Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – N – Bryggen

Bunte Gassen mit viel Atmosphäre

Bryggen, das historische Hafen- und Hanseviertel von Bergen, steht seit 1979 auf der UNESCO-Welterbeliste. Bergen ist seit dem 12. Jahrhundert Hafenstradt und Handelszentrum und damit eines der ältesten Nordeuropas. Seit 1350 war die Hanse in Bryggen tätig und kontrollierte bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts den Handel mit Stockfisch aus Nordnorwegen durch Privilegien, die von der Krone gewährt wurden. Auch danach genoss Bryggen weiter diesen Sonderstatus als norwegischer Handelsposten. Das charakteristische Bryggener Stadtbild mit den langen, schmalen Gebäudereihen zum Hafen hin, entspricht der alten hölzernen Stadtstruktur, die einst in Nordeuropa üblich war. Von diesem ehemaligen Stadtbild sind heute noch 62 Gebäude erhalten. Die Holzhäuser wurden im Laufe der Jahrhunderte durch viele Brände, der letzte war im Jahr 1955, verwüstet. Der Wiederaufbau erfolgte jeweils traditionell nach alten Mustern und Methoden, so dass die Hauptstruktur erhalten blieb. Das heutige Erscheinungsbild Bryggens stammt aus der Zeit nach dem Brand 1702. Hier gibt es ein Einstimmungsvideo.

Auf meinen Welterbe-Touren habe ich schon einige Hansestädte besucht. Doch was mich in Bryggen erwartete, hat mich, wie so vieles in Norwegen, wieder einmal überrascht.

Ich bin früh aus der Fjordlandschaft gestartet. In der Ferne sehe ich die schneebedeckten Berge und ahne, warum die Fahrzeit gegenüber den Kilometern so lang ist. Die E16 hat viele Tunnel und jedesmal, dazwischen glasklare große Seen, in denen sich die umliegenden Berge spiegeln. Etwa 60 km vor Bergen kommt ein Industrieort mit einem Factory-Outlet und Bahnanschluss – ein seltener Anblick auf meiner Tour.

Bergens Einzugsgebiet erstreckt sich über 20 km und die Autobahn führt fast bis ins Zentrum. Ich finde am Hafen einen Parkplatz.

Gegenüber sehe ich schon die schönen alten Giebelhäuser, wie gemalt, ein wahrer Hingucker. Von hier habe ich den schönsten Blick.

Im Hafen stehen die Schiffe der Hurtigrouten. Ich gehe über den Fischmarkt, es ist um die Mittagszeit und der Verkehr ist verhalten, auch sind erstaunlich wenige Leute unterwegs.

Die bunten Fassaden der Hanse-Häuser sind hübsch, aber die wahre Schönheit des Bryggen-Viertels verbirgt sich dahinter in den schmalen Gassen mit den windschiefen Speicherhäusern.

Ich durchstreife sie wieder und wieder, schaue an den Fronten hoch zu den Lastenaufzügen, in die Auslagen der Galerien und Boutiquen und die Gaststuben der kleinen Restaurants.

Ich mache Fotos über Fotos und drehe ein kleines Video, um die Stimmung einzufangen.

Meine Parkzeit läuft langsam ab und ich wandere durch die umliegenden Straßen mit den bunten Häusern und die engen Gassen zurück zum Auto.

Ein Welterbezentrum habe ich nicht gefunden, dafür gibt es ein Museum. Am Anfang der Speicherhaus-Galerie und an einigen Häusern stehen entsprechende Hinweise.

Resümee

Bryggen hat mich überrascht. Das Stadtviertel mit seinen engen Gassen und den bunten Holzhäusern ist wirklich einmalig. So umwerfend hatte ich es von den üblichen Fotos der Fassaden der Hansehäuser nicht erwartet. Den heutigen Nutzern der alten Häuser, seien es Galerien, Boutiquen oder auch Restaurants, gelingt es, das passende Flair zu erzeugen. Ein Besuch in Bryggen führt stimmungsvoll in die alte Hafen-Handelsstadt zurück und ist nicht nur für die Augen ein Genuss.

Nachdem ich Bergen verlassen habe, fahre ich auf kleinen Straßen und über zwei Fähren, dabei wird mir etwas wehmütig, dass meine Nordlandreise jetzt so langsam ihrem Ende entgegen geht. Ich fahre um den Hardangerfjord und der gibt noch einmal alles – Sonnenschein, sommerliche Wärme, Äpfelbäume und Vogelbeeren vor blauem glänzenden Wasser. Nach stundenlangen Fahrten auf schmalen Straßen, durch enge Kurven und lange Tunnel ist der nächste Fjord von Industrie bestimmt, die Stadt Odda klebt förmlich an den steilen Hängen. Und mit dieser Industrie beginnt schon der nächste Abschnitt meiner Welterbetour – morgen schaue ich mir das Wasserkraftwerk in Rjukan an. Heute stürzen schon einige beeindruckende Wasserfälle neben der Straße zu Tal.

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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