Allgemeines+Tipps, Connys Plauderecke, Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – Erkundungsfahrzeug und Reisebegleiter – die aktuelle Variante

75.000 km on the road – vom Nordkapp bis Sizilien

DIY-Minicamper-Ausbau

  • in 2 Tagen und ohne Werkstatt
  • aus preiswerten Möbel-Fertigteilen
    • Ausbau unter 500€
  • auch für Regentage geeignet
  • jederzeit spurlos rückbaubar
  • Zusatzbatterie und Solar

Mein Dacia-Dokker “Dobby” ist jetzt zwei Jahre alt und hat fast 60.000 km auf dem Tacho. Die längste Rundreise dauerte fast neun Wochen und führte durch die Schweiz und Italien bis nach Sizilien. Die anspruchsvollste und beeindruckendste war die durch Dänemark, Schweden und Norwegen bis zum Nordkapp. Ich habe auf den Touren grundsätzlich im Auto gelebt und auf kostenlosen Plätzen übernachtet, an denen das auch erlaubt war. Dabei habe ich den Ausbau getestet, Erfahrungen gesammelt und mit der Zeit auch einiges verändert.

Bevor ich von den Erlebnissen im Baltikum und Finnland berichten werde, denke ich, es wäre eine gute Gelegenheit, meine nunmehr seit Tausenden Kilometern bewährte Ausbauvariante im Detail vorzustellen.

Im Minicamper auf Tour

Eines vorab – der Ausbau eines Minicampers wird niemals ein Wohnmobil ersetzen und solche Bestrebungen werdet ihr hier auch nicht finden. Dafür benötigt man aber auch kein zweites Alltagsauto und hat neben dem niedrigeren Spritverbrauch auch deutlich günstigere Fährkosten. Mit dem Hochdachkombi-Minicamper unterwegs zu sein, ermöglicht Abenteuer “on the road” mit einem kleinen und spritsparenden Auto und Camping auf hohem Niveau. Für mich ist Dobby in erster Linie das Erkundungsmobil für mein Welterbeprojekt und ich kann in meinem Tempo unterwegs sein und wenn ich möchte, den Sonnenunter- oder -aufgang an meinen Orten erleben.

Ich bin alleine unterwegs, dafür sind der Platz und die Ausstattung ideal. Zu zweit im Minicamper zu reisen ist natürlich möglich, erfordert in meinen Augen aber relativ große Kompromissbereitschaft. Dobby ist so eingerichtet, dass ich auch bei schlechtem Wetter drinnen kochen, mich waschen, sitzen, essen, schreiben und lesen kann. Ich habe es funktionell und gemütlich und die niedrige Matratze gibt einen Zusatz an Geborgenheit. 

Die idyllischen Bilder auf Instagram im Sonnenuntergang direkt am Strand täuschen über den Alltag hinweg, man muss schon etwas suchen, um einen guten und vor allen Dingen auch erlaubten Platz zu finden. Ich wähle meine Übernachtungsplätze sorgfältig aus (park4night) und stehe nicht lieblos am Straßenrand, sondern in schöner Umgebung. In der Regel mache ich noch einen Umgebungscheck und freue mich, wenn ich nette Platznachbarn treffe. Mit meiner inzwischen gesammelten Erfahrung habe ich fast ausnahmslos tolle Plätze gefunden – am Ende gibt es eine Fotostrecke meiner schönsten Abend- oder Frühmorgen-Ausblicke.

Wenn ich abends, den Kopf voll von den Erlebnissen des Tages, an meinem Übernachtungsplatz ankomme, koche ich zwar oft keine großen Menüs mehr, aber mein Tag beginnt mit einem guten Kaffee und selbst gebackenen Rusks, die für unterwegs ideal sind. Wer länger an einem Ort bleibt, sieht das sicher anders.

Wichtig war beim Ausbau für mich: mein Auto kann jederzeit ohne jegliche Beschädigungen, Löcher, Klebestellen o.ä. zurückgebaut werden und alle eingebauten Teile sind aus dem Möbelhandel, so dass sie im Gästezimmer oder in den Studentenwohnungen nachgenutzt werden könnten.


Dacia Dokker Ausbau

Den Grund-Ausbau habe ich mit Laura an einem Wochenende und mit unserem Haushalt-Werkzeug erledigt, die Änderungen mit Linda in wenigen Stunden*. Die Zusatzbatterie und Solar habe ich vom Fachmann installieren lassen.

