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Nepal – Annapurna-Circle

Die Wanderung um den Annapurna haben mir meine Kinder zum 60.Geburtstag geschenkt. Ich fühle mich zwar fit, bin aber ein Schreibtischsitzer und treibe auch eher keinen Sport. 234 Kilometer Gebirgswanderung, Überquerung eines Passes auf 5416 m Höhe, sechs Jahre nach dem Kili. Das war schon eine Herausforderung. Also habe ich in mich hineingehört, ob ich das wohl schaffen werde, habe mir vorgenommen, auf Arbeit die Treppen zu steigen und es dann im alltäglichen Stress gerade mal geschafft, mir bei Deichmann ein paar neue Landrower zu kaufen Letztendlich habe ich auf meinen Willen zum Durchhalten gebaut. So ging es los, mein Nepal-Abenteuer – 60 Jahre und noch einmal aufwärts!!!

Wie bereits die Kilimanjaro-Besteigung ist auch diese Reise von Moja-Travel organisiert. Sie dauert drei Wochen und kostet aktuell 1450€ plus Mahlzeiten plus Flüge. Wer nur zwei Wochen Zeit hat, kann den letzten Teil der Wanderung durch einen Inlandsflug abkürzen – diese Variante ist aktuell für 950€ zu haben.

Kostenfaktor: € € € €

Erlebnisfaktor: 😎 😎 😎 😎 😎

Zu erleben ist eine dreiwöchige fantastische Wanderung durch fast unberührte Natur, immer weiter hinauf in die Berge, begleitet von milchiggraugrünen Gletscherflüssen, über schwindelerregende Hängebrücken, zwischen phänomenalen Bergpanoramen der höchsten Gipfel der Welt, durch Wälder, Felder und Weiden bis weit über die Vegetationsgrenze hinaus und über einen schneebedeckten Pass, durch kleine abgelegenen Orte ohne wirklichen Anschluss an die übrige Welt, vorbei an unzähligen Gebetsmühlen, Tempeln und durch Wallfahrtsorte – immer begleitet von umsichtigen Bergführern und Trägern und jeden Abend willkommen geheißen von freundlichen Besitzern kleiner Teehäuser.

Begleitet Laura und mich also auf diesem wunderbaren Weg durch die Landschaft und den Schnee, immer mit der Hoffnung, letztendlich den Pass zu bezwingen, nicht nur der eigenen Kräfte, sondern vor allen Dingen der Schneemassen wegen:

Om mani padme hum – Als ich am Ende des Weges nach dem wichtigsten Gedanken oder Satz der Reise gefragt werde, fällt mir sofort dieses alte Mantra ein. Ich habe es immerfort auf den Straßen von Kathmandu gehört, in den Bussen, ich habe es vielleicht tausend Mal vor mich hingesprochen, beim Drehen der Gebetsmühlen, beim Kampf gegen und durch den tiefen Schnee und bei jedem der vielen kleinen und großen Aufstiege. Es hat den Weg nicht kürzer oder weniger steil gemacht, es hat auch den Schnee nicht schmelzen lassen, aber es hat die Hoffnung genährt, dass der Pass geöffnet sein wird. Es hat geholfen, meinen keuchenden Atem mit den langsamen Schritten und die Gedanken mit dem Weg zu vereinen. Vielleicht hat es auch unseren Vorrat an gutem Karma ein bisschen aufgefüllt, denn der Pass war genau zwei Tage frei gegeben, einen davon konnten wir nutzen. Und am Ende haben wir unsere Runde trotz aller Widrigkeiten geschafft und dafür bin ich unendlich dankbar, glücklich und stolz. 

Hier im Blog kann und möchte ich nur die wesentlichen Eindrücke und Orte wiedergeben, wer mehr über jede Tagesetappe erfahren möchte, für den gibt es unsere ganz persönlichen Reisetagebücher (s.u.).

Die Reise beginnt und endet in Kathmandu, der bunten Hauptstadt (wir waren vor dem verheerenden Erdbeben dort und haben den Tempelbezirk noch vollständig sehen können) mit ihren engen bunten Straßen voll geschäftigen Treibens, fremdländischer Musik und würziger Gerüche.

