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Rollerlilli on Tour – Drahteseleskapade

Das Ersatz-Rollerli

Rollerli und ich sind in Delft gestrandet. Das Rollerli ist in der Werkstatt und ich bin ohne es ein wenig aufgeschmissen. Zum einen meine Taschen, zum anderen der Schlafplatz. Ich überrede (vielleicht ein wenig naiv, aber das Glück ist bekanntlich mit den Dummen)  einen alten Herren, der auf dem Marktplatz sitzt, dazu, auf meine Sachen aufzupassen, während ich mir ein Fahrrad ausleihe – glücklicherweise ist auch der Fahrradverleih in den Niederlanden direkt in der Innenstadt.

Es zahlt sich aus, dass ich Fahrradtaschen genommen habe, so ist der Wechsel des Gefährts nicht dramatisch und als ich sie wie beim Roller mit Schlössern gesichert habe, lasse ich es guten Gewissens am Fahrradständer an der Kirche stehen.

Vom Ballast befreit, kann ich endlich die sonnige Stadt genießen, schlendere durch die Straßen, Käseläden, am Antiquitätenmarkt entlang … erst als es immer später wird und auch noch anfängt zu regnen, fange ich an, mir um das zweite Problem – die Schlafplatzsuche – Sorgen zu machen …

Denn damit sieht heute eher mau aus, eigentlich wollte ich in Den Haag schlafen und das wird ohne Rollerli wohl nix. Nun muss ich mich, bis jemand antwortet, sogar eine Runde in die Bibliothek der Universität zurückziehen … Letztendlich finde ich erst kurz vor Mitternacht noch einen Medizinstudenten, der mich für die Nacht aufnehmen kann – vermutlich auch nur, weil wir dasselbe Studienfach haben und das ein wenig Vertrauen einflößt … aber wir sind auch beide Couchsurfer und begeisterte Reisende und so finden wir doch ein paar gemeinsame Themen …

Am nächsten Morgen habe ich eine Antwort in meinem Couchsurfing-Postfach … vom besten Couchsurfing-Host der gesamten Tour! Bram lässt mich die nächsten Tage hier schlafen, leiht mir ein Fahrrad und gibt mir Tipps, was ich mir anschauen soll – heute ist Blumenmarkt und Rotterdam ist doch tatsächlich eine Reise wert. Wir kochen zusammen und an unserem letzten Tag schauen wir uns gemeinsam die Oude Kerk und die Niuwe Kerk an, in denen Könige und Wissenschaftler der Niederlande begraben liegen.

Er weiß sehr gut Bescheid über die Stadt und Land und Leute und wir haben viel zu bereden über Sprache und Kultur und Literatur und es werden aus dem notgedrungen verlängerten Aufenthalt in Delft ein paar wahnsinnig interessante und lustige Tage.

Heute ist Sonntag, also geht Bram in die Kirche und ich fahre ins Mauritshuis – ein Kunstmuseum in Den Haag. Ohne Gepäck macht es richtig Spaß, die paar Kilometer am Kanal entlang zu fahren – sich mal ein bisschen bewegen zu müssen.

Das Museum ist vollgepackt mit berühmten Gemälden – unter anderem von Rembrandt und Vermeer – ich bin trotzdem überrascht, wie viele ich erkenne und bemerke mal wieder, dass die richtig bekannten Künstler das nicht ohne Grund sind!

An einem anderen Tag fahre ich nach Rotterdam und bin schwer beeindruckt von der Modernität und dem pulsierenden Leben, das mich hier förmlich anspringt. Jedes Gebäude scheint einen eigenen Stil zu haben. In der Touristeninformation steht sogar Stadtmodell, auf dem auch die Gebäude dargestellt sind, die in den nächsten drei Jahren noch gebaut werden. Dringend anzusehen sind die Kubushäuser, die Markthalle mit Probierständen und futuristischem Fresko und für die malerischen Blicke übers Wasser lohnt es sich unbedingt, die Erasmus-Brücke zu überqueren und am anderen Ufer in der Sonne zu sitzen.

Zwischen diesen beiden Extremen liegt Delft, mit Blumenmärkten und Backsteinhäusern und einem alten Mann auf dem Marktplatz, der frisch geschnitzte Holzschuhe verkauft.

Zum Abschluss meiner Niederlande-Etappe fahre ich von Insel zu Insel mit Fähren und über Brücken und am Ende sogar geradewegs durch den Deltapark – ein Meisterwerk der Technik, das dem Hochwasserschutz des gesamten Landes dient.

Die letzte Fähre bringt mich nach Breskens, von da aus fahre ich an der Küste entlang nach Sluis, wie Bram mir versicherte, die westlichste Stadt der Niederlande. Wenn ich es mir schon aussuchen kann, fahre ich dort über die Grenze nach Belgien.

Was mich dort erwartet, erfahrt ihr beim nächsten Mal, wenn ihr wollt. Ich freue mich, wenn ihr mich weiterhin auf meiner Reise begleitet und vielleicht etwas Inspiration für eure nächsten Urlaube mitnehmen könnt!

Liebe Grüße,

Linda und Rollerli

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