Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – P – Prähistorische Felsmalereien im Côa-Tal

Ich fahre von der Grenzstadt Elvas meine längste zusammenhängende Strecke in Portugal den ganzen Nachmittag leng über schmale Straßen nach Norden bis zu den Felszeichnungen im Côa-Tal. Ich hatte mir überlegt, von diesem transnationalen Welterbe den portugiesischen und größeren Teil zu besuchen und im Nachgang betrachtet eine gute Wahl getroffen. Doch zunächst suche ich in der Stadt Vila Nova de Foz Côa vergeblich nach dem Welterbezentrum. Das ist eine historische Stadt und ich bin schlichtweg an einem Kreisverkehr dem Hinweis zum falschen Museum gefolgt. Nachdem ich das Welterbe-Museum gefunden habe, erlebe ich dort einen fantastischen Sonnenuntergang hinter dem Fluss und ab dem Morgen beginnt der Regen, der mich die ganze Zeit in Portugal begleiten soll.

Die beiden prähistorischen großen Fundorte von Felsmalereien im Côa-Tal (Portugal) und Siega Verde (Spanien) befinden sich an den Ufern der Nebenflüsse des Flusses Douro, Agueda und Côa, und stehen seit 1998 auf der UNESCO-Welterbeliste. Das Gebiet beherbergt das bemerkenswerteste Ensemble paläolithischer Kunst auf der Iberischen Halbinsel. Hier wurden Hunderte von Felstafeln mit Tausenden von Tierfiguren (5.000 in Foz Côa und etwa 440 in Siega Verde) gefunden. Die Felsgravuren wurden von 22.000 – 8.000 v.Chr. (vom Jungpaläolithikum bis zum letzten Magdalénien/Epipaläolithikum) in die Klippen und Wände der Höhlen geritzt. Die Felsmalereien von Foz Côa und Siega Verde dokumentieren die kontinuierliche menschliche Besiedlung seit dem Ende der Altsteinzeit und tragen entscheidend zum Verständnis des sozialen, wirtschaftlichen und spirituellen Lebens unserer frühen Vorfahren bei. Hier gibt es ein interessantes Einführungsvideo.

Ich fahre stundenlang auf schmalen Straßen mit wenig Verkehr durch wunderschöne Landschaft immer an der Grenze zu Spanien entlang. Olivenbäume, später Weinplantagen, Kuhweiden mit Felsbrocken, eine schöne Berglandschaft mit atemberaubenden Steigungen, Felsen und Hochebenen über dem Flusstal wechseln sich ab. In Almeida sehe ich die nächste Grenz-Festung mit Mauern und die Wehrtürmen.

Schließlich komme ich nach Vila Nova de Foz Côa und folge dem Weg zum Museum in die historische Altstadt. Die ist zwar sehenswert und überall im Pflaster der Fußgängerzone sind die Felszeichnungen nachgeahmt, für das Welterbe bin ich aber falsch.

Zum Welterbezentrum geht es 5 km durch die Felder bis zum Fluss und der Weg lohnt absolut.

Für heute bin ich zwar für einen Besuch in dem futuristischen Museum zu spät, aber erst vor einem Monat wurde ein sehr imposanter und mit seinen vielen Informationstafeln zusätzlich sehr interessanterHolzpfad aus Treppen und Stegen bis zum Fluss hinunter angelegt bzw. für die Besucher freigegeben. Das Holz ist noch weiß und riecht ganz frisch. Ich beeile mich, auf den 930 Stufen und Stegen die 930 m bis zu seinem Ende zu laufen, um zum Sonnenuntergang nahe dem Fluss anzukommen.

Auf dem Rückweg sehe ich ein Schiff zwischen den bunten Positionslampen am Ufer auf dem Fluss fahren – welch ein schöner Abschluss dieses langen Tages.

Am Morgen beginnt der Regen, der tagelang anhalten soll, und macht meinen Plan, mich um eine Führung zu den Felszeichnungen zu bemühen, zunichte. Sie sind in vielen Kilometern Umkreis verteilt und nicht alleine frei zugänglich.

Im Museum sind Repliken ausgestellt. Die verschiedenen Touren klingen sehr interessant, aber ich werde auch von der Regenvariante im Museum nicht enttäuscht.

Das Museum bietet eine Fülle von Informationen, beginnend mit Filmen, über Zeittafeln, Repliken der Felsen und Erläuterungen der Zeichnungen bis zu interaktiven Darstellungen. Mir gefällt besonders, dass ausgehend von den Funden, der Weg der Wissenschaftler bis zur Interpretation sehr anschaulich erläutert und der Besucher zu den gewonnenen Erkenntnissen mitgenommen wird. Auf einer Weltkarte der Felszeichnungen erkenne ich die Highlights der bedeutenden Fundstellen in Nordeuropa wieder.

Im zweiten Teil des Museums gibt es eine Zeitreise durch die Erd- und menschliche Geschichte. Es sind Fundstücke ausgestellt, darunter Feuersteinwerkzeuge, über die ich ja nun auch einiges vom Beginn dieser Runde weiß. Viele interaktive Bereiche schließen sich an und ein letzter Abschnitt berichtet über die Rettung dieses Welterbes vor einem geplanten Staudamm-Bau.

Resümee

Die Welterbestätte von Vila Nova de Foz Côa ist ein absolutes Highlight. Sie bietet Gelegenheit und Stoff für die verschiedensten Unternehmungen. Gelegen am Rand des beeindruckenden Flusstales und ausgestattet mit dem neuen Aussichtssteig ist das moderne Museum schon alleine einen Besuch wert. Vor Ort werden Wanderungen, Flussfahrten und Jeeptouren zu den Fundstellen der Steinritzungen angeboten. Bei besserem Wetter ist das sicher eine tolle Gelegenheit, auch noch mehr von der beeindruckenden Landschaft zu sehen. Ich empfehle auf jeden Fall, bei der Planung ausreichend Zeit mitzubringen und die Touren vorab anzufragen oder zu buchen. (Video)

Ich befinde mich schon in der Landschaft des Portweins und begebe mich auf meiner weiteren Fahrt entlang des Duoro in die berühmten Orte der Weinfelder und Keltereien.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

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