Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – HU – Budapest

Die beiden Ufer der Donau in Buda und Pest, der Burgpalast, die Andrássy-Straße und die U-Bahn Földalatti

Mein drittes Welterbe-Ziel auf dieser Tour übertrifft seine Vorgänger an Größe und Fülle der Eindrücke natürlich um ein Vielfaches und ich habe mir einige Tage Zeit genommen, Ungarns Hauptstadt in Ruhe (und mit ortskundiger Führung) zu durchstreifen. Budapest war die Traum-Metropole meiner längst vergangenen Studentenzeit, zum letzten Mal war ich hier zu einem Kurzbesuch mit Kinderschar, als wir im Jahr 1999 die Sonnenfinsternis am Balaton erlebt haben . Umso größer meine Vorfreude, als ich Dobby durch ein heftiges Gewitter aus den Buda-Bergen über die Elisabeth-Brücke zu einem gut bewachten P+R* am Stadtrand lenke. Linda wohnt nahe der Brücke im Stadtteil Pest, der Regen ist vorüber und wir genießen die ersten Stunden am Donau-Ufer mit dem Blick auf die Burg und die Fischerbastei.

*Der Verkehr ist großstädtisch, Parkplätze rar. Da Budapest ein hervorragendes und preislich sehr moderates öffentliches Nahverkehrssystem aus U- und Straßenbahnen, Trolley- und Bussen sowie Vorort-Zügen hat, ist jeder Ort gut erreichbar. Die P+R-Plätze sind preiswert und kameraüberwacht, außerdem gibt es direkt neben dem Stadtwald einen guten Standplatz für Womos (park4night).

Budapest gehört seit 1987 zum UNESCO-Welterbe als herausragende Stadtlandschaft, die die großen Perioden der Geschichte repräsentiert. Hier könnt ihr das offizielle Video anschauen und die ausführliche Begründung lesen. Während die Budaer Seite durch die mittelalterliche Burg dominiert wird, sind es auf der Pester Seite das Parlamentsgebäude und die Jugendstil-Bezirke rund um die Andrássy-Straße, unter der die älteste U-Bahn-Strecke des europäischen Festlandes verläuft. Budapest war, beginnend von der Gotik bis zur Moderne, ein Zentrum und Hotspot für Architektur, Kunst, Kultur und Technologie. Dank angepasster Modernisierungsmaßnahmen haben die meisten Gebäude, Straßen, Brücken und Plätze ihre Authentizität bewahrt.

Pest

Unser erster Sightseeing-Tag ist dem nördlichen Uferbereich der Donau gewidmet. Große Teile des Gebietes rund um die Kossuth Lajos utca und das Jüdische Viertel wurden ab etwa 1880 bis zum Millennium 1900 im Jugendstil neu erbaut/ überbaut und ich kann mich kaum satt sehen an den prächtigen Fassaden und Giebeln, ständig entdecke ich neue Details. Die Gebäude sind riesig – wir wohnen in einem solchen, bis zur ersten Etage sind 44 Stufen zu steigen. In Restaurants und auch in den Wohnungen sind oft die ursprünglichen Etagen in zwei Geschosse geteilt. Die Häuser sind als Quadrat um einen Innenhof gebaut, auf den die Balkons zeigen und in den Treppenhäusern gibt es noch die offenen Aufzüge, die man eigentlich nur noch aus Filmen kennt.

Die Straßen, Restaurants, Boutiquen, Boulevards und Plätze, sogar die große Markthalle, sind noch coronaleer. Wir durchstreifen gefühlt den gesamten Stadtteil bis hin zum Parlamentsgebäude, bewundern die alte Prachtstraße Andrássy utca mit ihren noch größeren und besonders eleganten Gebäuden, in denen sich heute die entsprechenden Geschäfte befinden.

