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Auf Jakobs Spuren

Es ist Sommer, Corona sei Dank ist es der erste Urlaub, den ich dieses Jahr bekomme. Und der ist bitter nötig. Aber was macht man? Wegfliegen geht nicht und will ich unter diesen Umständen nicht, also besinnen wir uns auf das, was wir schon immer mal machen wollten: Pilgern.

Nur wo? Irgendwann hatten wir mal davon gehört, dass in der Lüneburger Heide ein Teil des Jacobusweges verläuft. Die Recherche dauert nicht lange und die richtigen Ansprechpartner sind gefunden und angefragt. Es gibt einen netten Flyer, eine detailierte Wegbeschreibung und auf Nachfrage auch eine Liste der Unterkünfte. Diese passen nicht in meine Vorstellung vom Pilgern, weil sie a) teilweise recht teuer sind und b) teilweise einen Mindestaufenthalt von mehreren Tagen fordern. Also wird die Idee mit dem festen Dach über dem Kopf auch in Hinblick auf das wunderbare Wetter, was kommen soll, verworfen und durch ein kleines einwandiges Zelt ersetzt. Schleppen muss ich es ja auch. Die vorgeschlagene Etappeneinteilung klingt erst einmal nicht schlecht, ich rechne einige Tage hin und her, was in der kurzen Zeit, die ich habe, machbar ist und checke die Zugverbindungen, denn auch das schränkt die möglichen Startpunkte ein. Ich werde meinen Hund mitnehmen und wir freuen uns auf das kleine große Abenteuer.

Die ersten Schwierigkeiten ergeben sich beim Packen des Rucksacks. Zelt, Schlafsack, Luftmatratze und Hundefutter, daran gibt es nichts zu rütteln, aber der Rest ist variabel. Obwohl ich mir jedes Mal denke, dass ich nun wirklich nur das nötigste dabei habe, ist er schwer, sehr schwer und wird mehrfach wieder aus- und eingepackt, bis wirklich nur noch absolut essentielle Dinge dabei sind. Und trotzdem werde ich am Ende feststellen, dass man noch spartanischer hätte auskommen können.

Beim Buchen der Zugtickets ergeben sich die nächsten Schwierigkeiten. Da mein Hund nicht in eine Tasche passt, braucht er ein Zugticket. Das muss einzeln gebucht werden, weil ein Kind, das mit reist, nichts zahlt, ein alleinreisendes schon. Und Hunde sind eben alleinreisende Kinder. Der nächste Fallstrick ist, dass man sich das Ticket zusenden lassen muss (was auch schlappe 6€ extra kostet) oder am Schalter kaufen. Man müsste sonst einen Namen eintragen und das Ticket wäre nicht gültig. Na gut, das lässt sich klären, ist nicht unbedingt die verbraucherfreundlichste Art, aber die netten Damen am Bahnhof wiegen den zusätzlichen Aufwand wieder auf.

Der Plan war, am letzten Arbeitstag wirklich pünktlich die Segel zu streichen und noch letzte Besorgungen zu machen, was natürlich nicht so klappt und doch in Stress endet. Macht aber nichts, denn ich gehe ja in den Urlaub

Am nächsten Tage sitze ich endlich im Zug nach Handeloh, drei Umstiege sind geplant, es klappt reibungslos.

Ich muss von Handeloh erst zum eigentlichen Pilgerpfad in Undeloh wandern. Unterwegs hatte ich mich schon angekündigt, denn so bekomme ich an der ersten Kirche, der St. Magdalenen Kirche, auch meinen Pilgerpass und direkt den ersten Stempel. Die ersten Kilometer waren hart, aber irgendwann war ich eingelaufen und konnte die Umgebung bewundern. Alles flach, wenig Bäume, die Hausdächer mit Schilf gedeckt, teils Fachwerk, teils Klinker. Erstaunlich große Anwesen und natürlich viele Bauernhöfe.

