Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – FI – Altes Rauma und Bronzezeit-Grabstätte von Sammallahdenmäki

Von Helsinki aus sind es bis nach Rauma 250 km quer durchs Land, die ziehen sich. Ich darf zwar meistens schnell fahren, also 100 km/h und die Straßen sind frei und leer, aber es wird zwischendurch immer wieder auf 80 oder 60 km/h runtergebremst und dafür gibt es dann mehr Blitzer als Autos. Der Spritpreis von 2,50 € tut sein Übriges.

Kurz vor Rauma komme ich am Welterbezeichen für die Bronzezeitgrabstelle vorbei und überlege, ob ich vielleicht hier anhalten sollte. Aber die Abendsonne verheißt gute Bedingungen für meine Stadtfotos und so fahre ich weiter.

Alt-Rauma

Rauma ist eine der wenigen und ältesten mittelalterlichen Hafenstädte Finnlands. Ursprünglich lag es an der Küste des Bottnischen Meerbusens, befindet sich heute aber aufgrund der Landhebung etwa 1,5 km landeinwärts. Davon hatte ich an der schwedischen Hohen Küste schon erfahren und werde mir in den nächsten Tagen auch den gegenüberliegenden finnischen Teil, das Kvarken-Archipel, anschauen. Rauma wurde um ein Franziskanerkloster herum erbaut, von dem noch die Heilig-Kreuz-Kirche aus der Mitte des 15. Jahrhunderts erhalten ist. Alt-Rauma besteht aus rund 600 Holzgebäuden und ist damit ein herausragendes Beispiel einer alten traditionellen nordischen Stadt aus Holz. Im späten 17. Jahrhundert von einem Brand verwüstet, hat es trotzdem sein mittelalterliches Straßennetz und die Wohnhöfe mit Ställen und Speichern erhalten. Die meist einstöckigen Häuser stammen aus dem 18. bis 19. Jahrhundert und haben teils dekorative Außenverkleidungen mit Neorenaissance-Details und den charakteristischen Zäunen und Toren. Die Altstadt erstreckt sich entlang zweier Hauptstraßen und der Marktplatz mit dem 1775/76 erbauten ehemaligen Rathaus bildet den Haupttreffpunkt und Handelsplatz. Alt-Rauma steht seit 1991 auf der UNESCO-Welterbeliste.

Ich stelle mein Auto auf den Besucherparkplatz am Rand des historischen Zentrums und beginne meinen Rundgang. Schon an der ersten Ecke fühle ich mich an meinen Besuch in Røros in Norwegen erinnert. Eine Gewitterwolke droht sich an, ich muss mich also sputen.

Die Häuser sind alle bewohnt und gut gepflegt und natürlich nordisch bunt. Ich bewundere die schönen Schnitzereien und Tore. In den Höfen gibt es Werkstätten und Künstlerateliers.

In den Straßen ist es jetzt, da die Läden schließen oder schon geschlossen haben, relativ still. Tagsüber ist hier sicher mehr los, ich sehe Kunst- und auch Souvenirgeschäfte.

Ich komme auf den kleinen Marktplatz mit dem hübschen Rathaus, wo das abendliche Leben vor den Restaurants begonnen hat und staune, dass es bei 61° Nord auch vorgesehen ist, dass man draußen sitzt. Aber eigentlich ist es auch heute Abend trotz des drohenden Gewitters immer noch schön warm.

Natürlich möchte ich mir noch die Kirche des ehemaligen Klosters anschauen und bin recht überrascht, sie nicht aus Holz, sondern aus Stein vorzufinden. Leider ist sie schon geschlossen und wird auch am nächsten Tag für meinen Tourplan zu spät öffnen.