Ein Aufstieg auf die Kathedrale belohnt die 400 Stufen mit einem tollen Ausblick über das Stadtzentrum. Im und um das Jüdische Viertel herum reihen sich die angesagten Ruinen-Bars und tolle Cafés, wie z.B. das Schiwago oder das Lesecafé Massolith. In dem urigen Restaurant For Sales Pub gegenüber der großen Markthalle gibt es bei Live-Musik einen hervorragenden Gulasch, authentisches Langosh bekommt man in der ersten Etage der kleinen Markthalle. *

*Linda hat einen Stadtplan mit den Must-sees, den hübschesten Plätzen, Skulpturen und ihren Lieblings-Cafés und Restaurants erstellt, den ich am Ende als Link anfüge.

Buda

Das südliche Ufer der Donau wird überragt durch den Burgpalast und die malerische Kulisse der Fischerbastei. Auf dem benachbarten Gellertberg steht, weithin sichtbar, die Freiheitsstatue. Die Gebäude des Stadtteiles kleben bunt zusammengewürfelt am Berg, zeugen von verschiedensten Epochen. Besonders hübsch sind die kleinen Gässchen um die Fischerbastei bis zur Burg.

Wir gehen über die Kettenbrücke und steigen hoch zur Fischerbastei, wo wir fast alleine auf der Mauer stehen und nicht auf einen Fotoplatz warten müssen. Leider ist die Matthiaskirche noch geschlossen, einen Blick dürfen wir trotzdem ins bunte Innere werfen.

Die meisten kleinen Lädchen, das Hilton und das Museum in der Burg haben ebenfalls noch geschlossen und die schönen Parks auf unserem Weg bis zur Freiheitsstatue auf dem Gellertberg sind leer. Immer wieder öffnet sich zwischen den Bäumen ein schöner Blick auf die Pester Seite.

Wir kommen abends noch einmal zur Fischerbastei, um den Sonnenuntergang zu genießen. Die bunten Kacheln auf der Matthiaskirche leuchten im warmen Licht und hinter den verspielten Fensterbögen färben sich die Wolken rosa. Das Schauspiel wird begleitet von einer Geigenspielerin, die sich auf die Mauer gesetzt hat.

U-Bahn, Stadtwald und Margaretheninsel

Eine Fahrt mit der ältesten U-Bahn-Strecke des europäischen Festlandes führt durch wunderschöne Bahnhöfe, z.B. das Octogon. Aber auch das Ziel ist die Fahrt wert, man gelangt zum Heldenplatz und den angrenzenden Stadtwald mit seinen Badehäusern und dem Märchenschloss Vajdahunyad (auch ein 1900-Millennium-Projekt). Im Park stehen, wie an vielen Stellen Budapests, sehenswerte Skulpturen.

Ein Must-see und eine willkommene Abwechslung für pflastermüde Füße und angestrengte Augen ist die Margaretheninsel mit ihren Gärten, Springbrunnen und Sportanlagen, dem Tierpark und dem aus den früheren einfachen heißen Becken entstandenen, modernen Paltinusbad. Wir verbringen fast alleine einen kühlen Nachmittag im warmen Wasser.

Budapest hat meine Erwartungen vielfach übertroffen. Ich habe diesmal andere Dinge beachtet und entdeckt als in meiner Studentenzeit, aber die Stimmung der Stadt zu genießen war ebenso faszinierend wie damals. Ich möchte euch einen Besuch unbedingt an Herz legen – am besten recht bald (aus meiner Erfahrung – die Einhaltung der Corona-Regeln ist in Ungarn vorbildlich!) oder auf jeden Fall außerhalb der Saison!

Wir unternehmen von Budapest aus zwei Tagesausflüge, von denen ich getrennt berichte. Der Abschied fällt uns dann erwartungsgemäß schwer, doch vor uns liegt eine spannenden Rückreise mit einigen weiteren interessanten Welterbe-Stopps.

Hier geht es zu meinem Projekt und zur ersten Tour und hier zum Umbau als Minicamper.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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