Die Pause im Schatten der Kirche tat gut, dann geht es weiter zum Landhaus Haverbeckhof in Niederhaverbeck. Dort ist die nächste Stempelstation und man wird mir sagen, wo ich mein Zelt aufschlagen kann. Bisher macht es mir noch keinen Spaß, der Rucksack muss richtig eingestellt werden, die Beine tun weh, ich schlafe kurz auf der Bank ein, die letzten Monate stecken mir offenbar doch mehr in den Knochen, als ich wahrhaben wollte. Trotzdem komme ich langsam in den Fluss. Im Landhaus ist man wirklich sehr freundlich und weist mir den Weg zum nahegelegenen Wohnmobilparkplatz, wo ich ein schönes Fleckchen mit Blick auf den Sonnenuntergang finde. Den erlebe ich aber schon nur noch mit einem wachen Auge und dann krieche ich mit meinem Hund ins Zelt. Ich bin gespannt, wie das wohl funktioniert. Fazit: 31.000 Schritte, 23,3km

Der nächste Tag startet mit Sonnenaufgang, die ersten Wohnmobile brechen auf. Es ist noch empfindlich kalt und das Zelt nass vom Tau. Eine Weile warte ich, doch dann geht es los. Im Landhaus Haverbeckhof gibt es einen schönen Milchkaffee und man füllt uns netterweise unsere Wasserflaschen wieder auf. Bis Schneverdingen werden wir auch keine Möglichkeit mehr dazu haben. Einen Trinkrucksack kann ich an dieser Stelle jedem, der eine ähnliche Tour vor hat, nur wärmstens empfehlen. Wir kommen gut voran, der Weg ist relativ gut ausgeschildert und so finden wir die Eine-Welt-Kirche. Telefonisch war hier keiner zu erreichen und im Moment scheint eine Taufe stattzufinden. Die Touri-Info hat an einem Sonntag auch geschlossen. Das wird mir auf dem Weg noch häufiger so gehen. Eigentlich sind für jeden Ort im Flyer Ansprachpartner angegeben, aber offenbar nehmen es einige nicht so genau. Nach der Taufe jedoch treffe ich auf einen sehr netten Pfarrer, er ist noch neu in der Gemeinde, mit Hilfe der Küsterin bekomme ich aber meinen Stempel. Bis hierhin habe ich mich gut gefunden, wollte eigentlich ein nettes Kaffee für einen Happen zwischendurch finden,  doch dann geht die Odyssee los. Ausgerechnet in einer Stadt hört die Beschilderung auf oder ist derart lückenhaft, dass ich keine Chance habe, den richtigen Weg zu finden. Ich lasse mich also vom Handy navigieren. Das hatte ich mir anders vorgestellt, aber ich habe einen straffen Zeitplan und kann nicht stundenlang Schilder suchen. Also Navi an und der Straße folgen. Irgendwann geht ein Weg Richtung Moor ab, ich bin mir sicher, dass das nicht der Jakobsweg ist, aber er geht fast parallel zur Straße und macht einen deutlich idyllischeren Eindruck. Außer dass sich ein paar Touristen echauffieren, dass ich entgegen ihrer Laufrichtung unterwegs bin, ist es ein wunderbar angelegter Weg mit zahlreichen Info-Tafeln, die die Entstehung, den Erhalt und den Wert des Moores beschreiben. Das wiegt auch auf, dass ich, am anderen Ende den Weg wieder verlassend, eine kurze Strecke entlang der Straße ohne Fußweg laufen muss. Inzwischen wird es Zeit, die nächste Stätte für die Nacht zu planen. Ich rufe den Pastor in Wolterdingen an, er ist sehr nett, ich sage, wie lange ich noch ungefähr brauche und weiter geht’s. Bis nach Soltau werde ich es nicht mehr schaffen und dort ist die Wahrscheinlichkeit, einen Platz für mein Zelt zu finden, ja auch eher gering. Und auch hier verwandelt sich ein gemütlicher Waldweg irgendwann in unerbittliche Wildnis mit Himbeerdornen gespickt. Ich schlage mich durch, aber eigentlich habe ich die Nase voll. Mit zerkratzten Beinen, wehen Füßen und Durst geht es weiter und wird dann auch wieder idyllisch und die Laune besser.

