Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – DK – Schloss Kronborg

Schönheit und Macht am Öresund

Das letzte dänische Welterbe, das ich auf meiner Hinreise zum Nordkapp besuche, ist Schloss Kronborg etwa 50 km nördlich von Kopenhagen. Ich komme am Nachmittag in Helsingør an, parke vor der Markthalle und begebe mich am Hafen vorbei voller Ungeduld zum Hamlet-Schloss.

Das königliche Schloss Kronborg bei Helsingør wurde von 1574-1582 unter König Frederik II. auf den Resten der Burg Krogen erbaut. Kronborg wurde durch hohe Wälle und starke eckige Bastionen geschützt, die später durch modernere Verteidigungsanlagen erweitert wurden. Das Schloss ist ein imposanter Renaissancebau und reich mit Sandsteinornamenten in einzigartigen und fantasievollen Designs verziert. Der Festsaal ist einer der exquisitesten Räume aus dieser Zeit – und der größte seiner Art in Nordeuropa. Nach dem verheerenden Brand von 1629 wurde die Burg unter Christian IV. fast originalgetreu wieder aufgebaut. Die Kapelle, die das einzige Gebäude war, das nicht vom Feuer verwüstet wurde, hat ihren ursprünglichen Altar, die Galerie und die Kirchenbänke mit feinen Schnitzereien und bemalten Tafeln erhalten. Bis heute ist Kronborg intakt geblieben. Das Schloss liegt an einem strategisch wichtigen Ort, der mit 4 km schmalsten Stelle des Öresund. Der Sund ist das Tor zur Ostsee und von 1429 bis 1857 kontrollierte Dänemark dank Kronborg diese Passage. Rund 1,8 Millionen Schiffe passierten in dieser Zeit den Sund und mussten hier Maut bzw. für das Durchfahrtrecht mit politischen Zugeständnissen bezahlen. Aus diesem Grund wurden das Schloss und seine Festung zu einem Symbol der Macht Dänemarks und spielten vom 16. bis zum 18. Jahrhundert eine Schlüsselrolle in der Geschichte Nordeuropas. Schloss Kronborg wurde wegen seiner Schönheit als Schloss bewundert und wegen seiner Stärke als Festung gefürchtet. Architektur und Lage von Kronborg unterstreichen seine symbolische, wirtschaftliche und strategische Bedeutung. Seit 2000 steht Schloss Kronborg auf der UNESCO-Welterbeliste. Hier gibt es ein Übersichtsvideo.

Ich habe ausreichend Zeit und kann in Ruhe meinen Rundgang beginnen. Schon am Tor bewundere ich die Verzierungen, dann trete ich in den Innenhof der großen Schlossanlage. Dieses Schloss ist trotz seiner Schönheit und Erhabenheit wahrlich kein Märchenschloss, eher eins zum Respekt haben oder gar zum Fürchten. Ich stehe hier zwischen den hohen Mauern und kann kaum die Größe und schon gar nicht alle Skulpturen, Reliefs, Zinnen und Details erfassen, die es zu sehen gäbe.

Wie ich es von den Besichtigungen in Dänemark schon kenne, ist auch hier alles zum anfassen und erkunden vorbereitet. Ich werde von einem Pagen nett willkommen geheißen und er erläutert mir den Rundgang. Auf dem Hof sind Ritterspiele und andere Aufgaben für die Kinder aufgebaut, für die Erwachsenen stehen die Tische vom Café .

Zuerst besuche ich die Kirche. Sie ist das einzige noch originale Gebäude auf dem Schlossgelände, das den großen Brand überlebt hat. Die Kirche ist wunderschön, reich verziert, eine Augenweide. Man spürt förmlich, dass hier einst König und Königin gesessen haben.

Im Schloss gibt es in den Etagen verschiedene Ausstellungen. Zu besichtigen sind Gemächer aus dem 16. Jahrhundert und eine Etage höher aus dem 17. und 18. Jahrhundert. In allen Räumen gibt es ausführliche Erläuterungen über das Leben und Wirken ihrer einstigen Bewohner, z.B. Friedrich II., seine Arbeit, seine Reisen, die Gemächer der Königin und ihre Aufgaben.

Bildergalerien und der Festsaal schließen den interessanten Rundgang ab. Noch Fragen – eine königliche Hoheit steht dafür in der Bibliothek bereit.

Ein bisschen gruselig ist es, alleine den Weg durch die dunklen Kasematten unter dem Schloss zu finden, der nur durch spärliches Kerzenlicht erleuchtet und durch einige Pfeile gekennzeichnet ist.

Zum Schluss haucht eine aktuelle Ausstellung zu Wirklichkeit und Fantasie durch Schauspieler in historischen Kostümen, Schmuck und Kronen alten Gemälden neues Leben ein. Kostüme sind zu bewundern und im nächsten Raum ist die Geschichte der Könige in Teppiche geknüpft. Modelle des Schlosses und Ahnentafeln der Könige illustrieren die Entwicklung.

Der letzte Bereich widmet sich den Schauspielern der Hamlet-Inszenierungen im Schloss.

Mein Rundgang hat echt Spaß gemacht, war interessant, anregend und kurzweilig. Man könnte den ganzen Tag hier verbringen und hätte trotzdem nicht alles sehen und studieren können. Ich beende meinen Besuch mit einem Spaziergang auf dem Damm um das Schloss und einem Blick über die Meerenge gen Schweden. Dort werde ich morgen sein.

Auf meiner Rückreise von Norwegen passiere ich den Öresund mit der Fähre von Helsingborg und kann noch einige Fotos und dieses kleine Video vom Wasser aus machen.

Resümee

Schloss Kronborg, wenn es auch heute nur noch friedlich den Fährverkehr nach Helsingborg bewacht, hat an Bewunderswürdigkeit und Symbolkraft nichts eingebüßt. Hat man einmal das Tor passiert, kann man sich dem nicht mehr entziehen und nur aufrichtig bewundern, welch ein stolzer und schöner Bau die nordöstlichen Spitze Dänemarks ziert. Und eins ist sicher – Hamlet kann keine bessere Kulisse haben.

Eine Nacht verbringe ich noch auf der dänischen Seite des Öresunds, bevor ich am Morgen die große Brücke passiere.

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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