Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – BG – Reiter von Madara

Madara war vor der Konvertierung Bulgariens zum Christentum der wichtigste heilige Ort des Ersten Bulgarischen Reiches. In der Nähe des Dorfes ist die Figur eines Ritters, der über einen Löwen triumphiert, in eine 100 m hohe Klippe geschnitzt. Das Relief wurde zu Beginn des 8. Jahrhunderts geschaffen und ist ein außergewöhnliches Kunstwerk der realistischen Bildhauerei. Neben der Figur des Madara-Reiters befinden sich Inschriften im Felsen, die eine Chronik der Ereignisse zwischen den Jahren 705 und 801 n. Chr. darstellen und damit wichtiges historisches Quellenmaterial aus den ersten Jahren der Gründung des bulgarischen Staates und der Herrschaft der berühmten Khane Tervel, Kormisos und Omurtag liefern. Der Madara-Reiter ist ohne jegliche Veränderungen in seinem authentischen Zustand erhalten geblieben und steht seit 1979 auf der UNESCO-Welterbeliste. Ein Einführungsvideo ist hier zu sehen.

Ich habe am Vormittag das Thrakische Grab von Sweschtari und die umliegenden archäologischen Stätten besucht. Nach Madara sind es nur anderthalb Fahrstunden, zunächst über eine trockene Steppe mit Olivenbäumen und zwischen große Feldern mit Sonnenblumen. Dann wird es bergig und ich schlängele mich nach und durch Madara, wo am Ortsende eine steile Felswand aufragt.
Das Gelände um die Felswand ist eingezäunt, es sind Wege und Treppen zu verschiedenen Zielen ausgewiesen. Nach und nach erschließt sich mir der Zusammenhang mit dem auch heute noch mystischen Ort.

Ich folge zunächst den Hinweisen durch den Wald zur Kapelle und lasse mich überraschen. Hier hängen ebenso Fähnchen an den Bäumen, wie ich sie vorhin an der kleinen Kirche bei Sweschtari gesehen habe. Der Platz um die Kapelle ist ein alter Kult- und Kraftort und ich bleibe eine Weile im Schatten sitzen und spüre der mich umgebenden Stille nach.

Die Kraft kann ich auch brauchen, denn nun geht es bei 35°C im Schatten und in sengender Sonne mehr als fünfhundert Stufen den Berg hinauf zur alten Festung. Die Geländer sind so heiß, dass man sich nicht daran festhalten kann, doch die Aussicht wird immer aufregender und entschädigt für die Strapazen.

Die Festung, von der ich die Hoffnung hatte, den Reiter zu sehen, befindet sich im Prinzip direkt über diesem an zur Verteidigung strategisch günstiger Position, wie ich lesen kann. Leider nicht für einen Blick auf den Reiter.


Also steige ich die vielen Stufen wieder steil hinab und zum Glück in den Schatten des Waldes.

Jetzt sehe ich den Reiter oben am Berg und muss meinen gesamten Willen zusammennehmen, um diese Treppe nun auch noch hinauf zu steigen. Dann endlich stehe ich so nah davor, wie man als Besucher herankommen kann und verschnaufe auf der Bank. Von hier aus wirkt der Reiter klein, er misst trotzdem 2,5 mal 3 m und befindet sich in 23 m Höhe am Felsen. Ich bin, wenn ich an die Sandsteinbauwerke in meiner Heimat denke, sehr erstaunt, wie gut erhalten das Relief die 1.300 Jahre überstanden hat.

Etwas mehr als 200 Stufen sind es auf dem direkten Weg nach unten zum Eingangstor und bald stehe ich, recht zufrieden mit meinem kleinen Wanderabenteuer an diesem doch sehr besonderen Berg, wieder am Auto und gönne mir eine große Portion Wasser. Hier ist mein kleines Video.

Resümee

Wer den Felsen von Madara besucht, muss sich darauf einstellen, den Reiter nur von Ferne zu sehen. Das ist auch gut und richtig so, denn mit Tausenden Selfies und respektlosen Besuchern würden ihm schon wenige Jahre mehr zusetzen als die letzten vielen Hunderte seines Bestehens. Ein Teleobjektiv oder Fernglas dabei zu haben, wäre deshalb gut. Dafür ist der Berg um den Reiter seit alten Zeiten ein besonderer und für Einige auch mystischer Ort. Und nicht zuletzt ist der Aufstieg zur Festung, vielleicht nicht unbedingt in der Mittagshitze eines Sommertages, ein tolles Erlebnis.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Die gesamte Tour go-south 2.0 ist hier beschrieben. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt. Der Umbau meines Dacia Dokker als Minicamper ist hier detailliert nachzulesen. Dobbys nach und nach angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch in diesem megaheißen Sommer bewährt. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet.

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