Activ+Abenteuer, Reisen+Ausflüge

Canaren – Abstecher auf Lanzarote und Fuerteventura

Kostenfaktor: € € € € €

Erlebnisfaktor: 😎 😎 😎 😎 😐

Was fällt mir zu Lanzarote und Fuerteventura als erstes ein: karg! Das ist allerdings keinesfalls negativ zu betrachten, denn in dieser Kargheit steckt so viel wunderschönes, solcher Erfindungsreichtum und so viel zu entdecken und die Inseln sind dabei so unterschiedlich.

Fangen wir von vorne an: Wieso und wann sind die Canaren ein gutes Reiseziel?
Hauptreisezeit ist einerseits im Winter und andererseits im Sommer. Als Inseln westlich von Afrika gelegen begeistern sie vor allem im Winter mit bereits frühlungshaften bis frühsommerlichen Temperaturen zu durchaus machbaren Preisen. Wir waren im Januar 2019 auf Lanzarote und Fuerteventura und hatten durchgängig zwischen 17 °C und 24°C, sehr angenehm also, um dem Winter zu entfliehen und dennoch kein zu großer Schock.

Fliegen kann man mit allen gängigen Airlines von fast jedem beliebigen Flughafen (checkt skyscanner.de), uns überzeugte diesmal Condor mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn Gepäck aufgegeben werden sollte (120€ im Januar 2019). Sicherlich kann man bei kleinem Gepäck mit Billigfliegern noch deutlich günstiger unterwegs sein, da wir aber die Tauchausrüstung dabei hatten, war das ein sehr guter Deal.

Unterkünfte gibt es in jeder Preiskategorie und mit jeder Art der Verpflegung oder eben nicht. Empfehlenswert zur Suche ist wieder einmal booking.com, aber auch airbnb bietet für Selbstversorger tolle Möglichkeiten. Da wir die meisten Tage unterwegs sein und keine Zeit für Kochen und Abwaschen investieren wollten (das haben wir täglich zuhause), entschieden wir uns für ein Hotel mit Halbpension. An den gedeckten Tisch setzen, ist auch mal schön. Für zwischendurch und für alle, die sich lieber selbst versorgen gibt es zahlreiche, auch bekannte, Supermärkte mit sehr ähnlichem Preisniveau. Um auf den einheimischen Märkten einkaufen zu können, bietet es sich an Spanisch zu können und sich sowohl über Markttage und Preise vorher informieren, was in Zeiten des www aber kein Problem darstellt. Für unser Zimmer suchten wir eher im niedrigen Preissegment, uns diente es ja tatsächlich nur zum nächtigen und wir wollten uns nicht tagsüber dort aufhalten. Dennoch buchten wir ein Zimmer mit Extra-Wohnzimmer, für den Fall, dass ein Regentag mal drinnen verbracht werden müsste, ist es angenehm nicht nur auf dem Bett sitzen zu können.

Nun ein Blick auf die Inseln im Detail:

Lanzarote:

Aus der Luft fällt einem zuerst das viele schwarz mit wenigen weißen und grünen Punkten ins Auge. Die Insel besteht quasi ausschließlich aus schwarzem Lavagestein mit wenig brauneren Vulkanen, die wie auf die Ebene aufgesetzt aus der Fläche ragen , und noch weniger kleinen grünen Flecken Vegetation.

Alle Häuser in den Städten sind in weiß gestrichen und vereinen Natur und Bebauung. Ein Merkmal, das, ebenso wie das “in-Zaum-halten” des Massentourismus, auf den Künstler César Manrique zurück zu führen ist. Im ersten Moment mag das gestellt und spießig klingen, macht aber die Schönheit der Insel aus und wirkt eben gar nicht gestellt.

Wenn man sich nun weiter auf das Land einlässt, gibt es viel zu entdecken. Wir fuhren ein paar Tage umher (ein Mietwagen ist meiner Meinung nach ein Muss, auch wenn es ein gut ausgebautes Busnetz gibt, ist man doch sehr viel unabhängiger; sucht auf Mietwagen Preisvergleich: Günstig mieten”>billiger-mietwagen.de), schauten uns die farbenprächtigen Salinen an und die weitläufigen Weinfelder, die so gar nichts mit unseren gemein haben. Statt geraden Reihen am Hang gibt es hier rund eingefasst Kuhlen in welchen ganz unten eine einzelne Weinrebe wächst. So ist sie vor zu starkem Wind und Sonne geschützt und bekommt genügend Wasser – erfinderisch. Der Rother Wanderführer hat zahlreiche größere und kleinere Wanderungen entlang, inmitten und auf die Vulkane zusammen getragen, welche auf gut ausgebauten und beschilderten Wanderwegen entlang gehen und durchaus den ein oder anderen Abstecher wert sind. Mit vielen Aufstellern informieren sie über die Entstehung der jeweiligen Umwelt. Die Erosion scheint vor der Insel halt gemacht zu haben. Die Lava ist schroff und kantig, als wäre sie noch gar nicht allzu lange da.

Im Süden der Insel bei Los Hervideros kann man eindrucksvoll sehen und erklettern (sofern man trittfest ist), wo die Lava ins Meer geflossen ist, wo diese beiden Elemente miteinander gerungen haben und die Lava in abstrakten Formen erkaltete. Absolut beeindruckend und der einzige Ort an dem ich das Lavagestein von der ständigen Brandung rund geschliffen gesehen habe .

