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Rollerlilli on Tour – Reifenwechsel mit Klompen

Jetzt ist es soweit, das Rollerli und ich fahren ins Unbekannte. Im Buch „1000 Places to see before you die“ habe ich den De Hoge Veluwe Park entdeckt und zum ersten Ziel auserkoren. Ein Ehepaar hatte  angefangen zu sammeln – sie Van Gogh-Gemälde und er nach und nach Ländereien, die einen riesigen Park ergeben. Später haben sie daraus dann einen Nationalpark gemacht, in dem man mit kostenlosen, weißen Leihfahrrädern herumfahren kann und in dessen Mitte sich die zweitgrößte Van Gogh-Sammlung der Welt befindet (im Kröller-Müller-Museum). Und weder der Park, noch das Museum werden mich enttäuschen.

Doch erstmal fahre ich noch einen Tag lang, bis ich in Apeldoorn ankomme. Es fährt sich wundervoll ab dem Moment, in dem ich die Grenze überquere – als Bromfiets darf mein Rollerli nämlich auf den Fahrradweg, der gut ausgebaut neben der Straße oder auch mal auf etwas anderen Wegen durch Wälder und Felder führt. Und überhaupt kommt es mir so vor, als gäbe es hier weniger Verkehr. Die Sonne kommt heraus und ich erreiche nach einer kurzen Fahrt am Fluss mit dem unaussprechlichen Namen IJissel die ehemalige Hansestadt Kampen, wo ich meinen ersten Halt mache.

Der Roller steht wunderschön zwischen den Fahrrädern und Blumen auf einem kleinen Markt, durch eine Passage komme ich auf die Hauptstraße der Altstadt, das Rathaus, die kleinen Bäckereien mit geschmückten Fassaden, Souvenirshops und mehrere verschiedene Kirchen – es ist atemberaubend.

Weiter geht es parallel zum Veluwemeer und eher zufällig entdecke ich das hübsche Städtchen Elburg, das innerhalb seiner Stadtmauern geradewegs im Mittelalter stehengeblieben zu sein scheint – was so gar nicht zur modernen Stahlbrücke passt, über die ich gekommen bin.

Ein ereignis- und kilometerreicher Tag neigt sich dem Ende zu und mein Po und ich sind dann doch ganz froh, als wir in Apeldoorn bei unserem ersten Couchsurfer ankommen … der ein waschechter Niderländer ist und mich direkt zu einer Fahrradtour einlädt! Bjorn und ich reden noch viel über das Reisen – er hat ein Semester in Südkorea studiert! – und er kann mir ein paar Tipps geben, was ich mir in den Niederlanden dringend noch anschauen sollte – ein Ziel, das leider zu weit ab von meiner Route liegt, ist das Städtchen Naarden, dessen Altstadt den Grundriss eines achtzackigen Sterns hat.

Am nächsten Tag lasse ich also mein schweres Gepäck bei ihm und fahre nach Süden in den De Hoge Veluwe Nationalpark. Ich kann kostenlos parken, als Student unter 25 bekomme ich auf das Museum 50% Rabatt. Es gibt eine Fahrradstation direkt am Eingang, eine am Park-Informationszentrum und eine am Museum, so dass es eine ständige Umverteilung gibt. Ich schließe meinen Roller am Infozentrum an, drehe eine Runde und schnappe mir dann ein Fahrrad. Auf meiner auf tadellos ausgebauten Radwegen durch vollkommen unberührte Natur Tour, auf der ich außer an ein- zwei Sammelplätzen kaum Menschen sehe, vergesse ich vollkommen die Zeit. Zwischendurch mache ich, wie alle hier, ein Picknick und ein Schmetterling setzt sich auf meinen Fuß. Dann muss ich mich fast schon beeilen, damit ich vor 18 Uhr noch in das Museum und wieder heraus komme!

Hier hängen wirklich ein paar wunderschöne Bilder von Van Gogh – chronologisch angeordnet und für Kunstbanausen wie mich mit liebevoll ausgearbeiteten Informationstexten versehen.

Nun zieht es mich weiter nach Westen. Es gibt einen Zwischenstopp in Arnhem – für mich besonders interessant sind das Teufelshaus und die Kirche, die gerade neue Wasserspeier bekommt, und bald gibt es  Disney-Figuren an der Fassade. Manchen mag die Stadt am Rhein durch das Schlacht um die Brücke von Arnhem im zweiten Weltkrieg bekannt sein. Dazu gibt es eine Touristeninformation in Sichtweite besagter John Frost Brücke, die mit vielen Informationen und Medien versucht, das Geschehene aufzuarbeiten.

Am Rhein fahre ich entlang nach Utrecht, das ich jederzeit einem Besuch in Amsterdam vorziehen würde, auf dieser Tour allerdings zieht es mich weiter, ich will morgen durch Gouda fahren, wo es nicht nur Käse, sondern auch ein schönes Glockenspiel gibt und dann weiter nach Leiden, das für seine Universität bekannt ist.

Das Schicksal macht mir einen Strich durch die Rechnung, denn kaum fahre ich von Gouda los, merke ich, dass mein Vorderreifen platt ist. Na toll, denke ich und fahre an die nächste Tankstelle, aber alles aufpumpen hilft nix, ich muss in die Werkstatt … aber ich bin ja hier in den Niederlanden, natürlich ist die um die nächste Ecke! Die Jungs sind nett und wechseln den Reifen, leider muss aber auch der Hinterreifen gewechselt werden, und den bekommen sie nicht ab … Sie telefonieren ein bisschen rum und finden eine Werkstatt in Delft, das ich als nächstes Ziel angebe, die sich die Sache morgen früh mal ansehen kann. Ich kann also erstmal weiterfahren, erreiche Leiden noch zu einer machbaren Zeit und drehe eine Runde, dann übernachte ich hier und fahre erst morgen früh nach Süden nach Delft. Der Mechaniker ist sehr nett, ein wenig missmutig wird er aber, als er sieht, wie festgebacken das Rad ist und dass es wohl kaputt gehen wird, wenn er es abmachen will. Ein Glück, er hat einen gebrauchten Ersatzreifen da, den er mir anstelle eines neuen verkaufen kann, sonst wäre das ganz schön ins Geld gegangen. Aber als ich ihm von meiner Tour erzähle, macht er mir trotz der vielen Arbeit auch noch einen Freundschaftspreis.

Nichtsdestotrotz „hänge“ ich jetzt für eine Woche in Delft fest. Es hätte mich schlimmer treffen können, denn Delft ist wohl die malerischste Stadt, die ich je gesehen habe. Ich schlendere durch Gassen, an blumengeschmückten Kanälen entlang und bemerke, dass gerade heute Antiquitätenmarkt ist! Da stoße ich  zum ersten mal an den Grenzen, die ich mir mit der Wahl meines Gefährts da auferlegt habe: Eigentlich möchte ich fast alles hier mitnehmen – kann mir förmlich vorstellen, was ich wohin hängen oder stellen würde und wer welches Mitbringsel bekommt – aber ich habe keinen Platz! Letztendlich kaufe ich trotzdem ein paar Tischuntersetzer aus blau bemaltem Porzellan – das berühmte Delftse Blauw – für meine Mama.

Was Delft noch so für mich bereithält,  erfahrt ihr beim nächsten Mal – Kunst und Kultur und Wind und Wasser stehen auf dem Plan – so viel kann ich schon verraten ….

Ich freue mich, wenn ihr mich weiterhin auf meiner Reise begleitet und vielleicht etwas Inspiration für eure nächsten Urlaube mitnehmen könnt!

Bis dahin,

Rollerli und Linda

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