Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – BG – Felsenkirchen von Iwanowo

Ich habe mich am Morgen vom Kloster Horezu und den Welterbestätten Rumäniens verabschiedet und schlängele mich mehrere Stunden durchs Hinterland, weiche Kühen, Ziegen und Hunden auf den Straßen aus und fahre schließlich in Russe über die alte Donaubrücke. Nachdem ich den Stau an der Grenze und die große Stadt verlassen habe, komme ich schon bald in den wunderschönen Rusenski Lom Nature Park und fahre am Fluss entlang bis zum Parkplatz der Welterbestätte.

Die Felsenkirchen von Iwanowo stehen schon seit 1979 auf der UNESCO-Welterbeliste. Im 12. Jahrhundert kamen die ersten Einsiedler hierher in das Tal des Flusses Roussenski Lom und begannen in der Nähe des Dorfes Iwanowo ihre Zellen, Kapellen, Felsenkirchen und Klöster in die Höhlen der Felswände zu graben. Später wurden diese mit Wandgemälden verziert. Die Fresken, die in der Zeit des Zweiten Bulgarischen Staates (1187-1396) bis zur Eroberung Bulgariens durch das Osmanische Reich entstanden, verkörpern eine Abkehr von der byzantinischen Ikonographie. Ihr Stil ist neoklassizistisch und zeugt von Kunstfertigkeit und bemerkenswerter künstlerischer Sensibilität. Gemeinsam mit der umgebenden Landschaft und dem architektonischen Hintergrund der Höhlen bilden sie eine Komposition voller Dramatik und emotionaler Atmosphäre. Die in den Felsenkirchen entstandenen außergewöhnliche Meisterwerke stellen einen Meilenstein der christlichen Kunst Südosteuropas dar. Hier ist das Einführungsvideo.

In Bulgarien wird wieder ordentlich gefahren, stelle ich erleichtert fest. Polizei und Blitzer sind an jeder Ecke präsent. Nach einem kurzen Stück auf der Schnellstraße geht es auf einer schmalen Straße durch den Wald und ich merke mir einen Picknickplatz am Fluss für später vor.

Vom Parkplatz ist der Weg zur Felsenkirche der Heiligen Maria ausgewiesen. Es geht steil über Pfade und Stufen bergauf.

Eidechsen in allen Farben kreuzen meinen Weg und die Aussicht auf die benachbarten Berge und die Höhlen in den Felsen auf den anderen Seite des Flusses ist wunderschön.

Entlang des Pfades zur Kirche entdecke ich eine Reihe von Höhlen, in die man teilweise hineingehen kann. Sie dienten den Mönchen als Unterkunft. Hier im Felsenkloster, erfahre ich später, lebten einst etwa 50 Mönche.

Dann stehe ich vor dem schmalen Zugang der Felsenkirche. Dieser wurde nachträglich geschaffen.

Die Mönche gelangten über eine Holztreppe und Zugbrücke auf der heutigen Balkonseite zur Kirche. Das diente gleichzeitig als Sicherheitssystem.

Ich trete ein und staune. Von außen hätte man es kaum vermutet – die Höhlenkirche ist wunderschön bemalt. Ich bin alleine hier oben und bekomme von ihrem Hüter die auf den einzelnen Bildern dargestellten Szenen erläutert. Ich komme mir vor, als stünde ich mitten in einem Bilderbuch.

Neben dem ursprünglichen Eingang sind die adligen Stifter dargestellt, die der Heiligen den Berg mit der Kirche spenden.

Das hier dargestellte letzte Abendmahl ist 130 Jahre älter als das von Leonardo da Vinci.

Weitere Fresken erzählen Episoden der biblischen Geschichte. Sie stammen von 1360 und sind noch original erhalten, nicht restauriert, lediglich mit einer Schutzschicht versehen. Die verwendeten mineralische Farben haben Jahrhunderte überlebt, ohne etwas von ihrer Schönheit und Leuchtkraft einzubüßen.

Die anschließende kleine Kapelle erzählt aus dem Leben des Heiligen Gerasim, der die Pfote eines Löwen geheilt hatte und deshalb auf ihm reiten durfte.

Entlang des Flusstales gibt es in den Felswänden noch weitere Kirchen, die zum Welterbe gehören. Sie sind (derzeit) zu ihrem Schutz nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Hier ist mein kleines Video.

Resümee

Meine erste Welterbestätte in Bulgarien versehe ich mit dem Hinweis – großartig, etwas ganz Besonderes, unbedingt besuchen! Die Felsenklöster sind eingebettet in eine wunderbare Landschaft, die schon alleine den Weg lohnt und die die einzigartige Stimmung und Wirkung der kleinen bemalten Kirche ihrerseits noch unterstreicht. Wenn man wie ich das Glück hat, alleine in der Kirche zu sein und dazu noch eine Privatführung zu bekommen, ist das Erlebnis natürlich ganz besonders. Man sollte auf jeden Fall ausreichend Zeit mitbringen und den Besuch mit einer Wanderung verbinden.

Ich mache nach meinem Abstieg eine ausgiebige Rast am Fluss und lasse die Bilder noch einmal Revue passieren.

Die gesamte Tour go-south 2.0 ist hier beschrieben. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt. Der Umbau meines Dacia Dokker als Minicamper ist hier detailliert nachzulesen. Dobbys nach und nach angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch in diesem megaheißen Sommer bewährt. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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