Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D – Berliner Museumsinsel

Die Berliner Museumsinsel steht seit 1999 auf der UNESCO-Welterbeliste. Der Komplex aus fünf Museen auf der Spreeinsel im historischen Berliner Zentrum gehört zu den bedeutendsten Museumskomplexen Europas. Im Auftrag der preußischen Könige wurden die Museen zwischen 1824 und 1930 nach den Plänen renommierter preußischer Architekten erbaut.

Die Museumsinsel besteht aus dem Alten Museum, dem Neuen Museum, der Alten Nationalgalerie, dem Bode-Museum und dem Pergamonmuseum.

Neben dem historischen und künstlerischen Wert der Exponate liegt ihre Bedeutung in der richtungsweisenden Konzeption und architektonischen Gestaltung moderner Museen für Kunst und Archäologie. In direkter Verbindung wurde die Museumsarchitektur in organischer Beziehung zu den ausgestellten Sammlungen so gestaltet, dass sie die Exponate einbindet, rahmt oder interpretiert. Nach der Wende wurden die Kunstschätze aus beiden Teilen Deutschlands wieder hier zusammengeführt. Das neue Besucherzentrum ist dem Kunstliebhaber und Mäzen der Museen, James Simon, gewidmet.

Abendspaziergang durch Berlin

Ich bin am späten Nachmittag aus Mecklenburg in Berlin angekommen und habe, dank meines zentrumsnahen Stellplatzes (park4night), noch einen ausgedehnten Abendspaziergang unternommen. Einige Restaurants sind schon wieder geöffnet und neben der Konzerthalle auf dem Gendarmenmarkt gibt es ein Live-Konzert. Viele Menschen sitzen an dem lauen Abend auf dem Platz vor dem Dom oder auf den Stufen des Alten Museums und machen damit dem Lustgarten alle Ehre. Die Sonne zaubert magische Spiegelungen in die Fenster des Schlosses und färbt die Wolken unter den Linden und hinter dem Brandenburger Tor.

Die Berliner Museumsinsel

Die Museen öffnen um 10 Uhr, ich habe den Berufsverkehr vorbeiziehen lassen und schlendere mit meinem Coffee to go und einer Rosinenschnecke gut gelaunt ins Zentrum, um pünktlich am Museum zu sein. Meinen Kaffee trinke ich am Checkpoint Charlie und denke über gestern und heute nach. Jetzt am Tag fällt mir noch mehr auf, wieviel hier in Berlin gebaut wird. Eigentlich kann man keinen der alten Paläste oder Bauwerke fotografieren, ohne ein Bauzaun im Bild zu haben.

Ich habe das Glück des frühen und fast einsamen Besuchers und kann nicht nur meine Zeitfenster frei wählen, sondern fast alle Räume unverstellten Blickes genießen. Ich habe mir eine Tageskarte für die gesamte Museumsinsel gekauft. Alle Museen warten neben ausreichend Drucksachen mit kurzweilig gestalteten Audioguides auf, so dass die Zeit wie im Fluge vergeht und sich die vielen neuen Informationen unterhaltsam mit den Exponaten verbinden.

Bodemuseum

Meine Tour beginnt im Bodemuseum, dort wo alles als fürstliche Sammlung begann. Die Eingangshalle empfängt mich wie ein Schloß. Hier wurde erstmals das Konzept der gemeinsamen Präsentation von Skulpturen und Malerei aus einer Epoche umgesetzt.  Ich durchschreite die Räume voller wunderbarer und wertvoller Altäre, Plastiken und Gemälde aus ganz Europa von der Gotik bis zum Barock.

Pergamon-Museum

Das sicher bekannteste Museum des Ensembles und ein Must See ist das Pergamon-Museum, das den großen Funden antiker Architektur und aus Vorderasien einen Platz und Rahmen gibt. Das Markttor von Milet, das Ischtartor und die Prozessionsstraße von Babylon und der Pergamon-Altar (der wegen der Umbauarbeiten derzeit geschützt und nicht zu bewundern ist), dürften jedem Schulkind ein Begriff sein. Anhand von Zeichnungen, Fotos und Schilderungen bekommt man einen Einblick in die mühseligen Ausgrabungs- und Rekonstruktionsarbeiten und durchschreitet die großen Bauten mit jeder Menge Respekt.

