Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D – gebaute Träume – Schlösser Neuschwanstein und Linderhof (UNESCO-Tentativliste)

Spätestens nachdem Walt Disney das Schloss als Vorlage für sein Cinderella-Schloss genommen hat, möchte ich, wie viele Mädchen, diesen Wirklichkeit gewordenen Traum einmal sehen.

Sicher hat nicht nur einer König Ludwig II. 1869 für verrückt gehalten, als dieser sich ein Schloss nach seinen Vorstellungen von einer mittelalterlichen Burg in Hohenschwangau errichten wollte. Trotzdem hat er es gemacht. Seine Zeitplanung ist zwar nicht aufgegangen (der Bau wurde auch durch zahlreiche Änderungen, je nach Stimmung des Königs verzögert), denn er ist vor Fertigstellung verstorben. Dennoch kann sich das Ergebnis sehen lassen. Inspiriert wurde der mehr und mehr in seinen Rechten und seiner königlichen Macht beschnittene König von den Opern Richard Wagners und man kann förmlich fühlen, wie er sich mit seinen Schlössern (Neuschwanstein und Linderhof, worauf ich später eingehen möchte) in eine Art idealisierte Parallelwelt flüchtete. Liebevoll ist die Seite der Schlösserverwaltung gestaltet und gibt zahlreiche Infos zum Aufbau und der Geschichte.

2015 wurde für die Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee der Status der Weltkulturerbe beantragt. Alleinstellungsmerkmal ist hierbei unter anderem, dass der Märchenkönig alle drei nicht als Wohnsitz, sondern als idealisierte Vorstellung vergangener Zeiten erbauen ließ. Diese Vollendung steht im Gegensatz zu der schwindenden Macht der Könige zu jener Zeit, als die Bourgeoisie immer mehr Einfluss gewann. Um mehr zu erfahren klickt hier.

Also fuhren wir einen Tag vor meinem Geburtstag in Richtung Märchen. Wir hatten bei Blochum in Marktoberndorf ein wunderschönes kleines Zimmer mit Frühstück in über booking gebucht. Nach dem Einchecken wurde die Umgebung plötzlich golden und wir entschieden, direkt noch einmal nach Hohenschwangau zu fahren. Und es hatte sich absolut gelohnt, denn Abends wird das Schloss von der Sonne angestrahlt. Ein Auge für einen schönen Standort hatte er,  seht selbst:

Am nächsten Morgen gab es ein Geburtstagsfrühstück für mich und dann ging es weiter. Ein Zwischenstopp am Forggensee ist absolut zu empfehlen, glasklares Wasser und das Schloss im Hintergrund. Doch wir mussten weiter. Karten für die Besichtigung hatten wir nicht, denn zu Coronazeiten gab es nur eine geringe Anzahl Besucher pro Tag und dafür hatten wir uns zu spontan entschlossen. Schon Wochen vorher war der ganze Monat ausgebucht. Das sollte man bei der Planung bedenken. Es wird übrigens überall gewarnt, denn auf ebay und co treiben sich Betrüger herum. Nun also suchten wir uns einen Schattenplatz auf einem nahegelegenen Parkplatz und begannen den Aufstieg. Der Hauptweg ist gut ausgeschildert, da ich aber das Weltpaket für die Komoot-App bekommen hatte, gingen wir ein wenig querfeldein durch den Wald. Wunderschön und ganz alleine, aber auch ein wenig über Stock und Stein.

Die Organisation der Marienbrücke war hervorragend. Obwohl von beiden Seiten Besucher kamen und gingen, wurde die Maskenpflicht und maximale Anzahl der Besucher durchgesetzt und man konnte unbedarft die Aussicht geniessen. Maximilian II. hatte die Brücke einst für seine Gemahlin Marie über der Pöllatschlucht spannen lassen. Auch ohne Schloss konnte man nachvollziehen, dass die Bergsteigerin an diesem Aussichtspunkt Gefallen gefunden hatte und mit Schloss konnten auch wir uns nicht satt sehen. Um die Idylle perfekt zu machen, drehten Paraglider ihre Runden.

