Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – GR – Archäologische Stätte von Aigai (heute Vergina)

Die alte königliche Hauptstadt Mazedoniens, Aigai, wurde im 19. Jahrhundert zwischen den heutigen Dörfern Palatitsia und Vergina in Nordgriechenland entdeckt. Hier lebte einst die königliche Dynastie der Temeniden mit ihren bedeutenden Herrschern, darunter Philipp II. (um 382 – 336 v. Chr.), der alle griechischen Städte eroberte und seinem Sohn Alexander dem Großen (356 – 323 v. Chr.) den Weg für die Expansion der hellenistischen Welt ebnete. Die archäologische Stätte von Aigai besteht aus den Ruinen der ältesten und wichtigsten Stadt in Nordgriechenland und mehreren umliegenden Siedlungen. Bisher wurden der reich mit Mosaiken und bemaltem Stuck verzierte monumentale Palast als eines der beeindruckendsten Gebäude des klassischen Griechenlands, das Theater, die Heiligtümer von Eukleia und der Mutter der Götter und die Stadtmauern ausgegraben. Aigai liefert damit wichtige Informationen über die Kultur, Geschichte und Gesellschaft der alten Mazedonier, die die griechische Kultur bewahrten und bis an die äußersten Grenzen der antiken Welt trugen. Die königliche Nekropole besteht aus mehr als 500 Grabhügeln aus dem 11. bis 2. Jahrhundert v. Chr. Hier wurden bis jetzt drei königliche Grabgruppen mit zwölf monumentalen Tempelgräbern ausgegraben. Darunter befinden sich das Grab von Euridice, der Mutter von Philipp II., sowie die 1977–1978 entdeckten und noch ungeplünderten Gräber von Philipp II. und seinem Enkel Alexander IV. . Aigai steht als eine der wichtigsten archäologischen Stätten in Europa seit 1996 auf der UNESCO-Welterbeliste.

Die archäologische Stätte von Agai liegt in dem kleinen Ort Vergina mitten in einer landwirtschaftlichen Ebene. Bei meiner Ankunft entdecke ich am Ortseingang ein großes modernes Museum. Die Ausgrabungsstätte ist von dort gut ausgeschildert, trotzdem muss ich mich durch die engen Dorfstraßen schlängeln, bis ich schließlich auf dem großen Parkplatz ankomme. Es ist heiß geworden, ein alter Bauer schenkt mir beim Vorbeigehen an seinem Stand einen Apfel. Das ist jetzt genau das richtige nach der langen Fahrt. Die Ausgrabungsstätte um den Tempel ist geschlossen, es sieht aus, als wären hier gerade die Historiker am Werk.

Der Zugang zum Königsfriedhof ist von Ständen gesäumt, die jetzt, Ende September, auf Besucher warten.

Schließlich stehe ich in einer Art Park vor einem flachen großen Hügel und bin schon etwas enttäuscht, bis ich den Eingangstunnel entdecke und dadurch in das Innere des Hügels gelange.

Und hier verschlägt es mir fast den Atem. Ich stehe mitten zwischen den historischen Grabkammern und vor ihren verzierten und bemalten Eingangstoren. Durch den unterirdischen Raum weht förmlich der Hauch der Geschichte.

An einer Wand sind die vergrößerte Repliken der Malereien auf dem Marmor an den Portalen ausgestellt und so kann ich ihre Details von Nahem bestaunen.

Und nicht nur das – in den Vitrinen ringsum sind Fundstücke zu sehen, Schmuck aus Gold und Edelsteinen, Reliefs und Skulpturen, Münzen und Wandmalereien. Sie wirken in dem dunklen Raum dezent beleuchtet besonders eindrucksvoll und untermalen die Stimmung der gesamten unterirdischen Grabhalle.

Natürlich ist all das ebenso gut beschrieben wie präsentiert, ich erfahre viel Interessantes. In einem abgetrennten Raum berichtet eine filmische Dokumentation über die Ausgrabungen.

Als ich nach diesem aufregenden Besuch wieder ans Tageslicht trete, muss ich in der Sonne blinzeln. Da der zweite Teil der Ausgrabungsstätte zur Zeit nicht zugänglich ist, fahre ich zum Welterbezentrum am Ortseingang. Hier erwartet mich eine moderne Ausstellung über die Stadt Agai mit vielen Details zum Leben, Geschichte, Bauwerken und Ausgrabungsstücken. Auf Videos neben den Vitrinen werden Details der ausgestellten Stücke gezeigt, die mir beim Betrachten sonst gar nicht aufgefallen wären. Dieses Museum ist eine wirklich wertvolle Ergänzung zu den Königsgräbern.

Vergina war für mich eine echte Überraschung, ganz besonders beim Eintritt in das unterirdische Museum der Königsgräber. Eine solche fantastische Präsentation hatte ich hier in dem kleinen Dorf weit abgeschieden auf dem Land nicht erwartet. Die Ausstellung um die Gräber ist mehr als stimmungs- und eindrucksvoll, man sollte also ausreichend Zeit mitbringen, um alles zu betrachten und zu erspüren. Das moderne Welterbezentrum macht mit seiner Ausstellung mehr als wett, dass die Ausgrabungsstätte um den Palast gerade nicht besichtigt werden konnte. Und für alle fahr- und pflastermüden Besucher ist der kleine Ort mit Restaurants und Frischmärkten kulinarisch auf seine Gäste bestens vorbereitet. (mein kleines Video)

Auch ich habe einen Gast, der sich mit mir mein Picknick vor der Weiterreise teilt.

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