Die obere Etage ist der islamischen Kunst gewidmet und empfängt den Besucher bunt und orientalisch. Zu sehen sind neben vielem anderen eine Alhambra-Kuppel, ein Zimmer aus Aleppo sowie die berühmte Berliner Teppichsammlung.

Pergamon-Panorama von Yadegar Asisi

Der Besuch des Asisi-Panoramas von Pergamon ist umwerfend, das hatte ich so nicht erwartet. Neben wirklich guten Erläuterungen zum Werk und der dargestellten Szene ist das Panorama umsäumt von Skulpturen und figürlichen Darstellungen von Szenen des Bildes. Asisis Rekonstruktion des alten Pergamon vermittelt ein anschauliches Bild des Lebens in der Stadt und man erfährt ganz nebenbei viel über die Bedeutung und Aussage der Skulpturen und Fresken. Für mich war es eine wertvolle und unterhaltsame Ergänzung zum Besuch im Pergamon-Museum.

Neues Museum

Nächste Station – das Neue Museum. Es beherbergt die ägyptische Sammlung, das Museum für Ur- und Frühgeschichte und die Historische Sammlung und hier gibt es wahre Schätze zu entdecken. Ich finde, hier sieht man besonders deutlich das Konzept der Museen, einen Rahmen für die Ausstellung zu bilden. Das Prunkstück des Ägyptischen Museums, die Nofretete, steht wirkungsvoll allein, in einem dunkelgrün gehaltenen Raum, der ihre Schönheit noch unterstreicht. Hier darf, verständlicherweise, nicht fotografiert werden. Ich habe das Plakat vor dem Museum abgelichtet, sogar das entfaltet seine Wirkung. In der Abteilung Ur- und Frühgeschichte zieht mich der goldene Hut in seinen Bann, der einen bronzezeitlichen Kalender mit den Läufen von Sonne und Mond abbildet und ich werde sofort an die Himmelsscheibe aus meiner Heimat erinnert.

Altes Museum

Das Alte Museum ist der älteste Schinkel-Bau der Museumsinsel und beinhaltet die königlichen Kunstsammlungen aus dem antiken Griechenland und Rom, die schon 1828 von Friedrich Wilhelm III. für alle Bürger zugänglich gemacht wurden. Aus der Vorhalle bietet sich ein schöner Blick auf den Lustgarten.

Alte Staatsgalerie

Die Alte Staatsgalerie gibt letztendlich alles, um mich noch bis in die dritte Etage zu locken. In der zweiten sind die Impressionisten ausgestellt und in der dritten die Romantiker. Zu allen Kunstwerken gibt es unheimlich interessante Informationen, Anekdoten und viel Zeitcolorit und ich sehe mit diesem Wissen einiges mit anderen Augen.

Resümee

Ich habe natürlich absolutes Glück und die Ausstellungen quasi für mich alleine gehabt. Die Museen waren heute so leer, dass es fast mehr Kontrollpersonal als Besucher gab, überall hatte man Zeit und ein freundliches Wort. Unter diesen idealen Bedingungen konnte ich einen guten Überblick über diese Schatzinsel gewinnen, mehr ist an einem langen Tag nicht zu schaffen. Aber – auch unter normalen Bedingungen ist die Berliner Museumsinsel ein Must See und meine unbedingte Empfehlung für einen, besser mehrere spannende und bildende Tage in Berlin.*

*Ab Juli 2021 sind die Berliner Museen an einem Sonntag im Monat kostenlos zu besichtigen. Aber auch der normale Eintritt, der die fünf Museen, das Panorama und sämtliche Audioguides umfasst, ist mit 19€ durchaus angemessen.

Nach so vielen kulturellen und geistigen Genüssen dürfen auch die leiblichen nicht zu kurz kommen. Unweit von Dobbys Übernachtungsplatz befindet sich die Nummer eins der Top Ten Currwurstbuden Berlins, die Curry 36 in Kreuzberg. Und die peile ich natürlich an, bevor ich Berlin verlasse.

Gesättigt und nach 30.000 Schritten in den Beinen, tausenden Bildern und Eindrücken im Kopf, gehe ich glücklich zu Dobby zurück und fahre noch bis Potsdam auf einen fantastischen Standplatz direkt am Ausgang des Parkes am Neuen Palais (park4night). Das Schloss leuchtet in der untergehenden Sonne und ich mache vollends zufrieden mit dem heutigen Tag mein Auto für die Nacht klar.

 

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour durch den Norden Deutschlands ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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