya zur Fiskerkona zu laufen, einer Steinfigur im Wasser vor der Hafenmole, die auf die Rückkehr von Männern und Söhnen wartet. Dazu gehen wir durch das Werftgelände und direkt zwischen den Fischgestellen des Dörrfisches hindurch, der gerade Saison hat – schon wieder fragen wir uns, wieso dort eigentlich keine Möwen ran gehen? Außerdem ist auf unserer Insel das Mausoleum und eine Büste des Lofotenmalers Gunnar Berg (so beschrieben wirkt das riesig, tatsächlich ist es ein kleines, weißes Grabhäusschen mit Blick auf den Fjord und die Schären).

Ansonsten ist heute “Strandtag”, will heißen: wir fahren auf Vestvågøya und immer wieder von der E10 ab, um uns die sehr unterschiedlichen Strände an der Nordküste der Insel anzuschauen. Wir machen Abstecher zum Hafen von Borgvag, der für seinen maroden Scharm und verfallene Holzhütten als Fotomotiv bekannt ist.

Weiter geht’s nach Eggum, wo wir an einer alten Festungsanlage, die im zweiten Weltkrieg wohl als Radarstation diente, parken (auf Parkgebühren/ Eintritt zum Naturschutzgebiet achten). Von dort kann man eine ca. 15 minütige “Wanderung” zwischen einem See und dem aus größeren runden Steinen bestehenden Strand bis zur Statue eines aufs Meer schauenden Frauenkopfes namens “Head” unternehmen.

Und wieder weiter zum Surferparadies Unstad, wo tatsächlich ein paar verrückte Norweger in Neoprenanzügen im Wasser sind, was wir beim Picknick dick eingepackt nur bestaunen können. Und diesmal stimmt es, wir bekommen tatsächlich die besten Zimtschnecken – mit brauner Butter, etwa so groß wie unsere Gesichter und extra aufgewärmt (allerdings auch für einen Preis, der sich sehen lassen kann), aber das war es uns wert und unser Zimtschneckenbedarf ist damit auch vorerst gedeckt.

Auf dem Weg nach Uttakleiv nehmen wir noch die weißen, eher tropisch wirkenden Sandstrände Vik und Haukland mit. Es ist jetzt schon toll und muss im Sommer fantastisch sein. In Uttakleiv gibt es auch einen Sandstrand, wir wollen hier aber die Drachenaugen finden. In kleinen Wasserpools in den von den schäumenden Wellen rundgewaschenen Felsen, liegen natürlich geformte Steinkugeln und natürlich ist alles türkis und blau.

Das war der letzte Stopp an der Nordküste für uns, ab jetzt wollen wir die schroffere Südküste der Insel erkunden. Man verpasst zu viele Highlights und tolle Blicke, wenn man nur die Route über die Küstenstraße F815 fährt, wenn man aber wie wir einen zweiten Tag Zeit hat, um nur diese Insel zu erkunden, empfehlen wir diese Straße ausdrücklich. Wahrscheinlich bekommt diese Seite der Insel weniger Witterung ab, denn alles scheint irgendwie spitzer und kantiger als im Norden und man sieht somit nochmal eine andere Seite der Lofoten.

Auf dem Rückweg – wir können gar nicht fassen, wie wohlgesonnen uns das Wetter schon den ganzen Tag ist – fahren wir noch eine Runde auf der Insel Gimsøya, die wir auf dem Hinweg nur schnell überquert haben. Unser Ziel ist zuerst ein verfallenes Haus mit dem Graffiti “Butterfly” des anonymen Künstlers Pøbel, der inzwischen überall in der Welt unterwegs ist und der hier seine Wurzeln hat. Wir stellen am nächsten Morgen fest, dass wir auch noch ein weiteres seiner Bilder hätten sehen können, nämlich am Hafen von Henningsvær (neu für uns: Wikipedia verlinkt manche Bilder mit den Koordinaten auf einer Open Street Map) und machen uns am nächsten Morgen kurzerhand auch dorthin nochmal auf (man muss dafür an der Südseite des Hafens bis ganz ans Ende und dann um den runden Tank herumgehen – die Arbeiter, an denen wir vorbeigehen, scheinen das schon zu kennen und wirkten wenig irritiert).

Zurück zum heutigen Tag auf Gimsøya: Wir fahren weiter bis zum Hafen in Hovsund, wo wir die rechteckige Hafenmole entlang gehen (etwa bis zur Hälfte, danach ist der Weg nicht unbedingt mehr für das risikofreie Begehen ausgelegt). Das nunmehr Zwielicht ist perfekt für das grau-blaue Farbspiel mit kleinen roten Farbtupfen dazwischen. Auf dem Rückweg machen wir Halt bei der weißen Gimsøykirche (Achtung, die Zufahrts-“Straße” ist mit Schlaglöchern gesegnet), und dann ab nach Hause!