Auch die Unterwasserwelt ist sehr vielseitig. Besonders von Puerto del Carmen aus gibt es einiges zu entdecken: sei es das Hausriff, die vorgelagerten Wracks oder das Unterwassermuseum (Museo Atlántico). An Tauchschulen mangelt es nicht, in jeder Sprache wird informiert. Es lohnt sich nicht von einer zur anderen zu laufen – die Preise sind gleich und man sollte, wie immer, nach Sympathie entscheiden. Eines meiner Highlights war ein Paragliding-Flug mit Blick über das Meer und die Vulkanebenen. Der Startpunkt wird täglich nach Wetterlage ausgewählt und so können die Eindrücke ganz unterschiedlich, aber in jedem Fall herausragend, sein (übrigens ein tolles Weihnachtsgeschenk, denn man kann ohne weiteres von zuhause aus Kontakt aufnehmen ;-)). Allgegenwärtig sind die Rennradfahrer – für mich ehrlicherweise noch nie nachvollziehbar, da auch auf den Straßen gefahren werden muss, aber es scheint doch einige Anhänger zu geben und es wird allgemein sehr darauf geachtet sie nicht zu gefährden.

Das war der Kurztrip, für uns ging es dann auf die Fähre nach Fuerteventura. Hierzu noch eine kurze Bemerkung. Es gibt zwei Fährgesellschaften, Fred Olsen und Armas, wobei Armas im Januar 2019 umbaute und daher nicht von Playa Blanca aus fuhr. Fred Olsen kostete für zwei Erwachsene mit PKW 61€. Wer überlegt, ob ein Flug günstiger wäre, sollte folgende Dinge in Betracht ziehen: Fliegt ihr mit oder ohne Gepäck (das muss auf den Inlandsflügen zugebucht werden)? Wenn ihr ein Auto bucht, könnt ihr das mit auf die andere Insel nehmen (wir durften, haben uns das aber zur Sicherheit vorher von der Autovermietung schriftlich geben lassen)? Wie viele Personen seid ihr? Es kann durchaus günstiger sein zu fliegen, aber eben auch mit der Fähre. Die Überfahrt nach Corralejo dauert nur 25 Minuten und ist auf dem großen Schiff sehr angenehm.

Fuerteventura:

Auch hier wieder: karg. Aber ganz anders. Fuerteventura ist bunter. Der Boden ist eher einer Wüste als Vulkangestein ähnlich, es gibt deutlich mehr Sand und die Flächen sind nicht so rau. Uns erschien es deutlich grüner und ein paar Grad wärmer war es auch. Obwohl die Reiseführer es sagen, erschien es uns gar nicht so flach. Wir empfanden es bergiger und ohne diese schier endlosen Weiten, eher zerklüfteter und mit neuen Ausblicken hinter der nächsten Kurve. Sonst ragen hier an den prädestinierten Touristenorten die riesigen Hotelbunker aus dem Boden, die Manrique auf Lanzarote zu verhindern wusste. Zwischendurch und insbesondere im Inland ist es deutlich dörflicher. Es gibt viel weitere und breite ockerfarbene Sandstrände, die zu endlosen Wanderungen einladen. Man muss bedenken, dass Fuerteventura deutlich größer als Lanzarote ist und das bei der Tourenplanung im Hinterkopf haben – eine Stunde braucht man einmal von Süd nach Nord gut und gerne.

Ein besonderes Highlight ist der höchste Berg Fuerteventuras: der Pico de la Zarza oder auch Pico de Jandia ist gerade einmal 807m hoch und dennoch ist der Aufstieg nicht von der Hand zu weisen, immerhin startet man in Morro Jable auf NN. Von oben kann man auf die andere Seite der Halbinsel Jandia und den schier unendlichen weißen Sandstrand sehen. Nach einer holprigen Fahrt kann man dort endlose Spaziergänge unternehmen oder die berühmte Villa Winter besichtigen.

Der heilige Berg Tindaya war diesmal leider eine Enttäuschung. Noch vor ein paar Jahren nur mit spezieller Genehmigung und Ranger zu besteigen, hat der Kampf um ihn seine Spuren hinterlassen. Seit Jahren gibt es Streitereien und Demonstrationen, ob der Berg nun zu einem Kunstobjekt umgebaut werden darf oder nicht – darüber sind Absperrungen und Wege in Vergessenheit geraten und nur wer davon gehört hat besucht den heiligen Berg, besteigt ihn (nun) verbotenerweise und kann die Magie spüren.

In Morro Jable selbst gibt es am Hafen ein Schildkröten-Krankenhaus. Einerseits werden hier tatsächlich kranke Schildkröten wieder aufgepäppelt und andererseits der Versuch übernommen ehemals ansässige Schildkröten wieder anzusiedeln. Hierzu wird diese spezielle Art, die es sonst nur noch auf den Cap Verden gibt, eingeflogen und legt ihre Eier an einen ganz bestimmten Strand. Eben den bei Cofete an welchem wir spaziert sind und fleißig Müll gesammelt haben – eine doppelt gute Tat also. In ein paar Jahrzehnten könnten die geschlüpften Schildkröten also selbst zurück kommen und damit wieder angesiedelt sein. Fun fact am Rande: Im Hafenbecken schwimmen riesige Rochen.

Wir unternahmen noch viele weitere Touren zur Bergkapelle, zu kleinen Heiligen an versteckten Berghängen, durch die kleinen Orte mit ihren ganz eigenen kleinen Kirchen und Häuschen und einfach die Strandpromenade entlang und ließen damit den Urlaub ausklingen

Bevor es wieder mit der Fähre nach Lanzarote und am nächsten Tag ins verschneite Deutschland ging, nahmen wir natürlich noch eine wundervoll Wanderung dem Camino Calderas und schlussendlich durchstreiften wir die wunderbaren Dünen von Corralejo.

Es war ein rundum toller Urlaub.

Schreibe eine Antwort