Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D – Dom und Michaeliskirche in Hildesheim

Der Sommeranfang macht seinem Namen alle Ehre und seit Tagen ist das Wetter fantastisch. Dobby hat seine Jahresdurchsicht bekommen und wir können starten. Ich habe mir vorgenommen, die Welterbe im Norden Deutschlands zu besuchen, mein erstes Ziel ist Hildesheim.

Nach 1 ½ Stunden Elefantenrennen auf der A2 wird die Landschaft immer grüner und bergig. Märchenhafte Ortsnamen wie Hameln und Detmold tauchen an den Abfahrten auf. An den Feldrainen steht der Klatschmohn in voller Blüte und überall werden Erdbeeren gepflückt und angeboten.

Hildesheim präsentiert sich unaufgeregt, weltoffen und besucherfreundlich. Schon am Ortseingang steht ein großes Welterbeplakat, überall gibt es Stadtpläne und Wegweiser zu den Sehenswürdigkeiten, dazu eine Stadtführung zum Download per QR-Code. Ich verschaffe mir einen kurzen Überblick, es gibt viel zu sehen . Dobby steht derweil kostenlos in der zweiten Reihe, in Groß-Venedig. Auf der anderen Seite des Stadtgrabens liegt Klein-Venedig, die Stadt wird mir gleich sympathisch.

Ich gehe über den Pfaffenstieg. Dom und die Michaeliskirche sind durch den Rundweg Welterbeband verbunden. Durch die Stadt führt außerdem eine Rosenroute.

Ich habe durch meinen zeitigen Start ideale Bedingungen für den Besuch, die Regeln sind gelockert, die Ferien haben noch nicht begonnen, es ist Mitte der Woche und ich bin fast alleine unterwegs. Auf den Stadtplantafeln sind alle interessanten Bauten und Sehenswürdigkeiten ausgewiesen, so dass ich mich von Ort zu Ort treiben lassen kann.

Das Bistum Hildesheim wurde Anfang des 9. Jahrhunderts von Kaiser Ludwig dem Frommen, dem Sohn Karls des Großen, aufgrund der verkehrsstrategischen Lage und des fruchtbaren Umlandes, gegründet. Aus dieser Zeit stammt die erste Domkirche, die nach einem großen Brand durch Bischof Hezilo wieder aufgebaut wurde. An der Stelle, wo eine heilige Reliquie gefunden wurde, steht heute der 1000-jährige Rosenstock. Die alte Benediktiner-Abteikirche St. Michaelis wurde zwischen 1010 und 1022 von Bernward, Bischof von Hildesheim, erbaut. Dieser war Erzieher und Berater Ottos III. Auf einer Italienreise hatte er antike Kunstwerke kennengelernt und wollte vergleichbare Bauten und Kunstschätze im ottonischen Reich etablieren. Die Kirche gehört zu den seltenen Großbauten in Europa aus der Zeit der Jahrtausendwende, die keine gravierenden Veränderungen in Grund- und Detailstrukturen erfahren haben und dadurch Einblick in die Kunstfertigkeit dieser Zeit vermitteln. Ihre Harmonie der inneren Struktur und ihr massiver Bau sowie die Schätze des Mariendoms sind Beispiele für die außergewöhnliche Leistung der Baukunst der romanischen Kirchen im Heiligen Römischen Reich.

Der Dom St. Mariä Himmelfahrt und die Michaeliskirche stehen als bedeutende Zeugnisse ottonisch-romanischer Bau- und Bildkunst seit 1985 auf der UNESCO-Welterbeliste. Beide Gotteshäuser wurden im zweiten Weltkrieg stark zerstört, jedoch detailgetreu nach historischen Vorlagen wieder aufgebaut.

Zur Einstimmung auf einen Besuch in Hildesheim gibt es hier einen kleinen Film.

Dom St.Mariä Himmelfahrt

Ich wandere zunächst zum Dom. Beim Eintreten fällt die schlichte Ausstattung auf, die nach der Zerstörung nach dem mittelalterlichen Vorbild gestaltet wurde. Der Innenraum wird dominiert durch zwei große radförmige Leuchter. Der Hezilo-Leuchter hat mehr als 6 m Durchmesser und ist damit der größte aus dem Mittelalter erhaltene. Ich erinnere mich sofort an meinen Besuch in Aachen. Die Christus- oder Bernwardssäule wurde durch den Bischof gespendet. Es gibt goldenen Statuen und mehrere Reliquienschreine sind zu bewundern, auch die Krypta ist frei zugänglich.

Im Innenhof wächst die 1000 Jahre alte Rose, sie ist fast so hoch wie der Turm.

Michaeliskirche

Mein zweites Ziel ist die Michaeliskirche. Sie steht imposant auf einem Hügel und macht es dem Fotografen leicht, sie aus der nötigen Entfernung ganz aufs Bild zu bekommen.

Innen ist sie sehr schön farbig gestaltet, ein ganz besonderer Augenschmaus und zugleich der Schatz der Kirche ist die wunderbar bemalte Holzdecke. In der Krypta wurde Bischof Bernward beigesetzt.

Die Kirche wurde im 16. Jahrhundert evangelisch, doch die Mönche des Benediktinerklosters beteten weiter in der Krypta, die bis heute katholisch geblieben ist.

Nach meiner Runde durch die Kirche trete ich wieder in die Sonne und kann an der Fassade einige historische Sonnenuhren bewundern.

Stadtrundgang

Hildesheim ist die Stadt der Rosen – Pflastersteine und Messingschilder weisen darauf hin und ich sehe einige bemerkenswerte Exemplare.

Ein Highlight ist der historische Markt mit dem Rathaus und den reich verzierten Patrizierhäusern. Ich stehe und drehe mich voll Stauenen dreimal um mich selbst.

Leider bleibt mir heute der Aufstieg auf den höchsten Kirchturm Niedersachsens an der Andreaskirche verwehrt, dafür besuche ich zum Ende meines Rundganges das Fachwerkviertel.

Pflastermüde und unheimlich zufrieden mit dem ersten Tag der Norddeutschlandtour treffe ich mich wieder mit Dobby und wir fressen einige Kilometer Richtung Hamburg. Als ich aus der Stadt fahre, sehe ich, dass ich zu Fuß viele schöne Details gar nicht bemerkt habe.

Am Abend sitze ich inmitten einer Blumenwiese auf einem Wanderparkplatz in der Lüneburger Heide und lasse den Tag Revue passieren. (park4night)

Resümee

Hildesheim ist eine sympathische Stadt. Sie hat nicht nur zwei wundervolle über 1000 Jahre alte Kirchen, mit denen ihre Geschichte begann, sondern vielfältige imposante Zeugen ihrer weiteren Stadtgeschichte, sehenswerte Gassen und Plätze, Blumen und Parks – Zutaten für einen interessanten, spannenden und entspannten Tag. Wer Hildesheim noch nicht gesehen hat – eine unbedingte Empfehlung!

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour durch den Norden Deutschlands ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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