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Marokko – Frühlings-Stippvisite im Atlasgebirge

Es ist März 2022, der erste Urlaub nach dem Corona-Auf und -Nieder, nach den vielen Überstunden. Ich buche mir für kleines Geld eine Reise in die Sonne – ins Inland von Marokko.

Gerade starten die ersten Flieger nach Marokko, ich benötige für die Anreise einen PCR Test. Von der holländischen Grenze geht es mit Ryanair nach Marrakesch, ich darf neben dem winzigen Handgepäck ein große Tasche mitnehmen und habe online eingecheckt, da sitze ich schnell am Gate. Zunächst etwas sehr Positives vorneweg. Gestern wurde ich von meiner Reiseagentur (FIT-Reisen: https://www.fitreisen.de/) und auf Nachfrage des Hotels angerufen, ob mit dem Corona PCR Test alles klappt und dass Sie hoffen, dass ich wirklich anreisen werde – ein guter Service.

Der Flug dauert reichlich drei Stunden und ich werde am Flughafen von meinem Privat–Taxi erwartet. Ich hatte es im Flieger schon vermutet – ca. 90% der Mitreisenden sind Holländer – und von meinen Fahrern und im Hotel wurde mir bestätigt, dass nicht viele Deutsche nach Marokko fliegen. Besonders nicht zu dieser Zeit.

Die Fahrt mitten ins Atlas Gebirge dauert auch wieder etwa drei Stunden, obwohl man hier recht sportlich fährt.

Die Hotels

Die Route ins Gebirge ist gesperrt ist und ich schlafe ich die erste Nacht im Partnerhotel Chems Le Tazerkount. Das Hotel ist sehr hübsch und ich werde nett empfangen. Am nächsten Morgen ziehe ich nach einer schönen Fahrt durch die wirklich imposanten Berge in mein eigentlich gebuchtes Hotel Chems du Lac Bin el Ouidane um. Leider ist das Hotel noch nicht vollständig aus dem Corona-Schlafmodus erwacht und quasi leer, ich scheine der einzige Gast zu sein. Trotz der spektakulären Aussicht – so individuell hatte ich es nun doch nicht gewollt.

Ich esse noch Mittag mit Blick auf dem See.

Danach lasse ich mich – wieder durch die Berge, in ein anderes Hotel der Gruppe bringen. Die Mitarbeiter hier vor Ort sind sehr freundlichen und hilfsbereit und außer der Sprachbarriere – kaum jemand spricht englisch und ich leider auch nicht französisch, ist alles kein Problem. Jetzt habe ich zwar keinen Blick auf den See, dafür auf die Berge hinter der Stadt. Hier gibt es auch schon einige Gäste und nach einer Email an meine Reiseagentur wird der Service schlagartig besser und das Essen abwechslungsreicher. Besonders mag ich Tajine, das sie hier in verschiedensten Variationen wirklich schmackhaft zubereiten.

Touren durch die Stadt

Ich wohne in der Stadt Beni Mellal mit fast 200.000 Einwohnern (https://de.wikipedia.org/wiki/Beni_Mellal). Was auffällt sind die bunten Häuser, auch wenn es sich um Plattenbauten handelt. Neben den fast europäischen großen Supermärkten gibt es hier sehr viele kleinere Läden für den täglichen Bedarf und natürlich einen großen Basar. Hier herrscht buntes Treiben und ich schwelge im Anblick der Säcke voller Gewürze, der Stände mit Obst und einheimischen Delikatessen. Im Hintergrund die schneebedeckten Berge bilden ein einzigartiges Panorama. Rings um den Markt wird gekocht und gebraten und es duftet nach tausendundeiner Nacht.

An einem Lese- und Ausruhtag nehme ich mir vor, ein marokkanisches Hamam zu genießen. Da mein jetziges Hotel leider kein eigenes Spa bietet, suche ich mir in der Stadt mein eigenes und buche mir dort einen Termin für eine Privatbehandlung. Ich mache so etwas das erste Mal und habe nur grob eine Ahnung, was auf mich zukommt. Aber es ist einfach wunderbar. Nach Schlamm, Öl, Cremes und vielen Massagen von Kopf bis Fuß und dem gefühlten Abreiben der obersten Hautschichten fühlt man sich wie neugeboren.

Eigentlich bin ich ja wegen der Landschaft hier und die beginne ich jetzt zu erkunden. Zunächst im Umkreis meines Hotels, da hat Google-Maps ja einige Punkte parat. Ich gehe die Gegend erkunden, durchstreife einen Teil der Stadt und besuche einen kleinen Wasserfall am Stadtrand.

Am nächsten Tag starte ich dann meine Wanderung zum Ain Asserdoun und dem gleichnamigen Chateau. Der Weg durch die Stadt ist schön, auch wenn die Armut der Menschen vor Ort und der überall liegende Müll nicht zu übersehen sind und den Eindruck etwas trüben. Der Wasserfall ist dann aber traumhaft angelegt und nach dem kurzen, knackigen Aufstieg zum kleinen Schloss ist die Aussicht über die Stadt atemberaubend. Das gute Wetter mit blauem Himmel und Sonnenschein tut sein übriges und ich genieße den Tag in entspannter Atmosphäre.

