Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – DK – Kathedrale von Roskilde

1000 Jahre Architektur- und Landes-Geschichte

Von Christiansfeld fahre ich auf der Autobahn quer durchs Land, da gibt es außer Landwirtschaft nicht so viel zu sehen. Ein Highlight jedoch ist die Brücke über den Großen Belt. Alle Inseln sind platt, das ändert sich erst auf Seeland. Als ich nach Roskilde einfahre, sehe ich schon von weitem den Dom auf seinem Hügel die Stadt überragen.

Die Kathedrale von Roskilde steht seit 1995 auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie ist die bedeutendste dänische Kirche. In der Romanik um 1170 begonnen und im Laufe von hundert Jahren gebaut, ist sie die älteste Kirche der Backsteingotik in ganz Skandinavien. Roskilde ist der traditionelle Begräbnisort der dänischen Könige und in der Kathedrale haben seit dem 15. Jahrhundert vierzig Könige und Königinnen in prächtig ausgestatteten Sarkophargen und Mausoleen ihre letzte Ruhestätte gefunden. Dafür wurden immer wieder Kapellen und Anbauten in den Baustilen der jeweiligen Epoche geschaffen. Damit ist der Dom von Roskilde nicht nur Zeugnis von über 1000 Jahren dänischer Geschichte und seines Königtums, sondern ein außergewöhnliches Beispiel für die Entwicklung der europäischen Baustile und der Architekturgeschichte an einem einzigen Bauwerk. (Hier gibt es ein kleines Video.)

Je näher ich dem Zentrum komme, umso bunter und schöner zeigt sich die Stadt. Dobby parkt unweit des Domes und ich gehe durch die Fußgängerzone – gesäumt von mittelalterlichen oder historischen Gebäuden mit ganz individuellen Läden und Restaurants. Auf dem Markt vor dem Rathaus ist gerade Wochenmarkt mit Live-Musik. Da lasse ich mir Zeit und genieße das bunte Leben hier.

Die Kathedrale befindet sich inmitten des mittelalterlichen Stadtzentrums. Ich umrunde sie, doch für eine Ganzaufnahme ist sie einfach zu groß.

Dann trete ich ein und mir verschlägt es schier den Atem. Diese Kathedrale wurde über Jahrhunderte gebaut und erweitert, trotzdem wirkt sie wie aus einem Guss. Ich gehe staunend durch die Haupthalle und die Gänge und auf die Empore.

Das ist hier ein Dom zum Anfassen, die Kinder bekommen einen Plan mit Suchbildern und wer verweilen möchte, kann auch auf dem geschnitzten Gestühl im Altarraum sitzen. Am Eingang habe ich eine ausführliche Broschüre mit Plan und Beschreibungen bekommen und überall stehen außerdem Erläuterungs-Tafeln und Hinweise zur Geschichte, den Persönlichenkeiten oder den Dingen, die man von seinem Standort gerade sieht. Neben dem goldenen Altarbesitzt der Dom eine sehr bedeutende Orgel und eine schöne historische Uhr, die während meines Besuchs mehrfach schlägt. Ich bin begeistert und beeindruckt.

In den seitlichen Anbauten und Kapellen sind, aufwändig mit Skulpturen und Malerei ausgestaltet, die Königsgräber zu besichtigen. Hier haben sie ihre letzte Ruhestätte, die Christians und Frederiks und ihre Gemahlinnen.  Einige Gruften sind bunt und golden, andere schlicht weiß, in einer weiteren kann ich pastellfarbene Kreidemalerei bewundern. Die Ausstattung der Kapellen und die gesamte Stimmung hier berührt nicht nur mich, sondern jeden Besucher.

In der Krypta stehen weitere Sarkopharge und überall auf dem Boden befinden sich Grabplatten von Bischöfen und Bürgern. Das angeschlossenen Dom-Museum informiert über die Geschichte und den Bau, die Könige und ihre Grabkapellen. Eine weitere sehr interessante Ausstellung ist den Künstlern gewidmet, die die Königs-Gräber geschaffen haben.

Der Dom ist verhalten besucht, ich setze mich auf die Empore und lasse die Athmosphäre noch eine Weile auf mich wirken. Und ich muss ehrlichen Herzens zugeben, dieser Dom ist etwas ganz Besonderes.

Resümee

Mein Besuch in der Kathedrale von Roskilde hat mich sehr beeindruckt. Sie ist trotz aller Schätze nicht erdrückend, sondern licht und einladend und trotzdem sehr erhaben. Durch die vielen Königs-Kapellen weht der Hauch der tausendjährigen Geschichte, dem ich mich nicht entziehen kann und der mich mit Ehrfurcht erfasst.

Dann trete ich wieder in die Sonne, die Stadt mit ihrem bunten Treiben bringt mich zurück in die Gegenwart und ich breche in die Natur auf – mein nächstes Ziel ist die Kreideküste Stevns Klint.

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