Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – S/FI – Hohe Küste/Kvarken-Archipel

130 km durch eine sich stetig verändernde Landschaft

Die Hohe Küste (Höga Kusten) wurde im Jahr 2000 als geologisch bedeutendsame Küstenzone und marines Ökosystem auf die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. 2006 wurde die Stätte durch Erweiterung um den Kvarken-Archipel in Finnland zu einem grenzüberschreitenden Welterbe. Die Hohe Küste in Schweden und der Kvarken-Archipel in Finnland liegen auf gegenüberliegenden Seiten des Bottnischen Meerbusens im nördlichen Teil der Ostsee. Die steilen Ufer, glatten Klippen und tiefen Buchten auf der schwedischen Seite sind ebenso wie die Tausenden von tief liegenden Inseln, flachen Buchten, Moränenrücken und massiven Geröllfeldern auf der finnischen ein Ergebnis der letzten Eiszeit. In den letzten 2-3 Millionen Jahren hat die Region mehrere Eiszeiten erlebt und war unter dem Zentrum des kontinentalen Eisschildes. Vor etwa 18.000 Jahren, als das Eis zu schmelzen begann und sich die Erdkruste allmählich vom seinem Gewicht löste, begann die Landhebung. Nach der letzten Vereisung hat es sich insgesamt 800 Meter angehoben, das ist mit 0,9 m pro Jahrhundert die höchste Landhebung weltweit. Diese führte und führt zur Entstehung neuer Inseln und charakteristischer Gletscherlandschaften. Buchten wurden und werden nach und nach vom Meer abgeschnitten und zu Seen, aus Salzwasser wurde Süß- und dann Brakwasser. Dem folgen Veränderungen in der Pflanzen- und Tierwelt. Hohe Küste/Kvarken-Archipel sind damit ein herausragendes Beispiel für den Wandel der Landschaft durch dynamisch laufende geologische Prozesse und interessanter Wechselwirkungen mit biologischen Prozessen und der Entwicklung von Ökosystemen.

Schweden – Höga Kusten

Ich starte zeitig von meinem Schlafplatz am See. In Härnösand beginnt die Panoramastraße. Die Sonne scheint und ich bin gespannt. Je näher ich der Hohen Küste komme, umso mehr Berge und Brücken quert die Autobahn.

Das erste Highlight ist die Wahnsinnsautobahnbrücke Högakustenbron mit dem Blick auf die Hohe Küste. Auf dem benachbarten Berg befindet sich das Welterbezentrum. Neben Informationen und einem schönen Blick auf die Brücke bekomme ich eine gute Karte des Gebietes. Hier beginnt auch der bekannte, 129 km lange, Wanderweg Högakustenleden.

Ich bin ja mit den Welterbe in Schweden schon Gegesätze gewohnt – Birka und Hovgarden, Engelsberg und Falun und nun scheint es sich zu wiederholen – nach den einsamen Bauernhäusern im Hälsingland ist die Höga Kusten ein Touristenmagnet.

Ich schaue auf meinen Atlas und fahre auf den Blümchenrouten die Küste ab, komme dabei durch eine wahnsinnig tolle Landschaft von Inseln und Halbinseln, verbunden durch Brücken, bewohnt seit langem von Fischen und Bauern, umgeben von Wiesen, Weiden, bunten Blumen und dichten Wäldern. Im Vordergrund die Seen und im Hintergrund die Berge. Leider geben die schmalen Straßen nicht soviel Möglichkeiten für Stopps, wie ich gerne fotografieren würde.

Die Straße klettert über steile Berge, umrundet große Seen und kommt durch idyllische Dörfer. Aber es ist wie immer, die schönsten Orte ziehen natürlich nicht nur mich an und ich kehre von der total überfüllten Spitze der Halbinsel Norrfällsviken um und mache stattdessen Rast an einem der Seen an der Strecke. Zum Glück ist die Natur hier durch Reservate geschützt, so dass bloß die angesagten Orte und die ausgewiesenen Wanderrouten von den Touristen geflutet werden.

Ich bin genau zur richtigen Zeit hier, rings um mich und Lupinen, fast so schön wie damals in Neuseeland. Weil ich versuche, die kleinsten Straßen zu fahren, entdecke ich immer wieder tolle Blicke. Im Hafentädtchen Köpmanholmen habe ich den Blick auf die felsigen Inseln.

Ich verlasse das wunderschöne Gebiet in Richtung Örnskölsvig. Das ist eine hübsche, moderne, farbenfrohe Stadt mit Hafen und futuristischen Hochhäusern mit hervorgebauten bunten Erkern.

Resümee

Die Hohe Küste ist eine wundervolle und abwechslungsreiche Landschaft und zurecht ein Magnet für Wanderer und Naturfreunde. Schon bei der Durchfahrt gen Norden wird man in ihren Bann gezogen. Abstecher in die kleinen Fischer- und Bauerndörfer bieten unbeschreibliche Blicke. In der Saison sind die Straßen, Touristenorte, Wander-, Park- und Campingplätze voll, sicher ist es außerhalb idyllischer und bietet mehr Orte zum länger verweilen. Ich merke mir auf jeden Fall den Wanderweg Höga Kustenleden vor.

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Nach einem Blick auf die Karte nehme ich mir vor, noch 150 km gen Norden zu fahren, damit ich morgen zur richtigen Zeit im Kirchenbezirk Gammelstad ankomme. Ich übernachte in einem kleinen Dorf, wo man an der Badestelle einen Platz für die Camper eingerichtet hat. Hier erlebe ich meinen ersten typisch nordischen Sonnenuntergang, den ich zum Schluss hier einfach dokumentieren muss.

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Finnland – Kvarken-Archipel

Ich bin zum zweiten Mal auf Nordland-Reise und besuche die Welterbestätten in Finnland. Bereits in der Holzhausstadt Rauma und bei der Bronzezeit-Grabstätte von Sammallahdenmäki habe ich von den Auswirkungen der Landhebung erfahren. In der Nähe von Vaasa komme ich an die Küste und möchte eigentlich das Welterbezentrum besuchen, doch das, so meint Google, soll geschlossen sein. An der Replot-Brücke auf die Insel lockt ein schöner Picknickplatz mit Sonnenuntergangsblick. Ich fotografiere die Brücke um Mitternacht.

Auf meiner Fahrt nach Tornio/ Haparanda versuche ich immer wieder ans Meer zu kommen. Obwohl ich die Küstenstraße nehme, gelingt das eher selten. In Raahe gibt es einen kleinen Hafen und als Kuriosität die längste Wand Finnlands.

Resümee

Eine Fahrt entlang der finnischen Küste des Bottnischen Meerbusens führt durch eine wundervolle Nordlandschaft. Zerklüftete Ufer, stille Häfen, bunte Holzhäuser, imposante Brücken und spektakuläre Sonnenuntergänge – das Kvarken-Archipel ist auf jeden Fall wert, anzuhalten, zu baden, wandern oder einfach den Sommer zu genießen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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