Ausflüge ins Atlasgebirge

Obwohl ich jetzt in der Stadt wohne, werden Ausflüge noch nicht wieder angeboten, also ist Eigeninitiative gefragt. Ich suche mir auf Google Maps geeignete Aussichtspunkte und Wanderziele, z.B. Wasserfälle. Unsere übliche Wanderapp komoot hat hier wenig zu bieten, dafür gibt es aber gut beschriebene Routen auf Wikiloc (https://de.wikiloc.com/routen/wandern).

In die Berge fahre ich mit dem Taxi. Wenn man lieber selbst fahren möchte, würde ich empfehlen, es zu lassen. Besonders in den größeren Städten ist es schon spannend genug, den Einheimischen zuzusehen. Motorroller fahren prinzipiell erstmal überall und haben teilweise überbreite Aufbauten, wie man es vor allem von Bildern aus asiatischen Ländern kennt. Schilder gibt es nur, um Touristen zu erkennen und Fahrbahnmarkierungen und Zebrastreifen sind wohl eher als Beschäftigung für die Markierungsarbeiter gedacht. Daran halten tut sich hier niemand. Auf den unbeleuchteten Straßen zwischen den Dörfern sind im Dunklen recht häufig Fußgänger unterwegs – ebenfalls unbeleuchtet und immer halb auf der Straße, weshalb die Autofahrer regelmäßig aufblenden müssen, um ausweichen zu können. Ach ja, und Licht am Fahrrad nutzen nur Feiglinge – auch auf 80er Strecken.

Mein erster Ausflug soll mich zum Cascade de Moudj führen. Ich bestelle an der Rezeption ein Taxi und gebe mit Händen und Füßen und Google translate zu verstehen, dass ich in die Nähe eines zu erwandernden Wasserfalles gebracht werden möchte. Das letzte Stück möchte ich dann zu Fuß gehen und ca. 2 Stunden später wieder dort abgeholt werden. Wir fahren los und ich merke, dass der Taxifahrer den Plan zwar nicht im geringsten verstanden hat, aber wir fahren zumindest in die richtige Richtung. Am Ortsrand sammeln wir eine Marokkanerin auf, die eigentlich nur auf den Kamm mitfahren möchte, aber kurzerhand beschließt mitzukommen – leider spricht auch sie kein englisch. Wir fahren immer höher – die himmlische Aussicht, das fantastische Wetter und die traumhaften Berge zeigen Ihre ganze Schönheit. Letztlich klappt es doch noch mit dem Zielpunkt und wir fahren zu dem Wasserfall. Der Taxifahrer möchte partout nicht am vermutlichen Einstiegspunkt der letzten Wegstrecke warten und da ich bezweifle, dort mitten in den Bergen jemals wieder ein Taxi zum Hotel zu bekommen, entscheide ich mich noch ein Stück mitzufahren und das hat sich gelohnt. Erst machen wir in einem schicken Bergrestaurant ein kleines Mittag – es gibt selbstgemachtes einheimisches Brot, welches in Öl getaucht wird und den herrlichen heimischen Tee, in den ich mich immer mehr verliebe. Er wird aus Schwarzem bzw. Grünem Tee mit Minze zubereitet und meist mit Zucker getrunken. Dann zeigt uns ein Mitarbeiter des Restaurants den oberen Weg zu meinem Ziel. Der Wasserfall selbst führt zurzeit leider kaum Wasser, dafür ist der Weg wunderschön. Und die auf dem Baum stehende Ziege macht meinen Ausflug sogar noch perfekt. Insgesamt war es ein sehr wundervoller Tag und bei drei Leuten zur Unterstützung kann man sich über die Hilfsbereitschaft der Einheimischen echt nicht beschweren.

Berühmte Ziegen

Noch ein zweites Mal geht es in Richtung Berge – wieder habe ich Wasserfälle zum Ziel. Ich habe denselben Taxifahrer wie bei meiner ersten Tour und auch diesmal sammeln wir noch einen hilfsbereiten Einheimischen auf. Zur Vorbereitung der Tour habe ich mir Kartenausschnitte auf dem Handy gespeichert. Beim ersten Wasserfall (Cascade d’Ajouujar) beginnt der Wanderweg zum Cascade Oujerjer, aber da wie schon erwähnt zurzeit relativ wenig Wasser vorhanden ist, bespreche ich mich mit meinen beiden Begleitern. Wir entscheiden uns, auf die 8 km Wanderung zu verzichten und stattdessen noch zum Ouchrah Wasserfall zu fahren. Und es war wieder die richtige Entscheidung, denn der Aussicht in den Bergen und die Farben sind himmlisch. Ich genieße die Landschaft und dann geht es wieder Richtung Hotel, heute ist leider schon mein letzter Urlaubstag und ich bin ein bisschen wehmütig.

Resümee

Ich hatte ich einen Pauschal-Urlaub gebucht und mich gedanklich auf organisierte Touren eingestellt. Letztlich war es dann aber mehr Individual-Tourismus. Aber dafür umso spannender und letztlich ganz nach meinem Geschmack. Nach den Anlaufschwierigkeiten, bedingt durch Corona und sicher auch die absolute Nebensaison, habe ich mich aber hervorragend erholt und alles genossen. Ich kann Marokko als Ziel nur empfehlen. Erleichternd wäre es gewesen, jemanden dabeizuhaben, der ein wenig französisch spricht, aber das ergibt sich vielleicht auch in der Saison mit mehr englischsprachigem Hotelpersonal. Das Inland von Marokko hat eine atemberaubende Landschaft und es gibt viel zu sehen und zu erleben. Eine klare Empfehlung ist es allemal!

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