Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – N – Stabkirche von Urnes

1000 Jahre Geschichte in prächtiger Natur

Die Stabkirche Urnes steht als älteste noch erhaltene Stabkirche seit 1979 auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie ist, eingebettet in die fantastische Landschaft des Sogne-Fjords, ein herausragendes Beispiel traditioneller skandinavischer Holzarchitektur, die keltische Kunst, Wikingertraditionen und romanische Baustrukturen vereint. Von den ehemals über 1000 mittelalterlichen Stabkirchen sind heute in Norwegen noch 28 unterschiedlicher Größe erhalten. In den Stabkirchen wurde die europäische Steinarchitektur in Holz übertragen. Die Stäbe, d.h. die Pfeiler mit ihren Kapitellen, sind den Steinsäulen angelehnt. Die tragende Konstruktion der Stabkirchen wurde am Boden zusammengesetzt und dann aufgerichtet. Der Ursprung der Stabkirche von Urnes geht auf das Jahr 1100 zurück, Teile sind im heute noch erhaltenen Gebäude aus dem 12. und 13. Jahrhundert verbaut. Das kunstvolle ehemalige Portal mit seinem geschnitzten Dekor aus ineinander verschlungenen, kämpfenden Tieren befindet sich heute an der Nordwand der Kirche . Im Innenraum ist die Kirche reich verziert. Sie wurde als private Kirche für die mächtige Ornes-Familie erbaut und später erweitert. Hier ist ein Video zur Einführung.

Stabkirche von Urnes

Ich treffe nach der Hochebene des Jotunheimen-Nationalparks direkt auf einen grünen See zwischen den Bergen.

Kurz danach ist die Stabkirche von Urnes ausgewiesen, die schmale Straße führt einspurig direkt durch einen Zauberwald. Sie begleitet über 20 km den türkisen, mal grünen, mal blauen Lustrafjord. Die Straßenbegrenzungssteine sind mit gelbem Moos bewachsen und die Bäume sind schon herbstlich bunt. Immer wieder kommt ein Tunnel, unbeleuchtet und einspurig. Ich bin etwas unsicher, ob das wirklich die einzige Zufahrtsstraße nach Urnes ist. Aber eines kann ich jetzt schon sagen – landschaftlich gesehen sind die Hochebenen des Jotunheimen und der grüne Fjord ein absolutes Fahrt-Highlight.

Im Dörfchen Urnes ist es außergewöhnlich warm, die Hänge stehen voller Obstbäume. Zur Kirche muss ich diese hoch, meine Uhr gratuliert mir mehrfach zu je 10 Stockwerken. Die kleine Kirche steht wie auf einem romantischen Gemälde vor der Kulisse der Berge.

Im Welterbe-Büro kaufe ich ein Ticket für die nächste Führung und bekomme ein ausgezeichnetes Informationsmaterial. Unsere kleine Gruppe wird sehr individuell um und durch die Kirche geführt und wir erfahren viel Interessantes über die Bauweise, Holzbehandlung, Schnitzkunst und Historie.

Die Kirche ist wirklich beeindruckend, nicht nur der Bau, auch ihre wechselvolle Geschichte.

An der Außenwand befindet sich die Tür aus Wikingerzeiten aus dem Jahr 1060. Die Ornamente berichten vom Kampf zwischen Gut und Böse.

Innen ist die Kirche reich verziert. Sie hat im Laufe der Zeit viele Veränderungen und Anpassungen erfahren, ist eine lebendige Kirche, die dadurch ihre Geschichte erzählt. Immer wieder den Gegebenheiten der Zeit angepasst, war sie zunächst katholisch, später evangelisch. Der romanische Bau wurde um einen bemalten Anbau aus dem Barock erweitert.

Um nicht wieder die zeitraubende Zauberwaldstraße zu fahren – es ist wirklich die einzige Straße nach Urnes – nehme ich die Fähre über den Fjord und erwische spätnachmittags gerade noch die letzte. Der nächste Schreck kommt auf den Fuß – ich muss über eine kleine, wackelige Brücke rückwärts auf die Fähre rangieren. Kaum bin ich auf den Serpentinen aus dem nächsten Ort gefahren, kommt ein weiterer grüner See, diesmal mit lila Blumeninseln in der Mitte. Geht es denn noch krasser – was hält dieses Land noch für mich bereit.

Ich muss nicht lange warten, nach dem großen Kreisverkehr Richtung Bergen kommt ein 24,5 km langer Tunnel. Er hat an drei Stellen eine blau ausgeleuchtete Halle – als Färöer gewohnter Tunnelfahrer ist mir das nicht neu.

Und als ich zum nächsten Fjord einbiege, sehe ich das bekannte Welterbezeichen. Ich parke auf einem Platz mit einem schönen Blick auf den kleinen Hafenort Flåm und werde morgen den Nærøyfjord besuchen. Was für ein Tag , denke ich beim einschlafen.

Resümee

Die Stabkirche von Urnes ist eine der noch zu besichtigenden ihrer Art in Norwegen. Die Anreise ist länger als zu anderen, die sich entlang der größeren Straßen befinden. Aber in der Zusammenschau von Weg, Landschaft, ihrer historischen und baulichen Details sowie der selbstverständlichen sehr guten Führung durch die Kirche gibt es ein – unbedingt hinfahren und anschauen! – von meiner Seite.

Stabkirchen auf meiner Runde

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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