*Ich habe mein Zubehör im Laufe der letzten zwei Jahre gekauft und ausgiebig getestet. Hier habe ich alles aktuell, nach Shop, Zeitpunkt, an dem du es beschaffen solltest und je nach Einsatzplan deines Minicampers zusammengestellt. Damit kannst du nichts vergessen und musst nicht doppelt in die Läden fahren:

Hier bekommst du deine Schritt-für-Schritt-Einkaufs-Checkliste zum Download. (1,39€)

Und hier ist die gesamte Bauanleitung Schritt für Schritt. Damit bist du sicher, dass kein Schritt vergessen wird und das benötigte Loch auch gebohrt ist, bevor die Schraube eingedreht werden muss:

Hier bekommst du deine Schritt-für-Schritt-Bauanleitung zum Download. (1,39€)

1. Ausbau der Rückbank und Bodenplatte

Die Rückbank beim Dokker ist an zwei dicken Schrauben befestigt und lässt sich schnell ausbauen. Für die Bodenplatte wählten wir eine 12 mm Multiplex-Platte, die im Baumarkt passend zugeschnitten wurde. Wegen der Größe der im Markt vorrätigen Platten wurden zwei Teile benötigt. In Lauras Hinterhof sägten wir die restlichen Ein- und Ausschnitte und befestigten die Bodenplatte mittels längerer Schrauben an den vorgesehenen Stellen der Ladesicherungsösen an der Karosserie. Im vorderen Teil dienten ein Brett an den Befestigungsschrauben der Sitzreihe sowie ein kleiner Unterbau aus Leisten als Überbrückung des Hohlraumes und als Sicherung. Beide Teile der Bodenplatte verschraubten wir mit Metallverbindern. Im Hohlraum unter der Bodenplatte finden, gut griffbereit, Warndreieck, Verbandskasten, Warnwesten, kleines Werkzeug usw. ihren Platz. Die Kanten der Platte beklebten wir mit Filzstreifen, so dass die Karosserie nicht beschädigt wird. Geschützt wird die Bodenplatte mit Antirutschmatten von Aldi, die gerade im Angebot waren. Als Abtreter an den Eingängen nutze ich Spülbecken-Matten von Tedi. Als unbedingt wichtiges Zubehör, um beim Notbremsen den Fahrer zu schützen, haben wir ein Schutzgitter hinter den Kopfstützen angebracht.

  • Bodenplatte –Multiplex – 190×138
  • Schrauben und Metallverbinder aus dem Baumarkt
  • Kofferraum-Schutzgitter – Sakura
  • Boden-Kofferraumschutzmatte von Aldi o.ä.
  • Summe Kosten aktuell ca. 150€

2. Küchenzeile

Die Größen-Vorgaben ergeben sich aus der Karosserie und den Türen. Ein Besuch bei IKEA führte uns zur Küchenlösung in Form dreier leichter Metallschränkchen. Diese wurden von IKEA-Profi Laura mit längeren Schrauben fest miteinander verbunden und zum Schluss teils mit Platzhaltern an der Bodenplatte verschraubt. Wir bauten die Küche hinter den Beifahrersitz, um die Sicht nach hinten nicht zu beeinträchtigen. Durch Power-Magnete werden die Schubkästen vor dem Rausrutschen gesichert. Magnete nutze ich mittlerweile für vieles, was ich am Auto oder auf/an den Regalen anbringen will. Wie Laura in ihrem Auto schon erfolgreich eingebaut und getestet hat (Link), bekam auch Dobby mittlerweile noch einen Klapptisch nach hinten. Baumaterial: Regalschienen und Winkel aus dem Baumarkt, je 0,99€.

  • Küchenschränkchen – Lennart – 30 x 34 x 56 – 3 Stück
  • Power-Magnete – Magnetpro
  • Kosten Summe aktuell etwa 90€

Die hintere Tür bekam nach dieser Bauanleitung einen Öffner von innen und eine lustige Bommel zum zuziehen.


3. Schlafen und Stauraum für die Sachen

Ich hatte mich beim Dobby-Ausbau an den einschlägigen Vorschlägen orientiert und mit Sitztruhen gebaut, auf denen ich auch geschlafen habe. Nach über 30.000 Kilometern mit vielen Tagen und Nächten on the road habe ich festgestellt, dass es für zeitige Dunkelheit am Abend und Tau am Morgen, Tageshygiene und auch mal das Notklo, günstiger wäre, etwas mehr Bewegungsfreiheit im Auto zu haben. Ein Check meiner Klamotten und Vorräte an Bord ergab, dass ich selbst in den vier go-north-Wochen von allem viel zu viel mitgenommen hatte. Kurz und gut, die vielen Staumöglichkeiten in den Sitz- und Liege-Truhen benötigte ich gar nicht. Da ich aus Fertigmodulen gebaut habe, war der Umbau in kurzer Zeit erledigt.

