Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – F – Bergbaubecken Nord-Pas de Calais

Kaum jemand wird den Film Willkommen bei den Sch’tis nicht mindestens einmal gesehen und dadurch eine Vorstellung vom Kohlerevier Nord-Pas de Calais haben. Die Zeugen des Kohleabbaues und natürlich der Ort Bergues selbst stehen am Beginn meiner Tour und wie im Film begegnen mir in jedem Ort die optisch und akustisch beeindruckenden Belfriede, das zweite Welterbe im Gebiet.

Im Kohlerevier Nord-Pas de Calais (seit 2012 auf der UNESCO-Welterbeliste) wurde von 1700 an über drei Jahrhunderte Kohle abgebaut. Zum Welterbe gehören an über 100 Standorten Bergbaugruben und Fördertürme, Schlackenhalden, Transporteinrichtungen, Förderbänder, Kanäle und Bahnstrecken, Arbeitersiedlungen und Bergbaudörfer mit Schulen, Kirchen, Gesundheits- und Gemeinschaftseinrichtungen, Firmengelände, Eigentümer-, Verwalter- und Rathäuser. Die Karte vermittelt einen kleinen Eindruck. Die Bergbaulandschaften des Nord-Pas-de-Calais-Beckens sind ein hervorragendes Beispiel für die Entwicklung des Kohlebergbaus durch große Industrieunternehmen und ihre beträchtliche Belegschaft. Die Geschichte des Minenbeckens hatte international gesellschaftlichen, technischen und kulturellen Einfluss.

Die meisten Ziele, die ich mir als repräsentative Standorte dieses Welterbes vorgemerkt hatte, sind recht schwer zu finden, aber langsam lerne ich die französischen Begriffe und kann damit auf Google Maps doch das eine oder andere auftun.

Meine erste Übernachtung habe ich in Conde-sur-l’Escaut, einem kleinen Städtchen mitten im Kohlerevier. Neben der Kirche steht der Belfried und das Glockenspiel tönt jede Stunde.

Am Morgen suche ich als Erstes das Chateau de l’Hermitage in Bon-Secours. Im zweiten Anlauf finde ich auch einen Waldweg bis zum verfallenen Torhaus mit einer ganz romantischen Sicht auf das verwunschene Schloss.

Auch das Schloss im Parc Dampierre empfängt mich mit wunderbarer Herbst-stimmung.

Den Förderturm Nord 1 im Bois Chabaud-Latour finde ich ebenfalls nach einer abenteuerlichen Fahrt durch den Wald.

Die ganze Gegend ist recht sumpfig, durchzogen von der Schelde und vielen Kanälen. Ich bin fast alleine unterwegs und genieße die Herbstromantik. Neben den großen Seen liegt die typische Bergarbeitersiedlung Boucle Un’Escaut.

Auf die nächste, ähnliche Siedlung treffe ich in Vieux-Conde. Diese ist scheinbar frisch restauriert und die farbigen Schmuckelemente verschönern das Mauerwerk.

Das alte Stellwärterhäuschen von Fresnes-sur-Escaut erkenne ich nur durch Zufall beim vorbeifahren. Ich gehe auf der alten Bahntrasse entlang und komme zum ehemaligen Bahnhof. Ich komme mir hier ein bisschen vor wie im alten Sch’ti-Film-Bergues.

Den Abschluss meiner Runde durch das Kohlebecken Nord-Pas de Calais bildet, wie kann es anders sein, Bergues. Der Ort hat neben dem Belfried, den ich im nächsten Blog beschreiben werde, einiges zu bieten, das man aus dem Film kennt, wie z.B. die Post, ein recht repräsentatives Stadtzentrum und natürlich eine recht farbenfreudige Arbeiterwohnsiedlung.

Für mich war es eine Überraschung, beim Betreten des Städtchens auf eine Befestigungsanlage des Baumeisters Vauban, dessen beste Schöpfungen in einem Welterbe in Spanien zusammengefasst sind, zu treffen.

Meine kleinen Videos zum Kohlerevier gibt es hier und hier.

Resümee

Das Bergbaugebiet Nord-Pas de Calais ist genauso vielfältig wie groß. Hier kann man in jedem Ort bzw. auch an der Strecke Zeugen der einstigen Industrie und der dort Arbeitenden finden. Die zum Welterbe gehörenden Objekte sind teilweise liebevoll restauriert oder aber romantisch verfallen, in der Regel vor Ort gut beschildert und mit historischen Fakten und Fotos ausgestattet, so dass man sich am Ende der Runde ein vielseitigens Bild vom Leben und Arbeiten im Kohlerevier machen kann. Es lohnt sich, mit offenen Augen durch das Gebiet zu fahren und die Orte zu durchstreifen und dem Hauch der Geschichte nachzuspüren. Die Tour führt durch tolle Landschaft, verwunschene oder bunte Dörfer und Städte und hielt für mich trotz guter Vorbereitung immer wieder Überraschungen bereit – besonders, weil man gleichzeitig auch die Orte der Belfriede besucht, doch davon im nächsten Beitrag mehr.

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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