In Wolterdingen angekommen, geht der Pastor leider nicht mehr ans Telefon und ein wenig betrübt suche ich die einzige Unterkunft in der Umgebung auf, die sagenhafte 35€ für die Übernachtung verlangt, Frühstück gibt es aber derzeit auch nicht, weil ja keine Buffets aufgebaut werden dürfen. Naja, ich habe erstens keine Wahl und zweitens klingt eine Dusche verlockend. Als ich eingerichtet und sauber auf der Terrasse sitze, rufe ich den Pastor nochmals an. Er hatte das Telefon wohl nicht gehört. Aber jetzt wieder auschecken und doch im Bettenlager schlafen, erscheint mit dem Pensionsbesitzer gegenüber auch unfair. Meinen Stempel hole ich aber schon und da es keinen Imbiss oder Laden gibt, bekomme ich noch ein belegtes Brot, Obst und Gemüse. So hat der Tag doch ein gutes Ende. Fazit: 37.842 Schritte, 28,8km

Am nächsten Morgen wurde ich vom Pensionsbesitzer mehr oder weniger unfreundlich heraus komplimentiert, aber lasse mich davon nicht herunterziehen. Vom Pastor bekomme ich noch eine kleine Führung durch die Eine-Welt-Kirche Wolterdingen. Sie wurde mehrfach erweitert und den Bedürfnissen angepasst. In der Zwischendecke sind Fratzen in die Balken geschnitzt. Sie stellen das Böse oder auch Karikaturen der jeweiligen Bürgermeister dar. Das bronzene Taufbecken war schon auf Weltreise, denn es trägt Verzierungen aus ganz Europa. Der jetzige Alter ist erst 45 Jahre alt und wurde von einem Tischler aus der Gegend geschnitzt, damit die Figuren, die schon mehrere Jahrhunderte alleine standen, endliche schön ausgestellt würden.

Auf dem Weg nach Soltau klopfe ich mir dreimal auf die Schulter, dass ich gestern davon Abstand genommen habe, bis hierhin durch zu laufen. Laut Navi wäre der direkte Weg zwischen 4 und 6km lang gewesen. Jakob dachte sich scheinbar anno dazumal, dass die Parks und Flüsschen sehenswert seien, was sie zweifelsohne auch sind, aber deshalb den Weg auf 12km auszudehnen, fand ich schon etwas übertrieben. Nichtsdestotrotz eine sehr idyllische Strecke. In Soltau angekommen suche ich sowohl die Luther-, als auch St. Johannis-Kirche auf. Ans Telefon geht keiner, vor Ort ist niemand. Immerhin hat die Touri-Info geöffnet, sodass ich meinen Stempel abholen kann und schließlich beim Bäcker einen Kaffee und ein belegtes Brot bekomme. Die Kilometer spürt man und die Hitze wird auch größer, dennoch: 19km liegen vor uns, also los. Es geht erst im Zickzack durch Soltau, auf gerader Strecke eine Menge Schilder, im Kreisverkehr keins. Maps sei dank, finde ich den Weg aber wieder. Es geht eine schnurgerade Strecke geradeaus, ab und an ein Schild, bis wieder keines mehr kommt. Mein Navi befiehlt links abzubiegen, da ich sonst keinen Anhaltspunkt habe, folge ich und es lässt sich idyllisch durch den Wald an. Bis zum Durchgang verboten-Schild. Ich setze mich darüber hinweg und werde mit einem süßen kleinen See belohnt, danach nichts mehr. Ich wage es erneut und schlage mich querfeldein, diesmal aber nicht so weit und dann geht es über die Felder. Kein Baum, kein Schatten, aber wieder auf dem Jakobsweg. Auf nach Dorfmark. Die Gaststätte, die im Flyer als Stempelstelle angegeben ist, hat Ruhetag, aber auf einen Anruf hin, kommt der Wirt und wir haben eine weitere Muschel im Pilgerpass. Nach einer kurzen Pause geht es weiter nach Wolterdingen. Der Weg geht parallel zur Autobahn durch den Wald und läuft sich trotz 25 km in den Beinen gut. Wir kommen voran und erreichen eine typische Kleinstadt mit Zentrum um die Kirche, Fachwerkhäuschen und einem kleinen Brunnen. Das Gemeindehaus hat geschlossen, eine weitere Telefonnummer ist nicht angegeben. Im letzten Ort habe ich gelernt, dass die Pfarrer scheinbar nahe der Kirche wohnen und siehe da: am Briefkasten nebenan steht Pfarramt I. Ich klingele und ein Jugendlicher öffnet. Ja, sein Vater sei der Pfarrer, er wäre aber gerade im Urlaub in Spanien, wo ich hin könnte, wisse er auch nicht, aber das Haus des zweiten Pfarrers stünde leer und sicherlich könnte ich auf der Wiese davor zelten. Also gesagt, getan, kein Klo, kein Waschbecken, da ich die Sachen nicht alleine lassen möchte auch nur Müsliriegel zum Abend und ein wenig auf dem Präsentierteller, aber da wir pflastermüde sind, schlafen wir auch hier gut. Fazit: 46.526 Schritte, 35,3 km

