Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – S – Holzbauernhäuser in der Provinz Hälsingegård

Die geschmückten Häuser und bunt bemalten Festsäle der reichen Bauern

Die reich geschmückten und bemalten Holzbauernhäuser in der Region Hälsingegård in Ostschweden stehen seit 2012 auf der UNESCO-Welterbeliste. Von den mehr als tausend erhaltenen Holzbauten im Hälsingland wurden beispielhaft sieben große Holzbauernhäuser mit reich verzierter Innenausstattung ausgewählt. Sie verkörpern den Höhepunkt einer regionalen Holzbautradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Die Bauern in den fruchtbaren Tälern in der Taiga-Waldlandschaft waren so wohlhabend, dass sie den wirtschaftlichen Überschuss aus ihrer Flachs- und Waldwirtschaft für den Bau neuer stattlicher Häuser mit ganzen Gebäuden oder großen Räumen ausschließlich für Festlichkeiten oder Versammlungen investieren konnten. Sie beauftragten Künstler aus Hälsingland oder umherziehende Maler aus dem benachbarten Dalarna, um dekorativ geschmückte und bemalte Innenräume zu schaffen, die ihren sozialen Status widerspiegelten. Die Wand- und Deckengemälde verknüpfen Volkskunst mit Barock und Rokoko, den Stilrichtungen des damaligen Landadels. Die denkmalgeschützten Anwesen stehen für die letzte Blüte einer langen Volkskultur mit tiefen Wurzeln in Nordwesteuropa und verbinden lokale Bau- und Volkskunsttraditionen auf eine ganz besondere Weise.

Aus Falun kommend fahre ich wieder Berge hoch, durch Wälder und felsige Landschaften, mit lila und gelben Blumen geschmückt. Vereinzelt mal ein Dorf, jeder Ort hat mindestens einen eigenen See. Dann komme ich in das Gebiet der großen Bauernhäuser. Ich folge dem UNESCO-Hinweis stehe bald am ersten, wirklich wunderschönen Bauernhof. Hier gibt es das ausgewiesene Info-Center für dieses Welterbe. Das ist leider nur wenige Stunden am Tag geöffnet und ich komme zu spät. So umrunde ich den schönen verzierten Dreiseitenhof von außen.

Ein schwedisches Ehepaar ist ebenso enttäuscht und wir kommen auf die Idee, mit dem Handy am ausgestreckten Arm durch die Scheiben zu fotografieren, denn das wirklich Außergewöhnliche sind die Bemalungen der Innenräume. Die Aufnahmen durch die Scheibe bestätigen das.

Weitere Innenaufnahmen gibt es hier.

Eine kleine gezeichnete Karte mit den Sehenswürdigkeiten in der Gegend liegt aus und ich kann mit einem Abgleich mit google maps auf meinem Handy noch zwei weitere der sieben Bauernhäuser ausmachen und auch erfolgreich anfahren. Eins scheint durchgängig geschlossen zu sein und das zweite in Privatbesitz. Besichtigungen gibt es hier nur nach vorheriger Anmeldung.

Ich überlege kurz, ob ich in der Gegend bleiben und morgen auf eine Führung warten sollte. Doch ich habe die Anwesen in der schönsten Nachmittagssonne gesehen und kann mir ein Bild machen, sogar ein bisschen von der Inneneinrichtung. Mich zieht es weiter in die fantastischen Landschaften, die als nächstes auf meinen Besuch warten.

Beim Weiterfahren sehe ich, dass viele der Bauernhäuser in der Gegend die gleiche Form aufweisen. Nur sind sie nicht so schön verziert und wahrscheinlich innen nicht original erhalten.

Ich bin wieder einmal erstaunt, dass die Holzhäuser über Hunderte von Jahren halten und wie gut diese dunkelrote Farbe sein muss – Falun-Rot, wie ich erst gelernt habe.

Resümee

Die Holzbauernhäuser im Hälsingland sind eine echte Besonderheit, die man wahrscheinlich nirgends anders zu sehen bekommt. Sie sind der prachtvolle Höhepunkt einer langen Tradition und ich finde es gut, dass sie unter dem Welterbeschutz stehen und so bewahrt werden. Dass sie nur eingeschränkt zugänglich sind, ist einfach der Lage geschuldet. Wer auf seiner Tour nach Norden durch diese Gegend fährt, sollte unbedingt den kleinen Umweg machen, um sich hier etwas ganz Einmaliges anzuschauen.

Dass die Tradition in der Region lebendig ist, bemerke ich an meinem Nacht-Parkplatz – der benachbarte Spielplatz hat ein Eingangstor im Stil der Bauernhäuser.

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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