Bei IKEA beschaffte ich mir noch ein zusätzliches etwas größeres Metallregal mit geräumigen Körben, in denen die Klamotten in hübschen bunten Boxen (Link) ausreichend Platz finden. Das Regal ist etwas höher und breiter und ergibt für den Sitzhocker einen idealen Schreibtisch.

Zum Schlafen kaufte ich mir eine schöne dicke und warme Matratze, die am Tag einfach an die Seitenwand und am Abend zum Sessel geklappt wird. Für den Schlafsack, die Decken oder das Lesekissen verwende ich einen Sitzhocker, der tags als Sitzplatz dient und nachts auf meiner Küchenzeile untergebracht werden kann. Bei IKEA habe ich mir noch einen schönen Teppich gekauft, der den Raum gemütlich macht.

Unter den Küchenregalen finden die Schuhe in Ablagen, die ich schon länger nutze, aber an dieser Stelle auch erwähnen möchte, ihren sauberen Abstellort (amazon). Die Fenstervorhänge nähte ich aus einer dünnen Tischdecke und sie werden je nach Bedarf mit kleinen selbstklebenden Magneten an der Karosserie vor den Fenstern angehangen.

  • Kleider-Regal – JONAXEL
  • Klapp-Matratze – JYSK
  • Sitzhocker – Woltu o.ä. – 38 x 38 x 38 – 1 oder 2 Stück
  • Teppich – TIPHEDE
  • Magnetplättchen selbstklebend
  • Kosten aktuell gesamt etwa 130€

4. Ausstattung

Ich bin wochenlang unterwegs, deshalb habe ich bei der Ausrüstung auch nicht gespart. So nutze ich z.B. einen Kocher ohne offene Flamme, das finde ich besser, wenn ich mal drin kochen muss. Mein Kochset hat sich bewährt und mein Espresso-Bereiter garantiert mir meinen guten Start in den Tag (und kocht als Rückfallebene das Wasser zur Not auch mit 12V). Die anfängliche Kühltasche habe ich durch einen kleinen und sehr leisen Kühlschrank ersetzt, der auch nachts nicht stört und einen guten Überblick gewährleistet. Für die Wasserversorgung nutze ich zwei sehr stabil stehende Kanister und einen elektrischen Wasserhahn, der am Deckel fest sitzt und auch während der Fahrt drauf bleiben kann. Faltbare Schüsseln gibt es mittlerweile bei jedem Discounter und in den Drogeriemärkten und meinen fest verschließbaren Mülleimer habe ich von Tedi. Eine mittelgroße Plastebox mit Griffen (Aldi bzw. amazon) hat sich für Karten, Prospekte, Schreibkram, Bücher, Laptop und das Fotozeug bewährt, da ist immer alles komplett und schnell zugriffsbereit.

Natürlich kann man auch mit einer Kühlbox/tasche, einem einfachen Kartuschen-Kocher, Topf und Pfanne aus den heimischen Beständen und z.B. einem vietnamesischen Kaffeefilter mit wesentlich geringeren Kosten starten. Ich habe auch mit einem Wasserkanister mit Auslauf aus dem Baumarkt begonnen. Wer sich einen Minicamper ausbaut, fängt ja meist auch nicht von Null an.

5. Zusatzbatterie und Solar

Eine Zusatzbatterie ist im Normalfall nicht erforderlich, da tut es eine Powerbank, die unterwegs geladen werden kann. Aber für meinen Tourenplan war es mir wichtig, eine Zusatzbatterie für die abendliche Stromversorgung zu haben. Sie ist hinter den Vordersitzen untergebracht, an der Bodenplatte angeschraubt und wird während der Fahrt über den Motor geladen, zusätzlich über Solarpaneele auf dem Dach. So kann der Kühlschrank durchgängig laufen. Angeschlossen ist ein Zigaretten-Anzünder-USB-Mehrfachverteiler und ich habe einen Wandler auf 220 Volt dabei. So kann ich abends meine Technik laden oder auch mit einem kleinen 12V-Heizlüfter wärmen. Die Leitung zur Motorbatterie und die Schaltung habe ich vom Fachmann verkabeln lassen. Die Solarpaneele sind auf eine Magnetfolie geklebt und damit wieder abnehmbar am Dach befestigt, zusätzliche Sicherheit geben Dachgepäck-Spanngurte (siehe gesonderter Beitrag). Die Zusatzbatterie erhöht natürlich den Komfort, ob man Solar unbedingt braucht, kann ich nicht einmal sicher bestätigen, da ich im Verhältnis viel fahre und wenig am Ort bleibe.

6. Notwendiges, Nützliches und Angenehmes

Auch hier kommen Dinge, die man nicht unbedingt und schon gar nicht für die ersten Fahrten haben muss.