Der nächste Tag startet gemütlich, da das Gemeindebüro erst 10.00Uhr öffnet und ich schließlich meinen Stempel noch möchte. Der Pfarrer ist doch nicht im Urlaub (wie auch in Zeiten von Corona) und ihm fällt dann morgens auf, dass ich ja gar keinen Zugang zu Toilette und Bad hatte. Ein wenig befremdlich finde ich es schon, dass der Pfarrer vorgibt, nicht zuhause zu sein, wenn jemand auf Pilgerreise ans Tor klopft, aber gut. Die nette Mitarbeiterin passt auf meinen Hund auf, damit ich einkaufen gehen kann und dann geht die Tour los. Es geht nach Krelingen, zu Beginn gut ausgeschildert, dann weniger, geht es entlang von Wald und Feld. Ein Reh kreuzt den Weg. Ich kürze etwas ab, denn das Kloster in Walsrode hat zur Zeit nur sonntags geöffnet und würde einige Kilometer zusätzlich bedeuten. Bei der Hitze und meinem straffen Zeitplan, wird Jakob es mir verzeihen. Stattdessen geht es direkt zum Rüstzentrum Krelingen. Wir werden begeistert empfangen, bekommen eine große Kanne Wasser, Obst, einen Stempel und Emma bewundernde Blicke. Dann geht es weiter, bis Emma glücklich in einem See badet und ich sie lasse. Wir müssen nicht sehr weit und sie hat so viel Spaß. Wieter geht es dann in der knallenden Sonne über Felder, fast ohne Schatten, nach Hodenhagen. Auf einem kurzen Waldstück sehen wir ein Waschbärenjunges, es ist wunderbar. In der Touri-Info ist man nicht begeistert, dass ich noch um einen Stempel bitte, schließlich ist in 15 Minuten Feierabend. Emma ist geschafft und müde, aber es sind nur noch 3 Kilometer bis nach Ahlden, das schaffen wir. Im Pfarramt ist keiner ans Telefon gegangen, aber ich werde ja schlauer. Ich klingele am Pfarrhaus und eine junge Pastorin ist ganz begeistert. Sie stempelt meinen Pilgerpass, wir unterhalten uns nett. Gerne kann ich im Garten zelten und selbstverständlich lässt sie die Türen zur Toilette auf. Ich dürfte auch gerne ihr Fahrrad benutzn, wenn ich noch etwas einkaufen müsse. Später ist Chorprobe und nachdem ich mit Emma noch die Füße in den Schloßteich gehalten habe, machen wir es zum Gesang gemütlich. Ein kleiner Igel nuffelt über die Wiese, dem lasse ich morgen etwas von Emmas Futter da. Fazit: 35.073 Schritte, 25,9km