Tag 6: Alles auf Anfang / Zurück nach Narvik

Schweren Herzens machen wir uns auf den Rückweg – hier könnte man auch noch mehr Zeit verbringen. Andererseits haben wir wirklich viele der schönsten Winkel der Inseln abgeklappert und man soll ja aufhören, wenn’s am Schönsten ist … oder so. Wir machen also unseren vorhin beschriebenen Abstecher zurück nach Henningsvær und fahren dann mit ein paar Zwischenstopps, an denen wir die Ausblicke jetzt nochmal bei tollem Sonnenschein genießen können, zurück nach Narvik. Neu dabei ist unser Mittagspunkt am Hafen von Lødingen und ein Fotopunkt mitten im Fjord bei Austre Kanstad. Wehmütig fahren wir über die Tjeldsundbrücke von den Inseln herunter.

Wir wählen nach dem Flughafen die kleinere Küstenstraße und kommen noch am Steinhuset – einer Art klitzekleiner Steinkirche mit Wandmalerei und ausgewaschenen Wasserbecken in den Klippen vorbei. Dann geht es ganz schön bergauf zur letzten Unterkunft.

Unsere Unterkunft ist ca. 60 km hinter dem Flughafen das Basecamp Narvik, das im Skigebiet liegt und mit bodentiefen Fenstern am Berghang klebt – eine perfekte Aussicht auf Berge und Fjord ist also zum Sonnenuntergang gesichert. Bevor wir am nächsten Tag zum Flughafen aufbrechen, suchen wir uns noch die (für diese Jahreszeit) schönsten Attraktionen des Ortes heraus.

Tag 7: Abflug von Narvik

Nachdem wir unsere Koffer final gepackt haben, verabschieden wir uns mit den letzten Besichtigungen: Ein Wasserfall, der zum Teil mitten im Plätschern eingefroren zu sein scheint, eine aus der Steinzeit erhaltene Elchmalerei auf einem Stein und ein paar Aussichtspunkte auf die geschwungene Hålogaland-Brücke.

Wir stellen jetzt, wo wir beides vergleichen können fest, dass Festlandnorwegen, auch an den (Fjord-) Küsten und gar nicht so weit entfernt, direkt weniger kuschelig und irgendwie großspuriger wirkt, nicht schlechter, nur anders – ein Grund mehr, die Lofoten auf eier Norwegenreise nicht auszulassen!

Ein paar Reisetipps für die Lofoten insgesamt:

  • Wenn man wie wir eher nachmittags/ abends ankommt, lohnt sich eine Unterkunft in Flughafennähe, da man keine Gelegenheit verpassen sollte, die Landschaft in mehr als nur Scheinwerferlicht zu sehen.
  • Als Startpunkt für Sternfahrten eignet sich Svolvaer sehr gut, da es sich in etwa mittig auf den Lofoten befindet.
  • Wer im Frühling unterwegs ist, ist mit Schneekleidung nicht schlecht bedient, denn selbst wenn die Straßen schon frei sind, kann man sich so etwas entspannter auf ein paar größere Wanderungen begeben. Mütze, Schal, Handschuhe und Regenjacke (!) sind auch für kürzere Abstecher Pflicht.
  • Im Frühling zu reisen bringt einige Vorteile mit sich: freie Straßen und Parkplätze direkt daran, keine Leute, die einem ins Foto laufen und wahrscheinlich auch eine breitere Auswahl an Unterkünften (bzw. auch Stellplätzen für Wohnmobile und Camper), allerdings muss man damit rechnen, dass Museen und Läden gar nicht oder mit stark verkürzten Öffnungszeiten geöffnet haben.
  • Tanken lohnt sich in Svolvaer bzw. an der Selbstbedienungstankstelle Straumgard, da es sowohl weiter in Richtung  Å, als auch auf dem Festland deutlich teurer wird.
  • Parkplätze sind oft über die EasyPark-App organisiert (genauer gesagt haben wir keinen einzigen Parkautomaten gesehen, entweder es war frei, oder man hat sich schnell mit der App am jeweiligen Ort eingeloggt). Mit einem kleinen wenig Suchen im Voraus findet man auch welche, die z.B. für eine Stunde kostenlos sind. Zu unserer Reisezeit konnte man über Nacht (19 bis 8 Uhr) in Harstad auf allen EasyPark-Plätzen kostenlos stehen und in einem Parkplatz neben der Bibliothek sogar das ganze Wochenende – solche Sachen sind vielleicht in der Hauptreisezeit etwas anders, aber die App schafft zumindest Planungssicherheit.
  • Eine Reise auf die Lofoten sollte gut vorbereitet sein und die Karte mit Punkten bestückt, damit man sie, teils nah aneinander gelegen oder eben genau nur über diesen oder jenen Abzweig erreichbar, nicht verpasst. Wir haben dafür viel Inspiration auch von den folgenden Blogs geholt: Nordlandblog.de und Phototravellers.de

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