Mit dem Minicamper drei Monate auf Island unterwegs
300 Ziele abseits der Big Five (Golden Circle + Highlights an der Ringstraße)
Ich bin wieder zurück, das Handy voller Fotos und den Kopf voller Erinnerungen. Einen ganzen Sommer habe ich auf meiner Lieblingsinsel (*) verbracht, bin mit meinem Minicamper mehr als 10.000 km zu vielen interessanten Orten und auf fast allen mir möglichen Straßen und Pisten gefahren. Davon werde ich in den folgenden Beiträgen berichten und versuchen, möglichst viele Tipps, Erfahrungen und Anregungen weiter zu geben.
* – Unsere Beiträge über die früheren Aufenthalte mit unterschiedlicher Dauer in Island gibt es hier nachzulesen: Island einmal um die Insel, 4×4 ins Hochland, Reykjavik und Kontinentalspalte und Westmänner-Inseln im Herbst.
Ich habe meinen Traum und gemacht und in diesem Sommer fast drei Monate zwischen Feuer und Eis verbracht (**). Als ich im Juni auf der Insel angekommen bin, hatte sich der Winter gerade verabschiedet. Am Krafla bin ich durch knöcheltiefen Schnee gewatet und der Frühling hatte gerade begonnen. Ganz Island war mit einem blauen Meer von Lupinen bedeckt und auf den Weiden tollten kleine Lämmchen. Auf den Campingplätzen ging es noch recht einsam zu, nur die Vögel waren zu hören. Im Sommer wurde es dann voller, abends trafen viele Camper auf den Plätzen ein und an den Touristenhighlights ergossen sich die Busladungen. Unterwegs und an den weniger bekannten Plätzen war ich trotzdem ganz oder fast alleine. Anfang September schließlich hatte bereits der Herbst Einzug gehalten, die Tage waren spürbar kürzer, die Wiesen voller Heuballen, die Schäfchen herangewachsen und die Lupinen verblüht. Eine gute Zeit, Abschied zu nehmen.
** – Alles zur Vorbereitung, wie die Fähre, die Campingkarte und die Wanderlektüre hatte ich vorab hier zusammengestellt.
Hinter mir liegt ein fantastischer, abwechslungsreicher, ungewöhnlicher Sommer. Auf meinen Fahrten durch das Land habe ich überlegt, wie ich meinen Erfahrungsbericht am besten strukturieren könnte. Mein langes Tagebuch ist eigentlich nur für mich interessant, und auf meinen Routen bin ich mehrfach den Witterungsverhältnissen gefolgt beziehungsweise ausgewichen. Weiter unten findet ihr eine kurze und knappe Zusammenfassung der Wochen.
Mit meinen Kindern habe ich urlaubszeitbegrenzte Touren unternommen
–> Hier ist der Bericht zur gemeinsamen Runde – Island in 6 Tagen.
Meinen Bericht über meine speziellen Island-Highlights habe ich nach Regionen aufgeteilt. Dazu gibt es unter den folgenden Links detaillierte Karten mit Fotos, Hinweisen und Tipps, auch als Kurzfassung zum Download.

Übrigens – die einzelnen Bezirke/Regionen Islands haben schöne Wappen mit ihren Besonderheiten, teilweise Tieren (Pferden, Robben oder auch Fischen), die man am Straßenrand bewundern kann.
Die nordische Entschleunigung beginnt schon auf den Straßen, diese sind, bis auf die großen Städte und einige Abschnitte der Ringstraße, fast leer. Die Maximalgeschwindigkeit ist 90 km/h, auf den vielen Gravelroads liegt sie bei 20-30 km/h, durch die speziellen Vorfahrtregeln teils noch langsamer.