Der Tag startet mit einem kurzen Abstecher zum Teich, da wird man richtig wach. Schon beim Packen merke ich, wie drückend die Hitze werden wird und hoffe auf Wald und Schatten. Das ist leider nicht der Fall und so schaffen wir es mit vielen kleinen Pausen und glücklicherweise gut gefüllten Wasserflaschen nach Schwarmstedt. Am Ortseingang gibt es Läden und da ich aus den letzten Tagen gelernt habe, lasse ich Emma auf den Rucksack aufpassen und kaufe schnell Eis und Eiskaffee und eine Kleinigkeit zum Abend. Die Touri-Info empfängt uns begeistert, wir füllen Wasser auf, erzählen ein bisschen und dann geht es weiter mit halbstündlichen Pausen für Emma. Es ist Erntezeit, wir müssen immer wieder Traktoren ausweichen und die Hitze wird drückender. Ich überlege, ob wir Jakob oder dem Navi folgen sollen. Ein Bauer hält mir seinem Traktor an und fragt interessiert nach. Er rät uns nicht den Umweg über das Feld zu nehmen, sondern geradeaus durch den Wald zu gehen und etwa einen Kilometer zu sparen. Ich schaue Emma an und denke daran, bei wie vielen Leuten ich schon über den Gartenzaun frisches Wasser für sie geholt habe. Der Wald ist wunderbar und wir genießen die Kühle. Am anderen Ende treffen wir wieder auf die gelbe Muschel. Nun geht der Weg außerorts an einer doch recht viel befahrenen Straße ohne Gehweg. Das ist echt gefählich und macht absolut keinen Spaß. Emma fängt an zu stolpern und ich beschließe, nicht bis nach Mandelsloh zu gehen. Dort gibt es nur ein Café als Ansprechpartner und keiner geht ans Telefon. Wir versuchen unser Glück in Niedernstöcken an der Kirche. Am Gemeindehaus sind zahlreiche Telefonnummern angeschlagen, auch Handynummern. Im ersten Versuch erreiche ich keinen, aber weil man immer pfiffiger wird, fällt mir auf, dass der Name des Vorstandes sich an der Klingel am Haus gegenüber wieder findet. Und siehe da. Ich bekomme das Haus geöffnet, es gibt eine Küche und eine Dusche und ich darf dahinter zelten. Mein Ausweis und Pilgerpass wird kopiert, das finde ich in Ordnung. Der Pastor hat inzwischen auch zurück gerufen und sich erkundigt, ob ich gut angekommen bin. Der Vorstand fragt noch mehrfach nach, ob die Dusche auch warm geworden wäre und ich alles hätte. So richte ich mich frisch gewaschen in den letzten Sonnenstrahlen auf der Terasse ein. Ein Fahrradfahrer zieht es scheinbar vor auf dem Friedhof zu zelten, na wenn er meint. Fazit: 32.053 Schrittem 23,49 km

Als der Glockenbauer am nächsten Morgen kommt, ist mein Zelt trocken und wir machen uns auf den Weg nach Mandelsloh. Es zieht sich, es ist heiß und es ist der letzte Tag. Heute ist es wie Gummi. In Mandelsloh angekommen erwische ich den Pastor auf dem Sprung. Er ist nett, jung, noch ganz neu und hat mehrere Gemeinden zu betreuen. Im Gemeindehaus bekomme ich Wasser und meinen Stempel, dann kaufe ich eine Stärkung im Supermarkt und stelle enttäuscht fest, dass sich hier im Ort zwar beide Varianten des Weges treffen, das aber offenbar kein Garant ist, dass es eine Beschilderung gibt. Ein Anwohner schickt mich auf einen mit Brennnesseln zugewachsenen Weg, am Ende sind wir wieder am Anfang. Also entscheide ich mich für die Straße und nach einer Weile einen parallel verlaufenden Feldweg. Eine Frau kommt uns hinterher gelaufen, sie hätte uns schon eher mal gesehen, ob wir Wasser bräuchten. Dass ich, weil wir im Moment ausgestattet sind, ablehne, werde ich bald bereuen. Es geht auch heute wieder durch pralle Hitze und über Felder. Als Mariensee in Sicht kommt, motiviere ich Emma und mich. Leider ist nur der Empfang des Klosters geöffnet und die Dame kennt den Weg gar nicht. Das trübt etwas die Siegerlaune. Was soll`s, ich weiß, was wir geleistet haben. Da die Gärten geschlossen sind, warten wir vor dem Kloster auf den Bus. Der Fahrer schenkt uns die Fahrt, wenn wir unterwegs erzählen – na das ist doch ein Angebot.

Nun liegen 4 Stunden Fahrt vor uns und zu allem Überfluss werde ich auch noch am falschen Bahnhof aussteigen, uns eine weitere Fahrt bescheren und eine halbe Stunde Verspätung einhandeln. Fazit: 30.640 Schritte, 22,74 km

Alles halb so wild – wir haben es geschafft.

Zusammenfassend bleibt es eine Erfahrung auf die ich nicht verzichten möchte. Es stimmt, dass das einfache vor sich hin gehen, Schritt für Schritt etwas meditatives hat. Der überwiegende Teil der Menschen, die ich getroffen habe, war interessiert und interessant. Meinem Hund und mir hat die Pilgertour wirklich gut getan, den Kopf aufgeräumt und war trotz oder gerade wegen der körperlichen Arbeit extrem erholsam.

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