Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – BG – Rila-Kloster

Besuch im Kloster und Wanderung zu den Pyramiden von Stob

Über das Rila-Kloster zu berichten ist ein bisschen wie Eulen nach Athen tragen. Ich kannte es bereits von einem Tagesausflug während eines winterlichen Aufenthalts in Varna. Bei meinem aktuellen Besuch bin ich, mehr durch Zufall, unweit von Rila auf ein Naturphänomen gestoßen, dass ich in diesem Zusammenhang ebenfalls vorstellen möchte.

Rila-Kloster

Im 10. Jahrhundert lebte im Rila-Gebirge der Einsiedler Johannes von Rila, der von der orthodoxen Kirche heiliggesprochenen wurde. Seine asketische Wohnung und sein Grab wurden zu einer heiligen Stätte und in einen Klosterkomplex umgewandelt. Das Kloster spielte im Mittelalter eine wichtige Rolle im spirituellen und künstlerischen Leben der orthodoxen Welt des Ostens. Im Osmanischen Reich (1400–1878) beeinflusste das Kloster die Entwicklung der Kultur und Kunst aller christlichen Nationen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde es durch einen Brand zerstört und zwischen 1834 und 1862 wieder aufgebaut. Im Klosterkomplex sind heute historische Denkmäler und architektonische Stile als aus dem 11.- 19. Jahrhundert in einer ununterbrochenen historischen Kontinuität zu sehen. Sein architektonisches Erscheinungsbild gilt als eines der Spitzenbeispiele der Baukunst der Balkanvölker aus dem frühen 19. Jahrhundert. Als solches hatte es erheblichen Einfluss auf die Architektur und Ästhetik im Balkanraum. Das Rila-Kloster steht seit 1983 auf der UNESCO-Welterbeliste und hier gibt es ein Einführungsvideo.

Ich habe auf dem Dorfplatz in Stob sehr ruhig übernachtet und starte bei Sonnenaufgang durch die Klamm zum Kloster, wo ich sein Erwachen miterleben kann. Im Klosterhof ist es so still wie damals im Winter.

Die Glocken läuten, in der Kirche wird gesungen und es riecht nach Weihrauch.

Die Kirche ist üppig bemalt und stimmungsvoll dunkel. Die Wände und mehrere goldene Ikonenwände unterteilen den Raum. Fotos sind natürlich nicht gestattet, da das Kloster in Betrieb ist.

Die Sonne steigt höher und verzaubert den Klosterhof, die Vögel starten von den Dächern in die umgebenden Berge. Ich gehe um die Kirche, bewundere die Malereien und schaue durch die Bögen auf die Klostergebäude mit ihren verzierten Wandelgängen, den vielen Holztreppen und Erkern. Jedes Gebäude ist ein kleines Kunstwerk für sich und ich entdecke immer wieder wundervolle Details. Hier in dieser friedlichen Atmosphäre leben und arbeiten heute über 300 Mönche und ich freue mich, eine Weile ihr einmalig schönes und stimmungsvolles Kloster genießen zu können.

Ich betrachte mir die Wand- und Deckenmalereien rund um die Kirche und finde auch hier, wunderschön farbig und golden, all die Geschichten wieder, die ich schon in den anderen orthodoxen Klöstern auf meiner Rundreise gesehen habe – vom Abendmahl und den Heiligen bis zum Himmel und der Hölle mit dem Drachen, der die Sünder verschlingt.

Eines der wenigen Bauwerke, das durch den Brand nicht zerstört worden war und deshalb noch original erhalten ist, ist der imposante Glockenturm, der sich neben der Kirche erhebt.

Ich warte das Schlagen der Glocken ab, bis ich langsam und noch bevor sich der Hof mit den Besuchern des Tages füllt, das wunderbare Kloster verlasse. Hier ist mein kleines Video.

Resümee

Ein Besuch im Rila-Kloster gehört auf den Plan jeder Bulgarien-Rundreise. Es ist sicher eines der schönsten, die es gibt. Seine Bauten aus den verschiedenen Epochen bilden ein homogenes Ensemble und die wunderbaren Fresken sind in ihrer Farbigkeit und ihren Motiven ein eindrucksvolles Zeugnis für die Architektur und die Kunst auf dem Balkan.

Pyramiden von Stob

Etwa 20 Kilometer zurück durch die Klamm des Rilska-Flusses liegt das Dorf Stob. Als ich am Beginn des Eco-Trails ankomme, scheint die Sonne bereits warm.

Ich zahle meinen kleinen Obulus und bekomme den Hinweis, unbedingt ausreichend Wasser mitzunehmen. Also Flasche aufgefüllt, Wanderschuhe an und los. (Klick aufs Bild für größere Darstellung)

Der Weg ist gut beschildert, es gibt Picknicktische und Bänke im Schatten. Der erste Stopp ist bei den Grundmauern einer alten kleinen Kirche von 1370.

Nach 20 schweißtreibenden Minuten immer bergauf komme ich zur ersten, im Sonnenlicht gelb strahlenden, Erosionsformation.

Ein richtiges Kletterabenteuer steht mir aber noch bevor, bis ich oben auf dem kleinen Berg am Ende des Weges vor den roten Pyramidenfelsen stehe.

Wieder zurück im Dorf weist mich die Mitarbeiterin am Einlass darauf hin, dass die kleine Kirche heute geöffnet sei und diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen. Dort empfängt mich ein altes Mütterchen, erklärt mir mit Händen und Füßen die Ausstattung der Kirche und schenkt mir eine kleine Tafel Schokolade für den Weg.

So hat das Rila-Gebirge meinen heuten Tag gleich mit drei wirklich schönen Erlebnissen bereichert. Hier ist mein Video.

Resümee

Wer das Rila-Kloster besucht, sollte unbedingt einen Abstecher nach Stob und eine Wanderung zu den interessanten Felsformationen unternehmen. Eine schöne Abwechslung zu Kultur und Geschichte und vor allen Dingen zu den Stunden im Auto.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Die gesamte Tour go-south 2.0 ist hier beschrieben. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt. Der Umbau meines Dacia Dokker als Minicamper ist hier detailliert nachzulesen. Dobbys nach und nach angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch in diesem megaheißen Sommer bewährt. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die zusammengefassten Länderkarten gibt es hier.

Schreibe eine Antwort