Dadurch sieht man selbst beim alleine fahren viel von der Umgebung und möchte eigentlich hinter jeder Kurve anhalten und Fotos machen. Ich bin auf meinen Touren auf fast jeder Nebenstraße oder Schotterpiste gefahren und habe oft in Landschaften gestanden, wo ich dachte, die seien nicht von dieser Welt. Noch nirgends habe ich so viele verschiedene grüne und braune Töne zu sehen bekommen wie hier. Und diese fantastische Landschaft ist fast leer, selbst die großen Bauerngehöfte liegen so einsam und abgeschieden, dass man sich als verwöhnter Deutscher fragt, wie man hier bei aller Idylle überhaupt das tägliche Leben organisiert.
Das eigene Auto mit der Fähre nach Island zu bringen, lohnt sich, wenn man länger bleibt, denn die Mietpreise dafür sind besonders in der Saison nicht zimperlich. Mit einem Minicamper lange Zeit unterwegs zu sein, erfordert wegen der teils widrigen Witterungsbedingungen angepasste Ausrüstung und etwas Kompromissbereitschaft, aber es lohnt sich in jedem Fall. Man sollte sich auf auch tagelangen heftigen Regen und noch heftigeren Sturm (alle, die dabei an ein Dachzelt denken) und sehr kalte Nächte einrichten. Dadurch, dass man auf Campingplätzen übernachten muss, gibt es teilweise dort oder auch in den warmen Bädern für diese Fälle Ausweichmöglichkeiten. Für mich, die sonst auf Parkplätzen frei steht, waren die Campingplätze eine neue Erfahrung. Leider hat Camping heutzutage nicht mehr viel mit der Campergemeinschaft zu tun, die ich aus meiner Jugend kenne. Heute sind wohl mehr die Individualisten unterwegs, vielleicht sind auch die Nordlandtouristen eher speziell. Ausnahmen gab es natürlich, abendliche Gespräche, Tipps und neue Ziele. Für den unschlagbar günstigen Preis der Campingkarte habe ich gerne den Komfort genossen und konsequent die 33 daran beteiligten Plätze angefahren. Mit meiner vielen Zeit konnte ich meine Route dementsprechend anpassen. Die Campingplätze sind sehr unterschiedlich, von rustikal mit nur Toilette und kaltem Wasser zum abwaschen im Freien bis zu geheizter Küche mit Mikrowelle, Wasserkocher und Kochplatten (s.Themenkarten). Wer in Island unterwegs ist, sollte nicht versäumen, an der Badekultur teil zu haben. Natürlich gibt es einige freie Hot Tubs am Wegesrand (ich verzeichne sie in meinen Themenkarten), aber fast jedes auch noch so kleine Dorf besitzt ein beheiztes Freibad mit einem oder mehreren Hot Tubs und teils Sauna, oft sehr schön gelegen, mit Blick auf Berge, Wasserfall oder Fjord. Für einen mehr als moderaten Eintritt (Rentner zahlen davon maximal die Hälfte oder auch gar nichts), hat man neben dem super entspannenden Bad sogar in vielen Fällen noch einen kostenlosen Kaffee und kommt im Hot Tub mit den Einheimischen ins Gespräch.
Zusätzlich zu meiner bewährten Ausrüstung hatte ich für die insgesamt drei Wochen mit Besuch von meinen Kindern zusätzlich Zelte mit an Bord.
Trotz des insgesamt mehr als durchwachsenen Sommers habe ich sehr, sehr viel gesehen, aber sicher bei Weitem nicht alles, was man auf dieser einmaligen Insel entdecken kann. Also habe ich einen Grund für einen nächsten Besuch.
Bevor ich die o.g. detaillierten Beschreibungen und Karten der Regionen beginne, kommt hier aber zunächst die
Kurzfassung meines Tagebuchs
Anreise mit Highlights am Wege
Bis zum Fährhafen in Hirtshals sind es 900 km und ich schwelge ein wenig in den Erinnerungen an meine erste Tour in den Norden.







