Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – N – Laponia (Tentativliste)

Berge und Fjorde, Hochebenen und Wasserfälle

Das Gebiet um den Tysfjord, den Hellemobotn-Fjord und den Rago-Nationalpark steht als Erweiterung des Laponia-Welterbes von Finnland und Schweden auf der UNESCO-Vorschlagsliste. Diese Kulturlandschaft erstreckt sich von der wilden, dramatischen Berglandschaft mit tiefen Schluchten und großen Felsbrocken und dem stark verzweigten Fjordsystem im Norden bis hin zu einer Karstlandschaft mit zahlreichen Höhlen im Süden. Hier leben seit alten Zeiten die ursprünglich aus Schweden stammenden Lule-Samen. In ihren Siedlungen gibt es viele bedeutende und wertvolle Kulturdenkmäler.

Ich bin auf die Durchgangsstraße E6 angewiesen und streife das Samen-Gebiet lediglich, überquere den Tysfjord mit der Fähre und durchfahre die Berge teils in langen Tunneln. Obwohl ich die Augen offen halte, finde ich keinen weiteren Samen-Markt und auch keine Hinweise. Trotzdem – die Landschaft ist fantastisch und alleine schon das Augen offenhalten wert. Auch wenn ich nicht genau die auf der Tentativliste ausgewiesenen Gebiete sehe, hält die Strecke gen Süden in den nächsten beiden Tagen einige bemerkenswerte Ziele für mich bereit, die ich in diesem Blogbeitrag näher erwähnen werde.

Tysfjord

Von den Lofoten kommend, fahre ich über Narvik. Über den Fjord grüßen die typischen Lofotenfelsen. Im Fjord von Narvik liegen die großen Schiffe ziemlich nah am Land, aber wenn ich mir die Steilheit der Felsen anschaue, ist klar, dass der Fjord sofort sehr tief ist. Danach komme ich in das riesige Waldgebiet um den Tysfjord und biege auf eine Seitenstraße Richtung Kjøpsvik ab. Ich mache eine kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt und nehme danach ein Naturbad in einem Wasserfall. Das tut gut und die Kleidung wird wieder auf Sommer umgestellt. Die E6 endet an einer Fähre, die sie über den Tysfjord führt.

Die Autofähre ist drei Nummern größer als die kleine zur Wikingerinsel in Schweden. Wir fahren etwa 20 Minuten über den Fjord.  Der Tysfjord ist knapp 60 km lang und fast 900 m tief. Hinter den hohen Felsen sehe ich immer noch die Zackenkette der Lofoten. Nach dem Anlegen geht es in Kolonne über 30 km Achterbahn, mit steilen Kurven und ebensolchen Anstiegen  und Talfahrten.

Ich übernachte in der Nähe des Hellemobotn-Fjords idyllisch an einem Wasserfall mit Lachstreppe. Hier soll es sogar steinzeitliche Felszeichnungen geben.

Saltstraumen

Morgens fahre ich noch ziemlich alleine zwischen den schneebedeckten Bergen und glänzenden spiegelnden Gebirgsseen. Weiter geht es im strahlenden Sonnenschein mit Musik auf den Ohren durch Hochgebirge, über Pässe zwischen schneebedeckten Bergen mit Blick ins Tal, wo sich gerade die Nebel heben.  Ich halte dauernd an und komme vor lauter Begeisterung nur langsam voran – wie üblich hier in Norwegen.

Die Straßen sind leer und ich kann in meinem Schau-Tempo fahren. Das ist angenehm. Es ist immer sehr spannend, durch die kilometerlangen Tunnel zu fahren, denn am anderen Ende kommt man in einer anderen Höhe, in einem anderen Tal und auch in einer anderen Landschaft raus.

An der Tankstelle hole mir frisches Gebäck und freue mich auf meinen Stopp am Saltstraumen. Doch schon vorher ändert sich die Landschaft, ich bin in Helge-Land angekommen, wozu auch das Vega Archipel gehört. Das Besondere sind tausende Steine, Schären und Inseln im flachen Wasser.

In der Nähe von Bodø gibt es einen Fluss, der entsprechend der Gezeiten seine Fließrichtung umdreht. Der Saltstraumen ist der größte Mahlstrom der Welt. Innerhalb von 6 Stunden fließen mit wechselnder Fließrichtung 400 Mio m³ Wasser mit bis zu 20 Knoten durch die 150 m breite Meerenge, die Strudel haben einen Durchmesser von 10 m. Neben der Brücke gibt es einen Parkplatz und von dort eine kleine Wanderung. Die Strudel sind schon beeindruckend und ich drehe auch gleich ein kleines Video. Ein kleines Motorboot fährt wagemutig mitten durch die Strömungen.

Jetzt muss ich wählen, ob ich an der Küste entlang Richtung Vega-Archipel fahren werde oder durchs Inland. Ich nehme die Saltstraumenbrücke und die schmale Inlandsverbindung und komme in eine Landschaft, die durchaus in Österreich liegen könnte.

Auf dem nächsten Höhenzug habe ich eine Begegnung mit vielen Schafen am Straßenrand und einer Ziegenherde.

Nach Lønsdal folgt die E6 einem Gletscherfluss in die Berge. Ich finde eine Haltebucht und nehme ein türkises Naturbad und danach einen Cappuccino am Waldrand.

Arctic circle

Die Straße nähert sich der schwedischen Grenze. Ich komme in den Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark mit einem großen und beeindruckenden Wandergebiet. Die Landschaft erscheint höher, als sie in Wirklichkeit mit knapp 700 m ist, der Norden bringt das, was im Süden die Höhe ausmacht. Der nächste Parkplatz ist am Arctic Circle. Während man in Schweden einfach vorbeigefahren ist, gibt es hier einen großen Rastplatz. Na gut – auch ich mache Ich-war-hier-Fotos und schaue natürlich nach Mitbringseln.

Korgenfjellet

Morgen möchte ich das Vega-Archipel besuchen. Für die Nacht fahre ich, statt durch den Tunnel, über den alten Pass und finde einen schönen Ausblick und einen Platz oberhalb eines kleinen Wasserfalls und eines Badesees. Da sitze ich noch bis abends in der Sonne, koche ausgiebiges Abendbrot und halte noch mal die Füße ins Wasser. Der Sonnenuntergang lässt den See gelb erscheinen.

Resümee

Norwegens Landschaft ist so vielgestaltig, dass sie immer wieder neue Überraschungen bereithält. Das hiesige Gebiet der Samen ist viel rauer und unzugänglicher als das in Schweden, aber von unheimlichem Reiz. Ich habe nur die Landschaft entlang der Straßen gesehen, doch die vielen Nationalparks um den Polarkreis laden zu ausgiebigen Wanderungen ein. Etwas, das man sich unbedingt auf der Sehnsuchtsliste vormerken sollte.

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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