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Tirol für Einsteiger und die, die es werden wollen

Erneut dem Ruf einer neuen Hindernislauf-Herausforderung folgend ging es diesmal zum Kurzurlaub nach Tirol.

Die Spartan-Trifecta stand in Oberndorf an, Punkt eins war also eine Unterkunft in der Nähe zu finde. Wieder einmal half airbnb und wir fanden ein nettes Appartement, Hunde erlaubt. Danach ging die Recherche los: Was macht man alles in Tirol? Auf dem Programm stand schnell Wandern, Tauchen im Gletschersee, Wasserfälle ansehen und wenn es noch möglich wäre Canyoning.

Die Anreise planten mit dem Auto: Hunde, Tauchausrüstung etc. waren ein Grund, die lange Fahrt von Düsseldorf auf uns zu nehmen.

Los ging es Anfang September, eine heikle Jahreszeit, aber wir waren auf alles vorbereitet und gewillt uns von keiner Witterung die Laune verderben zu lassen. Wir starteten ganz zeitig, damit wir noch vor dem Berufsverkehr an allen großen Städten vorbei wären und kamen tatsächlich mittags im beschaulichen Kitzbühel an. Am ersten Tag standen nach dem Auspacken nur eine Runde mit den Hunden und Orientierung in der Stadt an. Hier gibt es eine Seilbahn zum Hahnenkamm, diese schlägt aber mit 25€ zu buche, für uns stand daher schnell fest, dass wir den Kamm die Tage mal erlaufen würden. Eine kleine Runde drehten wir schon am Nachmittag. In Kitzbühel selbst ist alles zu finden, was den Urlaub versüßt. Delikatessenläden, Supermärkte, Sportläden, Designer, nette Bäckereien, ein Schwimmbad mit Spa, Mountainbikeverleihe und natürlich sämtliche Geschäfte und Verleihe für die Skisaison. Wir machten uns auf die Suche nach erschwinglichen Preisen, in der Stadt zahlt man gut das anderthalbfache bis doppelte der deutschen Preise und beim Bäcker auch durchaus 20% des Preises dafür, dass das Brot geschnitten wird, aber der Euro Spar ist durchaus angemessen. Es fällt auf, dass es viel mehr Bio-Obst und -Gemüse gibt und das äußerst normalpreislich.

Am Abend gab es ein Bier von der örtlichen Brauerei und weitere Recherche. Tauchen schränkte sich schnell auf wenige Seen ein, einige waren schlichtweg über zwei Stunden Fahrt entfernt und der besonders angepriesene Fernsteinsee und Samarangersee sind in privater Hand und nur zu betauchen, wenn auch zwei Übernachtungen im Hotel des Eigentümers gebucht werden. Wir entschieden uns für den Zellersee, dazu aber später mehr.

Für den nächsten Tag ging es auf die Suche nach einem geeigneten zu besteigenden Gipfel. Der Großglockner lockt natürlich, ist aber nur was für erfahrene Eiswanderer mit entsprechender Ausrüstung. Zudem kostet die Straße zum Startpunkt 36€ Tagesgebühr. Der Bischof mit 2127m erschien uns geeignet. Hunde sollte man nicht mitnehmen, da ein Teil der Strecke auf dem Kamm entlang geht und nur mit Kletterei zu erreichen ist. Daher ging es vor dem Frühstück auf eine etwa einstündige Tour zum Einsiedler, entlang eines kleines Baches mit Wasserfällen.

Danach begaben wir uns trotz Nebel und Nieselwetter nach Aurach. Vom Wildparkparkplatz startet man die Tour. Auf den ersten Kilometern ist die größte Schwierigkeit den zahlreichen Tretminen, die die Kühe hinterlassen, auszuweichen.

Nachdem man die Hochwildalmhütte passiert hat, wird es anstrengender mit teilweise klettersteigartigen Abschnitten. Gespenstisch wirkte es inmitten der Wolken zu wandern. Dieses eigenartige Gefühl nur wenige Meter weit zu sehen und die unheimliche Ruhe entschädigten für den fehlenden Ausblick. Die letzten 45 Minuten waren für nicht schwindelfreie eine wahre Herausforderung. Es ging auf dem Kamm mit teils nur 20 cm links und rechts bis zum Abhang entlang und dann steil direkt am Fels hinauf. Der Blick auf das riesige Gipfelkreuz und das liebevoll gestaltete Gipfelbuch machten es absolut wert.