Natürlich besuche ich das neueste dänische Welterbe Aggersborg, einen weiteren bedeutenden Ort auf den Spuren von Harald Blauzahn.
– alle hier gezeigten Fotos und Videos sind auf instagram @dobbystories zu sehen
Die Überfahrt mit der Smyril Line von Hirtshals nach Seydisfjördur dauert zwei Tage und zwei Nächte und ist eine kleine Kreuzfahrt. Das Schiff hat neben Restaurants und Bars eine Bibliothek, Gym und Sauna, Kino usw. und ich gehe baden und lese. Früh und noch viel besser zum Abend haben mir die Kinder das AI-Buffett spendiert, so dass ich die Schiffspassage in vollen Zügen genießen kann.
Nach einer stürmisch-nebligen Überfahrt legen wir bei Sonnenschein im kleinen Hafen von Seydisfjördur an.

Erste Woche
Ich freunde mich sofort wieder mit der Insel an und richte mein Leben hier ein. Die Nächte sind noch knackig kalt, aber am Tag wärmt die Sonne ungehemmt. Das Wetter ändert sich sowieso mehrfach am Tag. Einige Hochlandstraßen sind noch gesperrt und auf den Gravelroads beginnen gerade erst die Reparaturarbeiten nach dem Winter. Auf der ganzen Insel blühen die Alaskalupinen, die wolligen Lämmchen rennen hinter ihren Müttern über die Straße und an den Vogelbrutgebieten ist Schritt fahren und beim Laufen den Kopf schützen angesagt.
Ich verbringe meine erste Woche in den Nordfjorden, übernachte im Hochland und unweit des Polarkreises.
Zweite Woche
Fabian ist zu Besuch und wir umrunden mit Auto und dem kleinen Zelt die Insel einmal von Süden beginnend. Bis auf einen stürmischen Tag und eine extreme Nacht haben wir tolles Wetter.
Dritte Woche
Ich liefere meinen Reisebegleiter am Flughafen ab und begebe mich alleine auf eine langsamere Tour, erkunde die Umgebung von Reykjavik und die wahrhaft interessante Halbinsel Snaefelsness mit ihren beeindruckenden Stränden und Vogelfelsen und dem Einstieg zum Mittelpunkt der Erde.






Vierte Woche
Ich fahre in die Westfjorde, endlich einmal mit genug Zeit, halte fast an jedem Parkplatz an und genieße die wechselnde Umgebung.
Es gibt so viel zu sehen, zu erwandern und zu entdecken, auch abseits der Highlights, die jeder Islandbesucher sowieso anschaut. Das Wetter treibt seine Kapriolen, aber auf einer Insel sind zum Glück weder das schlechte, noch leider auch das gute Wetter, stabil. Doch hinter dem nächsten Berg kann es schon ganz anders sein. Die Insel füllt sich langsam und mir fällt auf, dass überall die Besucher sogar bei Regen und Sturm glücklich mit ihren Fotoapparaten stehen und ihre Andenken an dieses besondere Land festhalten.









Ich verbringe einige Zeit in und um Isarfjördur, wo ich den Norden ganz deutlich erlebe. Verschneite Berge im Hintergrund der Fjorde, die Luft ist schneidend klar und ich bewundere die vielen verschiedenen Farbtöne, die die Natur hier zaubert. Natürlich fahre ich zu den Puffins, Polarfüchsen und Robben.
Fünfte Woche
Auch diese Woche verbringe ich in den Westfjorden. Eines der Highlights ist die Fahrt entlang der imposanten Ostküste nach Djupavegur zur alten Heringsfabrik, ein anderes das Fischfest in Drangsness. Die Bauern mähen in jeder sonnigen Minute ihre Wiesen und überall liegen weiße und grüne Heuballen. Die Campingplätze und jeder bekannte Ort sind voller Besucher. Später fegen Sturm und Regen über die Insel, das Wetter ist hier in jeder Hinsicht viel intensiver. Wenn der Regen aufgehört hat, beginnt trotz maximal 13°C Lufttemperatur sofort wieder der Sommer und die Landschaft strahlt frisch gewaschen wie neu.





Sechste Woche
Die zweite Hälfte meines Aufenthalts beginnt. Für diese Woche habe ich den Osten geplant. Auf der Fahrt dorthin schaue ich mir noch einige interessante Orte in den Nordfjorden an und fahre über imposante Hochebenenstraßen. Eines der Highlights im Osten ist die Wanderung zum Naturwunder Stórurd.