Dann ging es weiter Richtung Schloss. Unterwegs noch der Panoramablick Schwangau mit  Ausblick auf das Schloss Hohenschwangau, was leider mehr innerhalb des Ortes und nicht in so exquisiter Lage einzeln steht. Der Weg führt entlang des Schlosses Neuschwanstein, sodass man es in seiner ganzen Pracht von allen Seiten bestaunen konnten. Auch von der anderen Richtung war nochmals ein gläserner Aussichtspunkt (Skywalk Neuschwanstein) errichtet worden und wir machten die obligatorischen Touri-Fotos.

Für die Innenfotos kontaktierten wir – wie schon so oft – die Schlösserverwaltung und durften in ihrer Kartei stöbern:

Nach einer kurzen Verschnaufpause auf dem Parkplatz, trafen wir die Entscheidung, noch nach Linderhof zu fahren. Linderhof ähnelt eher einem Themenpark als einem Schloss. Voller Vorfreude tippten wir die Adresse ins Navi und fuhren darauf los. Und einmal über die österreichische Grenze. Damit hatten wir nicht so wirklich gerechnet, aber ein Blick auf die Karte zeigte dann wieder, dass es doch Sinn ergab.

Unterwegs fuhren wir am wunderschönen, türkisen Plansee entlang. Mit Parkbuchten in regelmäßigen Abständen und als Naherholungsgebiet ausgewiesen, waren auch wir ganz gefesselt und beschlossen, unsere Mittagspause genau hier abzuhalten. Eine Farbe, wie wir sie noch nie gesehen hatten und trotz der direkt vorbei führenden Straße, eine unheimliche Ruhe. Da kann ich mir vorstellen, dass man hier einen Kurzurlaub am Nachmittag erleben kann.

Doch wir wollten weiter. In Linderhof angekommen, wurden wir freundlich direkt auf die freien Parkplätze hin gewiesen und beschlossen, erst einmal den Park zu durchstreifen, bevor wir entscheiden, ob wir ins Schloss wollten. Schon am Eingang fiel der Blick auf den angepriesenen warmen Apfelstrudel. Aber erst einmal verdienen.

Auch hier kann ich wieder auf die Seite der Schlösserverwaltung hinweisen, die mit ausreichend Details einen Überblick gibt.

Der Park ist ein Meisterwerk. Alles scheint durchdacht, präzise geplant, miteinander ins Verhältnis gesetzt. Wirklich wunderschön. Im Norden des Schlosses floss das Wasser vom Musikpavillon golden glitzernd über 30 Marmorstufen kaskadenartig herab. Auch die Restaurierungsarbeiten am Neptunbrunnen, die derzeit im Gange waren, schmälerten den Eindruck nicht. Im Süden bezauberten die Terrassengärten, die wieder einmal das gute künstlerische Auge unter Beweis stellten. Zu allem Überfluss begann dann auch noch die Fontäne im Brunnen zu tanzen. An Wegschauen war nicht zu denken.

Doch auch der Rest des relativ naturbelassenen Parks hat noch einige Schätze zu bieten. Der Maurische Kiosk und das Marokkanische Haus sollten nicht vernachlässigt werden. Sie strotzen nur vor Pracht und Prunk und über eine kurzweilige Ansage erfährt man allerhand über die Geschichte – wer wann warum was wo gekauft und erbaut hatte und wie es letztlich doch in Linderhof angekommen ist. Vor allem, wenn man bedenkt, wieviel komplizierter das alles in einer viel weniger technisierten Welt war, ist es schon beeindruckend, was Ludwid II. so alles auf sich genommen hat, um seinen Traum wahr werden zu lassen. Für die Innenfotos bedanken wir uns wieder bei der Schlösserverwaltung.

Nun doch etwas pflastermüde und mit dem Kopf voll bunter Knete, genossen wir noch das versprochene Stück Apfelstrudel mit Sahne und begaben uns auf dem Heimweg. Was für ein erlebnisreicher neuer Start ins nächste Lebensjahrzehnt.

Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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