Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D – Kloster Lorsch und Altenmünster

Unser zweites Kloster auf der Tour beschert einen Zeitsprung von 500 Jahren – in die Zeit der Karolinger (Herrschergeschlecht- berühmtester Vertreter Karl der Große). Nach mehr als tausend Jahren liegt es auf der Hand, dass von einem der größten Klöster seiner Epoche nicht mehr viel erhalten ist. Aber majestätisch wie in alten Zeiten thront noch immer die schöne Torhalle auf dem Klosterberg. Die Umrisse der Anlage sind dahinter im Gras nachgebildet.

Das Kloster Lorsch, seit 1991 auf der UNESCO-Welterbeliste, wurde 764 gegründet und ist mit seiner weitgehend erhaltenen Königshalle einer der seltenen Zeugen aus dieser frühen Zeit. Zur Einstimmung ist hier der offizielle Film, sehr ausführliche Informationen gibt es auf der liebevoll und inhaltsreich gestalteten Seite des Klosters. Der Welterbekomplex beinhaltet außer dem Klosterhügel im Ortszentrum den ehemaligen Standort des Altenmünster an der Weschnitz sowie einige Bücher, die zwar nicht am Ort liegen, aber zum Weltdokumentenerbe gehören.

Wir haben in Heidelberg (davon am Schluss einige Eindrücke) übernachtet und fahren nach Hessen an die klimatisch begünstigte Bergstraße. Der kleine Ort Lorsch ist auf viele Besucher vorbereitet, es gibt ausreichend kostenlose Parkplätze, ein Besucherzentrum und gut ausgeschilderte Wege zu allen Sehenswürdigkeiten.

Die Torhalle präsentiert sich im Sonnenschein in ihren schönsten Farben. Für einen kleinen Obulus bekommt man in der Ausstellung im Welterbezentrum die wichtigsten Informationen zur Geschichte der beiden Klöster. Es begann mit dem Bau des Altenmünster an der Weschnitz, etwa 1,5 Kilometer entfernt, durch die Benediktiner aus der Nähe von Metz. Durch die Übergabe einer Reliquie wurde Lorsch zum Wallfahrtsort, das Kloster zu klein für die vielen Pilger und das Neue errichtet. Die Gelände waren nie überbaut, so dass die Archäologen viele Zeitzeugnisse fanden.

Die Tor- oder Königshalle ist fast ursprünglich erhalten und die Attraktion des Welterbes. Wir besichtigen sie und haben wieder das Glück, alleine in dem historischen Gemäuer zu stehen und uns zu verinnerlichen, dass die unterste Schicht der Wandmalerei vor uns über 1000 Jahre alt ist.

Lorsch war ein wirtschaftlich mächtiges und bildungspolitisch einflussreiches Kloster. In der Ausstellung weist die Schreibstube mit einem Mönch darauf hin, dass das Kloster noch andere Schätze beherbergte, die heute in den großen Museen verschiedener Länder zu finden sind, z.B. ein goldenes Gesangbuch oder auch ein berühmtes und seiner Zeit weit voraus gewesenes Arzneibuch. Ich hätte es schön gefunden, wenn es hier außer den Schaubildern auch Nachbildungen, einen Film oder auch interaktive Tablets geben würde. So tritt dieses wertvolle Erbe in den Hintergrund und hätte einen festen Platz doch sehr verdient. Aber auf der Seite des Klosters findet man eine virtuelle Bibliothek , in der man sich die Bücher im Nachgang zu Hause genauer anschauen kann.

Zum Arzneibuch gibt es einen Kräutergarten*, der ist unbedingt sehenswert. Er befindet sich zwischen Zehntscheune und Klostermauer. Wir lassen uns von den verschiedensten Düften und dem Gesumm der tausenden Bienen und Hummeln in der Nachmittagssonne betören.

*Hier (Programm 11 Uhr, ab Minute 16) gibt ein Rezept aus dem Arzneibuch von diesjährigen virtuellen Welterbetag.

Zum Abschluss wandern wir noch zum Kloster Altenmünster. Man sieht nicht viel, aber durch die wenigen Mauern und die Abbildungen in den Rasenflächen erahnt man recht deutlich den Größenunterschied der beiden Klöster.

Später übernachten wir in Heppenheim an der Bergstraße – ebenfalls ein hübsches historisches Örtchen und eigentlich mehr als eine Übernachtung wert. Die ganze Gegend ist aufgrund ihrer klimatischen Vorzüge vom Weinbau geprägt.

Hier noch die angekündigten Eindrücke aus Heidelberg. Die hübsche Stadt war ihrerseits ein ehemaliger Welterbekandidat. Wir parken oben auf dem Heiligenberg und haben nicht nur eine wunderbare Wanderung durch den Wald und über den Philosophenweg, sondern auch die besten Ausblicke auf das Schloss und die Altstadt.

Resümee: Ein Besuch in Lorsch ist eine Zeitreise in die ganz frühe Geschichte. Das Welterbe lebt von seiner wunderbaren Königshalle, aber vor allen Dingen von der Geschichte hinter den Gebäuden. Man ist bemüht, diese an verschiedenen Stationen im Ort zu veranschaulichen, ganz besonders schön ist der Kräutergarten. Die Ausstellung gibt die wichtigsten Informationen, noch besser wäre sie interaktiv mit den Filmen und Details besonders zu den Büchern, wie sie im Internet zur Verfügung stehen.

Unsere weitere Tour führt uns durch das romantische Mittelrheintal und Koblenz – hierfür muss ich mir noch eine andere Besichtigungsstrategie als mit dem Auto überlegen – aber davon später mehr.

Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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