Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – HR – Die Stari-Grad-Ebene

Mein letztes kroatisches Welterbe auf dieser Rundreise führt mich auf die Adriainsel Hvar. Ich habe für die Überfahrt nicht die Fähre von Split, sondern die kürzere Überfahrt vom südlicheren kleinen Hafen in Makarska gewählt.

Die Stari-Grad-Ebene auf der Insel Hvar ist eine Kulturlandschaft, die seit ihrer ersten Besiedlung durch ionische Griechen aus Paros im 4. Jahrhundert v. Chr. praktisch unverändert geblieben ist. In dieser fruchtbaren Ebene wurden seit jeher Wein- und Oliven angebaut. Die Griechen führten ein Landordnungssystem mit geometrischen Parzellen und Begrenzungen aus Trockenmauern (Chora) ein. Dieses Katastersystem sowie die landwirtschaftliche Nutzung mit denselben Kulturpflanzen bestehen nahezu unverändert seit 2.400 Jahren und sind bis heute erkennbar. Die Baustrukturen der Trockenmauern sind authentisch, seit der Gründung durch die Griechen werden die gleichen Grundmaterialien dafür verwendet bzw. wiederverwendet. Die Bewässerung erfolgte durch ein Regenwasserrückgewinnungssystem mit Dachrinnen und unterirdischen Tanks, auch diese sind noch zu finden. Die Ebene von Stari-Grad steht seit 2008 auf der UNESCO-Welterbeliste. Nach den Perioden des Rückgangs der traditionellen Landwirtschaft und des Wegzugs der jungen Leute gibt es Programme für die Erhaltung der Chora durch Förderung der nachhaltigen Landwirtschaft und der archäologischen Ausgrabungen sowie durch Steuerung der städtischen und touristischen Entwicklung in der Umgebung. Ein interessantes Einführungsvideo gibt es hier.

Die Fahrt entlang der Küste ist auch heute wieder spektakulär.

Dann warte ich in der Autoschlange auf die Überfahrt, die nur eine halbe Stunde dauert. Dafür hält sie neben dem tollen Blick auf die Berge an Land und die herannahende malerische Insel mit Leuchtturm und kleiner Kirche noch einen Delfin als Überraschung für uns bereit.

Wir legen im kleinen Hafen Sućuraj an und die jetzt in der Nebensaison überschaubare Autoschlange begibt sich auf die Straße längs über die Insel. Bis Stari-Grad sind es fast 60 km, es geht über Berge, durch Weinfelder und Olivenplantagen, Macchia und Weiden.

In den Dörfern werden entlang der Straße Olivenöl, Kräuteressenzen und Lavendel angeboten.

Dann wird die Insel breiter und ich komme in die Ebene von Stari-Grad, mein Welterbe-Ziel. Auf der Luftaufnahme von Google Maps ist die Landaufteilung gut erkennbar und ich finde auch beim aufmerksamen Beobachten entlang der kleinen Nebenstraßen einige Hinweistafeln.

Der Rest bleibt meiner Suche und der Möglichkeit, auf den meist einspurigen Wegen einen Platz zum Halten zu finden, überlassen. Dazu muss ich natürlich sagen, dass die Parzellen heute wie damals landwirtschaftlich genutzt werden und die alten Römer keine Autostraßen zwischen den Parzellen geplant hatten.

Schließlich finde außer den symmetrischen Trockenmauern und natürlich Wein und Oliven auch eine kleine alte Kapelle.

Am Ende der Straße sehe ich den Kirchturm des kleinen alten Hafenstädtchens Stari Grad.

Ich hatte gehofft, noch weitere Zeugnisse der Vergangenheit oder einen der tollen Strände der Insel, wegen derer die anderen Urlauber auf der Fähre waren, zu finden und steuere deshalb einen Aussichtspunkt am Ende der Landzunge an. Auch hier ist die Straße gesäumt von Weinfeldern, aber nach dem letzten Dörfchen werden die Wege sehr rustikal. Dafür ist der Ausblick fantastisch und ich entdecke sogar eine alte Trockenbau-Steinhütte.

Die Zeit vergeht und ich möchte nicht bei Dämmerung durch den Wald fahren und die Tiere oder Dobby gefährden. Deshalb trete ich die Rückfahrt an und parke recht malerisch am Leuchtturm des Hafenstädtchens Sućuraj. Später sehe ich die Abendfähre vom Festland anlanden.

Zeitig am Morgen starte ich zurück zum Festland. Ein letzter Blick auf den blinkenden Leuchtturm von Hvar, dann geht es weiter auf meiner Route in den Süden.

Landwirtschaft wie vor über zweitausend Jahren, wo findet man das noch einmal so authentisch? Die Ebene von Stary-Grad ist deshalb eine durchaus interessante Kulturlandschaft. Für den Besucher ist es aber nicht so einfach, Zeugnisse der Vergangenheit aufzuspüren. Eine Besichtigung lohnt sich deshalb m.E. nur, wenn man sowieso einige Zeit auf Hvar verbringen und den Charme der alten Hafenstädte oder die malerischen Strände genießen möchte. Hier ist mein kleines Video.

Am Abend hatte ich noch einmal meine Route durch die nächsten Länder, in denen ich keine EU-Handy-Flat haben werde, und den Offline-Modus meiner Apps gecheckt. Nach einer Strecke über die Berge komme ich schon bald an die Grenze nach Bosnien und Herzegowina.

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