Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – DK – Herrnhuter Siedlung in Christiansfeld

Honigkuchen und Papiersterne in Dänemark

Die Sonne scheint, während zu Hause eine Unwetterwarnung die andere jagt. Ich starte von meinem Platz in der Nähe von Haithabu und ehe ich mich versehe, bin ich auch schon im Nachbarland . Wie ich das schöne, grenzenlose Europa liebe.

Dänemark präsentiert sich platt, mit erntereifen Feldern, Kuhherden und bunten Blumen. An der Autobahn begrüßt mich schon das UNESCO Schild und drei Kilometer später fahre ich in das kleine Städtchen Christiansfeld ein. Schon nach der ersten Kurve möchte ich ausrufen – oh, wie ist das niedlich.

Ich bin förmlich in einem anderen Jahrhundert angekommen und fahre weiter staunend bis zur Ortsmitte. Die Straßen sind so schmal, dass ich dem Gegenverkehr in eine Parklücke ausweichen muss und kurz denke, ich sei Falschfahrer in einer Einbahnstraße. 

Christiansfeld mit seiner Herrnhuter Siedlung steht seit 2015 auf der UNESCO Welterbeliste. Die Siedlung wurde 1773 als Kolonie einer lutherischen Brüdergemeinde mit Sitz im sächsischen Herrenhut gegründet. Das Land sowie die besonderen Rechte bekamen die Herrnhuter Brüder von König Christian VII., zu dessen Ehren die Stadt Christiansfeld genannt wurde. Christiansfeld ist die am besten erhaltene und vollständigste der vielen außergewöhnlichen nordeuropäischen Koloniesiedlungen. Die Stadt repräsentiert durch ihren geradlinigen und rechtwinkligen Aufbau um den Kirchplatz herum das protestantische Stadtideal. Die Architektur ist homogen und schnörkellos, mit ein- und zweistöckigen Gebäuden aus gelbem Backstein mit roten Ziegeldächern und Linden davor (hier gibt es ein Übersichtsvideo). Das städtebauliche Konzept widerspiegelt die sozialen und ethischen Werte der Gemeinde von Gleichheit und sozialer Gemeinschaft. Wegen ihrer soliden, homogenen und schlichten Schönheit war die Stadt der Herrnhuter Brüder letztlich das Vorbild für viele Backsteinbauten in Nordeuropa. Die Gebäude werden heute noch genutzt und viele befinden sich noch immer im Besitz der örtlichen Kirchgemeinde. Die Herrnhuter Brüder waren durch ihre Handwerkskunst bekannt und berühmt. Eine Spezialität aus ihrer Heimat, die Honigkuchen – auf dänisch Honningkager, werden immer noch in den örtlichen Bäckereien angeboten.

So früh, wie ich meine Runde beginne, sind die Straßen noch leer. Die Häuser sind bzw. werden gut erhalten und in ihrer ursprünglichen Form bewohnt.

Im Zentrum lädt der Kirchplatz mit dem Brunnen und den Bänken zum Verweilen in der Sonne ein.

Ich gehe schier offenen Mundes durch die stille kleine Stadt und fotografiere ein Haus nach dem anderen. Oftmals stehen auf kleinen Tafeln die Jahreszahlen – 1780 kann ich lesen und etwas weiter an der Realschule 1788.

Ich komme mir vor wie in einer Filmkulisse und nicht in der Realität, entdecke ständig neue Details und genieße meinen Bummel.

Das Infocenter öffnet erst gegen Mittag, aber die Kirche ist schon zu besichtigen. Sie ist innen einfach weiß und trotzdem beeindruckend. Mein dickes schlaues Welterbe-Buch beschreibt sie sehr treffend als schlicht und elegant.

Langsam öffnen die Läden, die Dänemark-Fahnen werden ausgerollt und die Straßen werden bunt und füllen sich nach und nach.

Die Bäckerei öffnet und es duftet verführerisch nach Lebkuchen. Ich begebe mich gleich auf Suche nach meinem zweiten Frühstück.

Resümee

In Christiansfeld wird man in eine vergangene Zeit entführt. In der Welterbe-Begründung steht – Proportionen, Materialien und Handwerkskunst tragen zu einer besonderen Atmosphäre der Ruhe und Harmonie der Stadt bei. Genauso konnte ich es bei meinem heutigen Besuch selbst spüren.

Guter Dinge nach diesem gelungenen Start in den ersten Tag in Dänemerk fahre ich in Richtung Kopenhagen nach Roskilde. Ein Highlight unterwegs ist die beeindruckende Brücke über den Großen Belt. Der Himmel bewölkt sich etwas und die lila Blumen auf den Feldern sehen vor dem Grau besonders leuchtend aus.

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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