Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D – Hansestadt Lübeck

Die Hansestadt Lübeck steht seit 1987 steht als herausragendes Beispiel für das kulturelle Erbe der Hanse auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie war die ehemalige Haupt- und Königinstadt der Hanse, einem Bund von Handelsstädten, der das Monopol über den Handel mit Ost- und Nordsee innehatte. Der historische Stadtkern mit seinen Kirchen, Stadttoren, Speicherhäusern und dem mittelalterlichen Hospital ist das größte Flächendenkmal des deutschen Welterbes. Die Stadt wurde im 12. Jahrhundert gegründet und florierte bis ins 16. Jahrhundert als bedeutender Handelsplatz Nordeuropas. Bis heute wird von hier aus Seehandel, insbesondere mit den nordischen Ländern, betrieben. Trotz der schweren Zerstörungen der Stadt im Zweiten Weltkrieg ist das Stadtzentrum durch gezielte Rekonstruktion der wichtigsten Gebäude ein städtebauliches Denkmal charakteristischer historischer Bausubstanz geblieben. Dadurch können wir heute den Dom, die Kirchen, das Heiligen-Geist-Hospital, die Stadttore, die Salzspeicher und die Giebelhäuser der reichen Kaufleute besuchen und bewundern. Einen ersten Überblick gibt dieses kleine Video.

Auf der Fahrt zu meinem Parkplatz neben dem Wochenmarkt erhasche ich tolle Blicke über die, die Stadtinsel umgebenden, Arme der Trave auf den Dom und hoffe, gleich zu Fuß auch solche Spiegelungen geboten zu bekommen. Als ich aus dem Auto steige, werde ich von Glockengeläut begrüßt. Lübeck ist mir von der ersten Minute an sympathisch.

Mein erstes Foto beschreibt die Stimmung – ich sitze am Seerosenteich, die Domtürme spiegeln sich im Wasser, um mich herum blüht es in allen Farben, Schwäne ziehen ihre Kreise und am Ufer schwimmen Enten und Haubentaucher. Das Wetter ist traumhaft und ich freue mich auf meinen Tag in der reichen und schönen Hansestadt.

Dom

Lübeck präsentiert sich zu dieser frühen Stunde gelassen, verglichen mit dem bunten Treiben gestern in Hamburgs Kontorhausviertel. Kaum komme ich ins Zentrum, bin ich umgeben von rotem Backstein. Ich überlege, wie ich den riesigen Dom aufs Foto bekommen kann. Drin findet gerade eine Feier statt, geöffnet ist er ab Mittag. Da empfängt er mich dann mit angenehmer Kühle. Das Innere ist schlicht, weiß mit Holz und kaum, dass ich eingetreten bin, schlägt die Lettner-Uhr. Das tut sie schon vierhundert Jahre lang. Der romanische Dom ist ein Zeugnis des frühen Backsteinbaus in Norddeutschland, 1173 erfolgte die Grundsteinlegung durch Heinrich den Löwen und 1247 wurde er geweiht.

Holstentor und Salzspeicher

Weiter im Zentrum suche ich fast vergeblich nach einem Stadtplan und orientiere mich an den Kirchtürmen und Namen der Parkhäuser. In der Touri-Info hinter dem Holsten-Tor werde ich dann aber mit einem Wegeplan der Must Sees ausgestattet und schreite zunächst das Lübecker Wahrzeichen von allen Seiten ab. Das Holstentor ist das bedeutendste spätmittelalterliche Stadttor Deutschlands und wurde 1464-78 nach dem Vorbild flandrischer Brückentore gebaut. Ich nutze die Gunst der Stunde und kann es fast ohne Besucher fotografieren. Daneben befinden sich die alten Salzspeicher und ich kann mein Wissen von gestern nutzen. Die Salzspeicher stammen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert.

Rathaus

Mein nächstes Ziel ist der Markt mit dem Rathaus. Die magere Ausschilderung wird wieder wett gemacht durch wirklich gute Erläuterungstafeln an den Häusern oder Kirchen. Das Rathaus stammt von 1230-40, die Schaugiebelwand bekam ihre jetzige Gestaltung um 1435. Das Lübecker Rathaus war Vorbild für die anderen Hansestädte und ich werde auf meiner Tour noch ähnliche zu sehen bekommen. In den Arkaden befindet sich das Café des berühmten Marzipanherstellers Niederegger.

Heiligen-Geist-Hospital, Burgtor und Kloster

Das historische Heiligen-Geist-Hospital mit seinem mit Wildblumen bepfanzten Markt davor ist eine Augenweide. Es ist ist eine der ältesten bestehenden Sozialeinrichtungen der Welt, wurde 1227 als Stiftung der Kaufleute gegründet und seit seiner Vollendung 1286 durch die Brüder des Ordens zum Heiligen Geist betreut. Ich gehe durch das Burgtor mit dem Zöllnerhaus und werfe einen Blick auf den Hafen. Auf dem Rückweg komme ich durch das alte Burgkloster, das das europäische Hansemuseum beherbergt. Gerade läuft eine Sonderausstellung  mit dem Titel “Hanse steinreich”. Ich werde an meinen Besuch in Bremen erinnert, das Haus der Schiffergesellschaft gleich nebenan scheint den Titel ebenfalls zu bestätigen.

Kirche St. Marien

Die Kirche wurde zwischen 1260 und 1350 nach dem Vorbild der französischen gotischen Kathedralen als erster Backsteinbau dieser Art errichtet. Schon von außen kann ich die Dachkonstruktion bewundern und innen übertrifft sie an Höhe und Bemalung vieles, was ich bisher gesehen habe. In den Seitenräumen ist die Geschichte des Baues beschrieben. Ein echtes Highlight ist die wunderbare astronomische Uhr. Neben dem Eingang steht die Legende, wie der Teufel beim Bau geholfen hat.

Stadtbummel

Mittlerweile ist die 30 Grad Marke überschritten und ich möchte auf jeden Stein im Schatten sinken, wenn der nicht schon besetzt ist. Ich lege einen Stopp beim Haus der Familie von Thomas Mann, dem Buddenbrookhaus, ein. Zwar gehört das nicht zum Welterbe, aber zur Weltliteratur.

Lübecks Straßen sind gesäumt von umwerfend schönen alten Häusern, Backstein-Giebelfassaden oder auch reich verzierten Bürgerhäusern. Ausgestattet mit einem Marzipaneis von Niederegger flaniere ich noch durchs Museumsviertel, leider ist die Muesumskirche heute nicht geöffnet. Ein letzter Blick auf die Trave, dann beende ich meinen Rundgang mit einem Picknick im Schatten der Bäume, bevor ich mich auf die Fahrt nach Schwerin begebe. Und schon bald schwimme ich das erste Mal seit einem Jahr wieder in einem See– und das sogar in der Gegend meiner Jugend-Urlaube.

Resümee

Lübeck ist wunderschön und lädt zum bummeln und verweilen ein. Das Zentrum hat vielfältige sehr gut erhaltene historische Gebäude zu bieten, die vom einstigen und jetzigen Wohlstand der Stadt und ihrer langen Geschichte zeugen. Bei einem Kaffee und einem Stück Marzipantorte in den Rathauspassagen kann man das  in traumhafter Kulisse genießen. Die Stadt ist bunt, vielfältig und sympathisch – und durch die Nähe zum Wasser sogar bei den tropischen Temperaturen wie heute gut erträglich. *

*Im Vergleich mit anderen Welterbestädten hätte ich mir mehr Hinweise an den Straßen oder zu den Sehenswürdigkeiten gewünscht.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour durch den Norden Deutschlands ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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