Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – GR – Tempel des Apollo Epikur in Bassae

Der Säulentempel des Apollo Epikur steht als erster griechischer Eintrag seit 1986 auf der UNESCO-Welterbeliste. Der Tempel liegt einsam in den arkadischen Bergen auf Peloponnes und ist eines der am besten erhaltenen Denkmäler der klassischen Antike. Nach den Aufzeichnungen des antiken Reisenden Pausanias, der ihn im Jahr 174 n. Chr. besuchte und bewunderte, wurde der Tempel zwischen 430 und 420 v. Chr. durch die Bewohner des nahe gelegenen Ortes Phigaleia zu Ehren von Apollon Epikourios gebaut, weil der sie während der Zeit des peloponnesischen Krieges mit einer unbekannten Heilpflanze vor der Pest bewahrt haben soll. Aus Dank erbauten sie an der Fundstelle der Pflanze einen Tempel für ihren Gott der Heilung und der Sonne. Die besondere Konstruktion des Tempels schrieb Pausanias dem Baumeister Iktinos zu, der auch der Architekt des Parthenon auf der Akropolis in Athen war. Der Wert und die Bedeutung des Apollon-Tempels liegen in seiner einzigartigen Bauform. Er ist der älteste bekannte Tempel, in dem alle drei antiken griechischen Architekturen – dorisch, ionisch und korinthisch – zusammen zu finden sind. Dem Architekten ist es durch eine Reihe genialer Techniken gelungen, die verschiedenen Elemente erfolgreich auszubalancieren und Altes mit Neuem zu verbinden. Der Tempel von Bassae kennzeichnet damit einen Wendepunkt in der Entwicklung des Tempelbaus. Auch seine skulpturale Dekoration im Inneren ist eines der am besten erhaltenen Beispiele aus der Blütezeit der antiken griechischen Zivilisation. Der Tempel liegt so abgeschieden, dass er fast 1700 Jahre lang in Vergessenheit geriet, wodurch viele wichtige Details unverändert erhalten geblieben sind. Erst im 18. Jahrhundert wurde er wiederentdeckt und erforscht. Bis zum Abschluss der laufenden Restaurierungsarbeiten ist er durch ein Zelt gegen Wind und Wetter geschützt.

Ich starte bei Sonnenaufgang und fahre zunächst durch die üppig grüne Ebene von Olympia. Plantagen mit Wein, Feigenkakteen und Oliven säumen die Straßen und ich genieße die Morgenstimmung. Es ist diesig und über den Bergen hängen noch die Morgennebel.

Es geht in die Berge und die Gegend wird immer einsamer, so dass ich schon fast an meiner Orientierung zweifele. Anderthalb Stunden steil bergauf, doch auf den letzten 10 km ist der Tempel ausgeschildert.

Als ich ankomme, sehe ich zwischen den Olivenbäumen zunächst das riesige Zelt, unter dem der Tempel verborgen ist.

Ich bin die einzige Besucherin und trete ein. Hier umfängt mich eine ganz besondere Stimmung, es läuft Musik, die zwischen den Säulen widerhallt. Der Tempel ist gigantisch und ich versuche bei meiner Runde einige Fotos zu machen. Leider kann ich meinen Eindruck nicht wirklich einfangen.

Die Säulen sind 6 m hoch, 39 sind noch erhalten. Die ganz besonderen Friese, die das Innere zierten, sind im Britischen Museum in London zu sehen.

In einem abgetrennten Raum läuft ein Erklär-Video.

Rings um den Tempel sind in einem Olivenhain Reste von Grundmauern zu sehen, ansonsten ist es einsam und still hier oben.

Der Tempel des Apollo Epikur in Bassae ist auch für den Laien etwas Besonderes. Trotz der Zeltumhausung gelingt es gut, ihn mit musikalischer Untermalung eindrucksvoll zu präsentieren. Video und viele Tafeln geben Erläuterungen und ein Bild vom damaligen Aussehen, den Ausgrabungen und den Restaurierungsarbeiten. Die weite Fahrt in die Berge sollte man antreten, wenn man sich besonders für griechische Geschichte interessiert und dabei unbedingt auch den einen oder anderen Blick in die wunderschöne Landschaft tun. Vielleicht kann man danach, so wie ich es mir vorgenommen habe, beim nächsten Besuch in London den Fries im Britischen Museum mit wissenderen Augen und dem Tempelbild im Kopf betrachten.

Auf der Rückfahrt von Bassae genieße ich noch einmal die zauberhafte Umgebung. Hier ist mein kleines Video.

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