Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – S – Waldfriedhof Skogskyrkogården

Harmonie und nordische Tradition

Nach meinem sonnigen Spaziergang durch Stockholms historisches Stadtzentrum sind dunkle Wolken aufgezogen. Das ist die passende Stimmung und so fahre ich zum südlichen Stadtrand und suche den Eingang zu dem durch die UNESCO ausgezeichneten Waldfriedhof. Mein Navi weist keinen Parkplatz aus, doch an der Stadtautobahn steht der Welterbe-Hinweis und dann sehe ich auch schon die den Friedhof umgebende Naturstein-Mauer.

Der Stockholmer Waldfriedhof Skogskyrkogården wurde 1994 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Er ist ein ist ein herausragendes Beispiel für einen Friedhof, der die Gegebenheiten der Landschaft mit Architektur, nordischer Tradition und Funktion verbindet. Nachdem 1912 die Stockholmer Stadtverwaltung einen mit Kiefern bewachsenen Bereich ehemaliger Kiesgruben erworben und einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben hatte, wurde der Friedhof von den zwei jungen schwedischen Architekten Gunnar Asplund und Sigurd Lewerentz geplant und gebaut. Mit dem ersten Gebäude, der Waldkapelle, wurde er 1920 eröffnet. Bis 1940 wurde er durch die weiteren Gebäude vervollständigt. Asplund und Lewerentz gelang es, natürliche mit künstlerischen und architektonischen Werten im Sinne der nordischen Tradition der Zusammengehörigkeit mit der Natur zu vereinen. Das verleiht diesem Friedhof einen herausragenden eigenständigen kulturellen Wert. Skogskyrkogården hatte in der Folge großen Einfluss auf die Gestaltung von Begräbnisstätten in der ganzen Welt. Hier gibt es ein Einstimmungs-Video.

Ich stehe etwas verunsichert auf einem Parkplatz vor der Mauer und sehe dann, dass offensichtlich die Einfahrt möglich ist. Deshalb steuere ich zunächst das Info-Center an. Bis dahin sehe ich rechts und links die Bäume und die Grabsteine dazwischen und denke mir so, naja, ein Waldfriedhof eben. Doch dann fahre ich mit den zugelassenen 20 km/h die langen Reihen ab und werde immer mehr in den Bann gezogen. Die großen Bäume scheinen die alten und neuen Gräberfelder zu beschützen. Ich sehe Bereiche mit bemoosten Grabkreuzen, andere mit frischem Blumenschmuck oder ganz individuellen Steinen. Prunkgräber gibt es hier jedoch nicht.

Ich komme vorbei an der gelben Uppståndelsekapellet, die eher an einen Tempel erinnert und gelb in der Sonne durch die Bäume leuchtet.

Spätestens an der Skogskapellet wird mir die Besonderheit dieses Friedhof klar. Die Kapelle hat ein Holzdach und fügt sich unmittelbar in ihre Umgebung ein, spannt den Bogen zur Natur. Hier fühlt man sich irgendwie aufgehoben.

Ich treffe Besucher, die hier am Abend die Gräber pflegen, nach ihren Angehörigen schauen. Eine Gruppe hat sogar einen Tisch gedeckt und sitzt auf dem Friedhof. Ich kann mein Gefühl kaum beschreiben – aber auf diesem Friedhof scheint alles seine Richtigkeit zu haben.

Auch für mich stimmt alles, sogar das Wetter, denn als ich zum höchsten Punkt des Geländes komme, der Heliga korsets kapell mit dem See und dem Hügel dahinter, zeigt sich die Sonne zusammen mit schwarzen Wolken.

Resümee

Ein Wald- oder Parkfriedhof ist heutzutage nichts ungewöhnliches mehr, aber Skogskyrkogården entstand vor über hundert Jahren und war damals in seiner Anlage und Gestaltung einzigartig.

Einzigartig ist auch heute noch, wie sich hier die verschiedenen Kapellen und Gebäude, das Granitkreuz, Hügel und See bis hin zur Natursteinmauer mit dem Wald und den Gräbern zu einem harmonischen Ganzen verbinden und eine friedliche und zeitlose Stimmung erzeugen

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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