Ich nutze, wo es geht, die öffentlichen WCs und die App Toiletten Scout. Natürlich habe ich trotzdem eine Nottoilette. Dabei habe ich mich gegen Chemie und für die Restmüllvariante entschieden und für meine Größe ist diese Falt-Toilette die mit dem kleinsten Packmaß und dem größten Komfort.

Mein Lesekissen hatte ich schon erwähnt, natürlich habe ich auch noch eine praktische verstellbare Akku-Klemm-Leselampe.

Ich habe mir auch eine Dusche nach dem gleichen Prinzip wie mein Wasserhahn gekauft und kann mit einer Folie über den hinteren Türen mittels Magnethalterung sogar eine Duschkabine bauen.

Mit dieser Variante kann ich auch meinen Platz erweitern, wenn es mal länger regnet. Die Folie steckt normalerweise im Stauraum unter der Bodenplatte. Für einen kleinen Morgennieselregen baue ich schnell ein Dach, indem ich ganz einfach eine Frontscheibenabdeckung bzw. dünne Alu-Iso-Matte in bewährter Art und Weise schnell mit Powermagneten über den Türen befestige. Die Folie findet gefaltet bequem hinter dem Küchenregal ihren Platz, bei zu viel Sonne schützt sie die Frontscheibe.

Zum draußen sitzen bei schönem Wetter habe ich einen Mini-Sessel an Bord, der einfach unten im großen Regel Platz findet. Von meiner ersten Ausbauvariante nutze ich den sehr praktischen Klapptisch.

Neu und mittlerweile bewährt – mein schneller, leichter, klein und schnell zusammengeklappter City-Tretroller – er ist wirklich ideal für Stadtbesuche.

Für die Aufnahmen unterwegs habe ich natürlich meine Cockpit-Fotoapparat-Halterung mit Fernauslöser auch wieder mit an Bord.

Kleines Update 2023 – Erweiterung des vorderen Stauraums über den Sitzen:

Über meinen Kopf ist noch ausreichend Platz, doch ein Gepäcknetz lässt sich im Dokker wegen der fehlenden Griffe nicht anbringen. Die Idee, nach der ich mich letztendlich orientiert habe, stammt hier her. Ich habe in meiner bewährten Art und Weise leichter gebaut und außer dem Entfernen der Gummiabdeckungen auf den Löchern im Seitenträger auch nichts am Auto verändert oder gebohrt. Als Querstange habe ich zwei dünne Pflanzstäbe von 1,20 m Länge (Tedi, je 1€) verwendet und das Gepäcknetz an den Befestigungen des vorn eingebauten Regals eingeklickt, um die Stäbe geschlungen und die zweite Seite des Netzes ebenfalls wieder vorn angehangen. An den Stangen habe ich das Netz mit Foldback-Klammern (1€) fixiert. So finden meine Decken und Kissen oben Platz und durch den vorn verbliebenen Spalt kann ich noch bequem die Jacken aus dem vorderen Regal holen.

Mit Blick auf die in diesem Jahr bisher recht ungemnütlichen Temperaturen habe ich mir ein doppelt nützliches kleines Gadget gekauft – einen Powerbank-Taschenwärmer. Und für die Unterhaltung während der Regenstunden und der längeren Abende gibt es eine Handy-Lupe.

Resümee

Für mich und mein Projekt hat sich das Minicamper-Konzept bestens bewährt und ich bin bei den aktuellen Spritpreisen mehr als froh, ein Auto zu fahren, das weniger als 6 l/100 km benötigt. Die jetzige Ausbauvariante entspricht genau meinen Wünschen an Ausstattung, Komfort und Bewegungsfreiheit. Jetzt, im Frühjar 2023 und mittlerweile 75.000 km auf dem Tacho bin ich des Lebens unterwegs noch lange nicht leid und nach den großen Touren zum Nordkapp, durch Italien und Sizilien, das Baltikum und Finnland bin ich im letzten Herbst sogar bis weit in den November durch Frankreich und Spanien bis nach Portugal gefahren. 2023 stehen Touren durch Polen und Tschechien sowie bis Bulgarien und Griechenland auf dem Plan. Ihr dürft also weiter gespannt auf die Reiseberichte zu meinem Welterbeprojekt sein.

Und hier kommen noch die versprochenen Parkplatz-Impressionen:


Hier noch einmal die komplette Einkaufs-Checkliste und eine Schritt-für-Schritt-Bauanleitung:

Hier bekommst du deine Schritt-für-Schritt-Einkaufs-Checkliste zum Download.

Hier bekommst du deine Schritt-für-Schritt-Bauanleitung zum Download.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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