Resümee

Alt-Rauma ist eine sehenswerte nordische historische Holzhaus-Stadt. Was mich begeistert hat, sind die wunderschönen Farben. Hier ist kein Haus, wie das andere, und trotzdem passt alles zusammen und so viele einmalige hübsche Holzhäuser findet man nicht wieder in einer einzigen Stadt. Die Häuser sind bewohnt und authentisch gepflegt. Solch ein Leben im Museum ist natürlich Kulisse für Künstler, die hier auch ihr Publikum treffen. Das macht einen Rundgang umso interessanter und eindrucksvoller. Rauma auf einer Finnland-Rundreise zu besuchen, durch die Straßen zu bummeln, in die Läden zu schauen und auf dem Marktplatz ein Eis zu essen, kann ich deshalb nur ehrlichen Herzens empfehlen.

Hier ist mein kleines Video.

Kurz bevor ich am Auto ankomme, werde ich dann doch noch nass. Deshalb bleibe ich über Nacht am Ort und fahre zeitig am nächsten Morgen die wenigen Kilometer vor die Stadt in den Zauberwald nach Sammallahdenmäki.

Grabstätte aus der Bronzezeit von Sammallahdenmäki

Die bronzezeitliche Begräbnisstätte von Sammallahdenmäki steht seit 1999 mit ihren 33 Grabhügeln als größte, vielfältigste und vollständigste Begräbnisstätte aus der skandinavischen Bronzezeit, 1500-500 v. Chr., auf der UNESCO-Welterbeliste. Die Steinhaufen sind in mehreren unterschiedlichen Gruppen entlang der Kämme und oberen Hänge eines langen Bergrückens angeordnet und bestehen aus Granitblöcken, die von der Klippe unterhalb des Kamms abgebaut oder am Ort gesammelt wurden. Alle Steinhaufen beziehen sich auf eine neue Religion, die Sonnenanbetung, die sich von Skandinavien in die Küstenregionen Finnlands ausbreitete. Auf den Klippen von Sammallahdenmäki ist die alte Küstenlinie noch vorhanden, von den Hügeln aus bot sich damals der Blick auf das Meer. Je nach Form und Größe können die Steinhügel in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Sammallahdenmäki enthält darüber hinaus auch zwei ungewöhnliche Formen, einen ovalen und einen langgestreckten Hügel. Ein großer viereckiger Steinhaufen, der als „Kirchenboden“ bekannt ist, ist in Finnland einzigartig und in Skandinavien äußerst selten.

Die Nächte sind hell, ich bin zeitig am Morgen im Wald. Überall sind moosbewachsene Steine, Lupinen blühen und der Morgennebel hebt sich langsam. Genau die richtige Stimmung, um alte Steingräber zu besichtigen.

Der Weg zu den Steingräbern ist gut ausgeschildert, am Eingang zum Gebiet stehen Karten und Erläuterungstafeln und in einer Kiste liegt sogar ein Besucherbuch. Ich beginne meine Runde und es macht Spaß, durch den morgendlich stillen Wald zu gehen. Ich fühle mich an meine Übernachtung in Lappland erinnert. Der Weg ist spannend gemacht, an den Bäumen sind immer mal kleine verwaschene Holztäfelchen mit dem Welterbezeichen, die die Richtung weisen und man muss deshalb genau aufpassen. Es scheinen aber doch mehr Leute hier entlang zu gehen, als ich zunächst dachte, denn es wächst kein Moos auf den Steinen, die den Weg bilden. Dann stehe ich auch schon vor dem ersten Steinhügel. Für mich als Laien eine gewaltige Ansammlung von Steinen, die die Bronzezeitmenschen hier zusammengetragen haben und sicherlich für die Historiker sehr interessant.

Resümee

Ein Besuch in Sammallahdenmäki ist für einen Laien wie mich ein wunderbarer Ausflug in einen wirklichen Zauberwald. Die Hinweistafeln liefern Hintergründe dessen, was es hier zu sehen gibt. Interessant ist auf jeden Fall der Gedanke, dass die Hügel im Wald in der Bronzezeit noch Klippen am Meer waren.

Hier ist mein kleines Video.

Nach einem Kaffee auf dem Waldpicknickplatz und einem Erfahrungsaustausch mit den Parkplatz-Nachbarn fahre ich wieder Richtung Westen, nochmals quer durch Finnland, in die alte Kartonfabrik von Verla und zu den Ringelrobben im Saimaa-See.

Die gesamte Tour go-north 2.0 ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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