Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – BG – Boyana-Kirche

Die Kirche von Boyana am Stadtrand von Sofia ist als eines der vollständigsten und am besten erhaltenen Denkmäler der mittelalterlichen Kunst Osteuropas das erste UNESCO-Welterbe Bulgariens aus dem Jahr 1979. Der Komplex besteht aus drei Teilen, die jeweils in einer anderen Epoche – dem 10. Jahrhundert, dem 13. Jahrhundert und dem 19. Jahrhundert – erbaut wurden und ein homogenes Ganzes bilden. Die mittelalterliche Kirche aus dem 10. Jahrhundert mit dem Grundriss eines griechischen Kreuzes besitzt eine Kuppel und reich mit Dekorationen aus Keramikelementen verzierten Fassaden. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Kirche durch den Anbau einer Kapelle erweitert. Diese enthält mit ihren Fresken aus dem Jahr 1259 eine der bedeutendsten Sammlungen mittelalterlicher Gemälde. In der Kirche sind mehrere Schichten Wandmalereien aus dem 11., 13., 15.-17. und 19. Jahrhundert zu sehen. Die Gemälde mit dem höchsten künstlerischen Wert stammen aus dem 13. Jahrhundert und verfügen über eine besondere spirituelle Ausdruckskraft und Lebendigkeit. Eine dritte Kirche vom Beginn des 19. Jahrhunderts vervollständigt das Ensemble.

Nach meinem Ausflug in die Berge quäle ich mich trotz der Autobahnen durch den Verkehr rund um Sofia. Die Kirche von Boyana ist als Besuchermagnet schon weithin ausgeschildert und ich suche in den schmalen Nebenstraßen des dicht bebauten alten Stadtbezirks nach einem Parkplatz.

Der Kirchenkomplex ist umgeben von einer mittelalterlichen Mauer. Es ist nachmittags und als ich am am Ticketschalter ankomme, kann man mir keine Besichtigung mehr garantieren.

Deshalb gehe ich erst einmal schnellen Schrittes durch den wundervollen Park und hebe mir die bemerkenswerten alten Bäume, die hier wachsen, für später auf.

Vor der Tür der Kirche stehen mehrere Reisegruppen und ich tue mich mit einigen Einzelbesuchern aus verschiedenen Ländern zusammen.

Es werden zum Schutz der Fresken immer nur kleine Gruppen für eine begrenzte Zeit in die Kirche gelassen, und die schwere Tür sofort wieder verschlossen. Ebenso ist das Fotografieren nicht erlaubt.

Letztlich war meine Aufregung umsonst, denn wir bekommen, sogar nur zu viert, eine tolle und zusätzlich sehr individuelle Führung um und durch die Kirche.

An die alte Kirche aus rotem Backstein wurde durch König Kaloyan eine neue Kapelle angebaut. Davon erzählen die Fresken im Inneren. Vor einem ähnlichen Bild über die Schenkung einer Kirche hatte ich erst vor Kurzen in der Felsenkirche von Iwanowo gestanden. Über der Kapelle im Obergeschoss befanden sich die Gemächer der Königsfamilie. In der Kirche sind verschiedene Schichten von Fresken zu sehen und ich lerne, dass man an den Schuhen der Figuren die Entstehungszeit des Bildes ablesen kann. Seit der Renaissance tragen die Figuren Römersandaletten, davor waren sie barfuß dargestellt.

Auf jeden Fall ist es ein Erlebnis, in die Kirche einzutreten und zwischen all den der wunderbaren Bildern zu stehen und die Geschichten, die sie erzählen, zu bestaunen. Um einige Fotos für diesen Blog zu bekommen, habe ich mich an das National History Museum gewandt, unter dessen Verwaltung die Boyana-Kirchen stehen. Bis ich diese erhalte, möchte ich auf dieses Video verweisen, in dem die Fresken sehr gut dargestellt und beschrieben sind.

Rings um die Kirchen befinden sich alte und neuere Grabstellen. Eine Königin, die hier begraben liegt, hat vor 150 Jahren die amerikanischen Sequoias im Park anpflanzen lassen, die mir schon auf meinem Hinweg aufgefallen waren. (Video)

Resümee

Die Boyana-Kirchen sind zurecht ein Besuchermagnet und wegen ihrer ganz besonderen mittelalterlichen und doch so lebensnahen Fresken absolut sehenswert. Wer auf seiner Tour einige Zeit in Sofia verbringt, sollte deshalb unbedingt in den kleinen Vorort fahren, aber sicherheitshalber ein Ticket vorbuchen. Alle, die die verkehrsreiche Hauptstadt eigentlich weiträumig umfahren möchten, sollten sich das Video anschauen und danach selbst abschätzen, ob sie für für den Besuch der Kirche nach Boyana fahren möchten.


Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download


Die gesamte Tour go-south 2.0 ist hier beschrieben. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt. Der Umbau meines Dacia Dokker als Minicamper ist hier detailliert nachzulesen. Dobbys nach und nach angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch in diesem megaheißen Sommer bewährt. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet.

Schreibe eine Antwort