Siebte Woche
Das absolute Highlight dieser Woche ist meine Fahrt über die (F)35, die einzige Hochlandquerung ohne Furten. Mit meinem Auto ohne Allrad warte ich zunächst in meinem Lieblingshochlandcamp und am Myvatn auf geeignetes Wetter. Schließlich stehe ich, ziemlich stolz, in Hveravellir und Hveradalur am Kerlingafjöll.









Die nächsten Tage verbringe ich im Golden Circle.
Der Sommer ist kurz hier und in diesem Jahr ganz besonders, die Lupinen beginnen zur verblühen.
Achte Woche
Ich bin im Süden angekommen, nach dem großen Regen ist die Straße wieder frei. Doch die Flussbetten sind randvoll und die Wiesen schwimmen. Ich verbringe diese Woche damit, zunächst das Delta der großen Gletscherflüsse zu erkunden und danach möglichst viele Sehenswürdigkeiten entlang und abseits der südlichen Ringstraße zu besuchen. Ich bade im ältesten heißen Bad der Insel, wandere an Wasserfällen, durch Schluchten und an schwarzen Stränden. Die Sonne steht jetzt niedriger, die Luft ist kalt und klar und die Felsen erscheinen wie gemalt.






Neunte und zehnte Woche
Ich bekomme Besuch, Laura und Linda sind da und haben einen Dacia Dokker 4×4 gemietet. Ich habe in den letzten Wochen meine Highlights zusammengestellt, die wir gemeinsam besuchen wollen. Mit dem Allradwagen ist es natürlich möglich, die Hochlandpisten nach Landmannalaugar oder Richtung Askia oder aber einfacher und schneller, noch einmal nach Hveradalur, zu fahren. Das Wetter ist jetzt Mitte August gemischt, im Großen und Ganzen haben wir aber bis auf einen Regentag Glück, sehen die Gletscherlagune im Sonnenschein, den Skogafoss mit Regenbogen, die Puffins noch kurz vor ihrem Abflug und können ein Bad in den heißen Hochlandpools genießen. Den gelungenen Abschluss bildet dann eine Nordlicht-Nacht.




Zum Hochland 4×4 wird es einen gesonderten Bericht geben.

Der Abschied fällt mir nicht leicht, Seydisfjördur zeigt sich noch einmal von seiner besten Seite.

Rückreise mit Stopover auf den Färöer
Ich habe einen Stopover eingeplant und verbringe drei interessante Tage in Thorshavn und Umgebung. Auch hierzu folgt ein ausführlicher Bericht. Ich habe ja nun den unmittelbaren Vergleich – die Färöer sind sowohl von der Landschaft und ihrer Besiedelung, aber auch von der Stimmung her etwas ganz anderes als Island und ein längerer Stopp, besser noch ein Urlaub hier, lohnen auf jeden Fall.






Einen ausführlichen Bericht über unseren Urlaub auf den Färöern gibt es hier.
300 Ziele abseits der Big Five (Golden Circle plus Ringstraße)
Hier findet ihr demnächst die Berichte, Karten und Tipps zu meinen Highlights und Must See in den einzelnen Regionen der Insel:
- Reykjavik, Reykjanes, Snaefelsness und der Westen
- die Westfjorde
- Islands nördliches Hochland und die Nordfjorde
- Insidertipps für den Osten
- Gletscher und die Küste im Süden
- durchs Hochland ohne 4×4
- Hochland 4×4
- Themenkarten
(alle hier gezeigten und noch viel mehr Fotos und Videos sind auf Instagram @dobbystories oder 5reisende zu sehen)
Für die Reiseplanung und unterwegs bekommst du hier die Karte für Islands Osten mit Kurzbeschreibung als PDF zum Download (1€).
Für die Reiseplanung und unterwegs bekommst du hier die Karte für den Norden mit Kurzbeschreibung als PDF zum Download (1€).

Für die Reiseplanung und unterwegs bekommst du hier die Karte der Westfjorde mit Kurzbeschreibung als PDF zum Download (1€).
9 Pingbacks