Ein langes Ausruhen vor dem Abstieg ist schwierig, denn der Wind bläst die Wolken erbarmungslos über den Berg und veranlasste uns dann auch den nicht minder beschwerlichen Abstieg anzutreten. Nach etwas mehr als sechs Stunden ist es dann geschafft und man kann sich glücklich und stolz auf den Rückweg und in die heiße Dusche begeben.

Der nächste Tag beginnt ungeplant: Tauchen wegen des schlechten Wetters war angesagt, nun scheint die Sonne und lässt die Berge magisch glitzern. Das ist also mit dem wechselhaften Wetter in Tirol gemeint.

Dennoch der Tagesplan stand und nach einem kurzen Morgenspaziergang auf den Hausberg begaben wir uns auf die einstündige Fahrt zur Tauchschule Zell am See. Wir erlebten einen wunderschönen Tauchgang im niedrigen Wasser, aber mit allerhand Fischen (der Zeller See ist der fischreichste See in Tirol), riesigen Hechten und einem gesunkenen Tretboot. Hier wurde uns allerdings bestätigt, dass ein Tauchgang im klaren Wasser des Samaranger Sees ungeschlagen wäre, die Übernachtungen im anliegenden Hotel also wohl gut eingesetzt wären – na beim nächsten Mal. Wieder trocken gab es im Anliegenden Hotel einen Kaffee auf der sonnenüberfluteten Terrasse. Damit war das eigentliche Tagesprogramm abgehakt.

Das wundervolle Wetter ermunterte uns einen weitern Gipfel zu erklimmen. Hilfreich ist hier Bergfex inklusive App. Das Kitzbüheler Horn mit 1996 m ü NN lockt mit einem 360° Blick auf die umliegenden Dreitausender. Hierauf führt eine Panoramastraße – wie könnte es in Österreich anders sein, muss die Zufahrt bezahlt werden und das nicht zu knapp (10€ pro PKW und nocheinmal 3€ pro Person, diese 3€ können allerdings im Alpenhaus als Gutschein zum Verzehr eingelöst werden – Stand September 2018). Abenteuerlustig wie wir sind, war das keine Alternative. Also Sack und Pack und Hunde ins Auto (die Hunde waren vorher mit einem Hunderucksack ausgestattet worden, um Napf, Wasser, Leckerlies selbst zu tragen). Ein Nebenweg führt bis zum Berggasthof Hagstein. Dort darf nur für die Dauer der Einkehr geparkt werden. Aber am Straßenrand können mutige ihr Auto auch länger parken. Der Weg nach oben war steil und zu Beginn auf einer Schotterpiste dann auf Asphalt, teils zwischen Kuhherden entlang und belohnte mit wahnsinnigen Ausblicken.

Ab dem Alpenhaus ging es durch den liebevoll angelegten Alpenblumengarten – während der Blütezeit muss das ein kleines Paradies sein. Den Gipfel zu erreichen umgeben von den höchsten Bergen Tirols – ein atemberaubendes Gefühl. Ein Kaffee in der Sonne im Gipfelhaus (wir bekamen sogar einen geschenkt, da der Kartenleser defekt war und wir nicht genügend Bargeld für zwei dabei hatten – vielen Dank an dieser Stelle dafür).

Dann begann sich die Sonne zu senken und der Abstieg machte es uns aus nicht leichter, aus zwei Gründen – es war steil und Asphalt und ich konnte mich nicht satt sehen an Bergen im Sonnenuntergang. Nach erneut 15 km und knapp 900 m in die Höhe und wieder runter Wandern waren nicht nur die Hunde pflastermüde.