Je weiter wir in die Berge kommen, umso kleiner und abgeschiedener werden die Dörfer. Es gibt keine Straßen und alle Dinge und Waren werden in tagelangen Märschen durch die Träger hierher gebracht. Die Menschen leben sehr bescheiden, in den fruchtbaren Tälern von der Landwirtschaft, weiter oben von den Yaks. Die Frauen weben farbenfrohe Tücher und ein bisschen tragen auch die Wanderer zum Überleben auf den Bergen bei.

Weiter oben gibt es auch kein Holz mehr – geheizt wird mit getrocknetem Kuhdung. Alle Wanderer werden herzlich empfangen und bewirtet und erstaunlich komfortabel untergebracht. Wir bemühen uns, Müll zu vermeiden und wie die Einheimischen Dhal Bat zu essen und Tee zu trinken (leider sehen das nicht alle Touristen so).

Seid ihr schon einmal über eine große Hängebrücke gegangen – hier bei uns werden sie zum Spaß gebaut, in Nepal, um die Flüsse zu überwinden. Und das – ohne Straße, ohne Maschinen oder Technik!

Die Bergpanoramen sind unser täglicher Begleiter. An einigen Orten lohnt es sich, bei Sonnenaufgang draußen zu sein. Je höher wir steigen, umso beeindruckender wird der Rundblick.

Tag 11 unserer Wanderung, dem alle entgegen gefiebert haben – die Überquerung des 5416 m hohen Thorung La-Passes. Die Nacht ist kurz, wir starten vor Tagesanbruch und der Aufstieg dauert sieben Stunden. Umso größer die Überraschung – Hier oben befindet sich das höchste Teehaus der Welt – und glaubt mir, nie wieder wird euch ein Tee so gut tun wie hier. Für den Abstieg sind 2000 Höhenmeter zu überwinden, im tiefen Schnee ist die Herausforderung fast noch höher als der Aufstieg und wir kommen abends glücklich und total geschafft im Wallfahrtsort Muktinath an.

In jedem Dorf und entlang des Weges stehen sie, die kleinen und großen, einfachen und kunstvoll bemalten Gebetsmühlen. In Nepal wirkt das Karma sehr direkt – wir drehen jede. Im Kloster von Pisang bringen uns die Mönche mitten im Schneegestöber heiße Zitrone und lassen uns sogar mit unseren Schneepickeln an den Schuhen in den Tempel. Auf der anderen Seite des Passes liegt der Wallfahrtsort Muktinath mit den verschiedenen buddhistischen und hinduistischen Tempeln. Im Zentrum des Tempelareals befindet sich die heilige Quelle mit ihren 108 Wasserspeiern, aus denen das reinigende Wasser fließt. Jedes Jahr pilgern hier alte, kranke, aber auch junge, gesunde Gläubige zu Fuß oder auf Eseln her, denn einmal im Leben müssen sie hier gewesen sein.

Am Ende der Wanderung stehen der Berg Poonhill (3200m) und die wunderschöne und recht touristische Stadt Pokhara (hierzu gibt es auch eine kurze Einzelreise…)

Der lange Weg um einige der höchsten Berge der Welt ist mehr als eine Wanderung, mehr als ein Bergerlebnis – er ist ein tiefes Eintauchen in eine freundliche, friedliche, fremde Kultur und eine wunderbare Natur. Nicht zuletzt hat so eine Wanderung mit ihren immer wieder kehrenden Bewegungen, die tagein tagaus und irgendwann völlig automatisch werden, etwas Meditatives und führt am Ende zu Gedanken oder Erkenntnissen, die man im Alltagsstress nicht gehabt hätte. Wir sind 234 Kilometer gelaufen, insgesamt 13 km bergauf und 12 km bergab, haben unsere körperlichen Möglichkeiten und unseren Willen an die Grenzen gebracht, sind auf der Wanderung mit wenig zufrieden gewesen, haben uns um gutes Karma bemüht und sind reich dafür belohnt worden.

Lust auf mehr? Hier gibt es unsere ganz persönlichen Wander-Reisetagebücher über Nepal und Kilimanjaro. Tipp: Mit der Kindle-App könnt ihr das E-Book auf jedem Computer oder Tablet lesen.

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