Bei anhaltend tollem Wetter zog es uns heute zum Krimmler Wasserfällen. Mit einer Fallhöhe von 380 m über drei Stufen sind sie die höchsten in Europa und die fünfthöchsten der Welt. Da wir immer nach Großem suchen, perfekt. Los geht es in Krimml. Es gibt einige Parkplätze zum Bezahlen, doch direkt am Ortseingang ist auch ein gebührenfreier Parkplatz gewiesen. Am unteren Ende informieren die Wasserwelten Krimml zum Thema Wasser und Wasserfälle. Der Eintritt zum eigentlichen Wanderweg kostet für Erwachsene 4€. Hiermit wird der wirklich toll ausgebaute Weg mit vielen Aussichtsplattformen in Stand gehalten. Etwa anderthalb Stunden dauert der teils sehr steile Aufstieg. Immer wieder offenbaren sich wunderschöne Ausblicke auf den Wasserfall. Einmal zeigt sich sogar ein Regenbogen.

Ganz oben angekommen, gibt es auf Steinen direkt am Fluss Picknick und der Abstieg beginnt. Trotz der vielen Touristen, was sonst nicht unser Ding ist, hat sich der Tag absolut gelohnt. Mit vielen ausgiebigen Pausen zum genießen der atemberaubenden Aussicht haben wir etwa drei Stunden gebraucht – also absolut machbar und diesmal auch nur etwa 450 Höhenmeter.

Dann ein Abschlusskaffee und Richtung zuhause. Unterwegs sahen wir am Straßenrand das Speckdorf: ein großer Laden in welchem diverse Speck- und Fleischspezialitäten verkostet werden können. Die eigenartige Mischung mit Discountwaren machten dabei gar nichts. Danach die müden Hunde nach Hause gebracht und weiter nach Oberndorf einen Blick werfen, welche Hindernisse schon zu sehen sind. Die Vorfreude stieg schließlich fast schon stündlich. Dann ein Wiener Schnitzel und Käsespätzle essen und ab Richtung Sofa.

Der letzte Tag vor dem Renn-Wochenende begrüßte uns mit dichten Wolken und Nebel. Das war uns aber eigentlich ganz recht, wir hätten sonst vor lauter Eifer den Pausentag nicht eingehalten. Also starteten wir nur zur Wanderung auf den Hausberg, den Hahnenkamm. Auf dieser gefährlichen Abfahrt findet jährlich das Hahnhenkammrennen statt und so musste wir die Strecke doch einmal angehen. Sehr idyllisch lag da der Ort inmitten der tiefhängenden Wolken und versüßte den steilen Anstieg. Leider wurde es zunehmend ungemütlicher und wir entschieden bei mehr und mehr Regen nach etwa dreiviertel der Strecke am Gschöss umzudrehen.

Nach dem Auftauen und trocknen in der Wohnung beschlossen wir noch einmal Proviant für die Läufe zu kaufen und anschließend endlich einmal ein Stück Sachertorte zu essen. Unsere Vermieterin empfahl uns zu diesem Zweck das Café Praxmair, ein wunderschön uriges, altgedientes Café. Wir verspeisen also in unserer stillen Ecke die Sachertorte und plötzlich guckt da jemand um die Ecke, der mir doch gewaltig bekannt vor kommt. Und tatsächlich verrät Google, dass Hansi Hinterseer aus Kitzbühel stammt. Beim Herausgehen konnte ich dann sogar ein Foto mit ihm machen. Ob die Musik nun jeden Geschmack trifft oder nicht – ein Foto mit den Größen der Stadt ist immer was und war dann der krönende Abschluss des Tages.

Die nächsten beiden Tage standen ganz unter dem Stern der Spartaner – wir liefen, sprangen, kletterten, trugen Sandsäcke in insgesamt drei Läufen unterschiedlicher Länge an zwei Tagen etwa 50 km mit über 5000 Höhenmetern in etwas über elf Stunden. Danach tat einfach jeder Knochen weh, aber der Stolz überwog bei Weitem: Die Spartan Trifecta an einem Wochenende und dann auch noch in Tirol ist schon etwas, auf das man stolz sein darf. Demnächst gibt es hier für die Interessierten noch einen Artikel über OCR, die Hintergründe und verschiedenen Läufe.

Am Abend des zweiten Tages ging es dann auch leider wieder ans Einpacken und am nächsten Morgen sehr früh auf die Piste. Doch Tirol verabschiedete sich noch mit wunderbaren Panoramen und sagte: Das war nicht das letzte mal. Bis bald!

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