Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – S – Eisenhütte Engelsberg

Ein stiller Spaziergang durch die historische Industrieanlage

Die Eisenhütte Engelsberg wurde als herausragendes Beispiel für einen einflussreichen europäischen Industriekomplex des 17. bis 19. Jahrhunderts im Jahr 1993 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Ab dem 12. Jahrhundert wurde in der Region Västmanland mit der Erzgewinnung und Verhüttung begonnen. Die Einführung des Wasserrades zum Antrieb von Hochofen, Blasebalg und Schmiede zur Raffination von Eisenerz führte zu einer rasanten Entwicklung der schwedischen Eisenindustrie. Das Hüttenwerk Engelsberg wurde 1681 gegründet, um das Eisenerz der umliegenden Gruben zu verarbeiten und war im 18. und 19. Jahrhundert eine der modernsten Eisenhütten Europas. Zur Herstellung des hochwertigen Eisens wurden immer wieder die neuesten technologischen Innovationen in die Hütte eingebracht. Das hochwertige Eisen machte Schweden zwei Jahrhunderte lang zu einem wirtschaftlichen Führer auf diesem Gebiet und trug maßgeblich zum Wohlstand des Landes bei. Heute ist Engelsberg der am besten und vollständig erhaltene schwedische Eisenhüttenkomplex. Das Industrie-Freilichtmuseum im Bergbaugebiet von Norberg umfasst neben der gesamten technischen Ausstattung des Hüttenwerks das Herrenhaus sowie alle zugehörigen Neben-, Verwaltungs- und Wohngebäude. Die Maschinen und Vorrichtungen, Hochofen und Schmiede mit dem Stand von etwa 1870 sind noch voll funktionstüchtig.

Nach meiner Nacht am See fahre ich am Morgen wieder ganz alleine auf der schmalen Straße zwischen den vielen Seen, in denen sich die Sonne spiegelt und die Vögel starten. Es ist eine fantastische Fahrt – Schweden wie aus dem Bilderbuch.

Dann biege ich nach Engelsberg ab und folge dem UNESCO-Hinweisschild. Jetzt komme ich in andere Landschaft, es wird hügelig und ich fahre kilometerweit durch den Wald. Im Ort muss ich mich noch einmal orientieren, die Hütte liegt etwas außerhalb.

Das Hüttengelände ist heute ein Freilichtmuseum und ich fühle mich ans Erzgebirge erinnert. Der Parkplatz ist klein, wahrscheinlich kommen wenig Besucher bis hier hoch, ich bin heute früh die einzige und bleibe es auch. Dunkelrot leuchtet das Hüttengebäude durch die Bäume.

Führungen gibt es leider nur an den Wochenenden, man könnte sie im Ortszentrum buchen. Schade, ich hätte gerne die Hütte besichtigt. So gehe ich eben alleine und suche, was auf dem Gelände zu entdecken ist. Alles ist wunderbar erhalten, der ganze Ort dunkelrot. Bei meinem nächsten Welterbe-Besuch werde ich erfahren, dass diese spezielle rote Farbe aus Falun kommt. An jedem Haus gibt es eine Erläuterung, wozu es früher diente. Oft sind historische Aufnahmen dabei.

Das Herrenhaus und einige weitere Gebäude sind privat, aber das kenne ich ja von anderen Welterbestätten auch. Man kann schwer alles nur für Besucher erhalten. Dafür sind die Häuser wunderschön in Schuss und es macht Freude, hier in der Morgensonne durchzugehen, die alten Fotos zu betrachten und sich das Leben und Treiben während des Betriebes vorzustellen. Das Herrenhaus ist auch heute noch herrschaftlich mit einem tollen Garten, Teich und Springbrunnen, im Bauernhof grasen die Schafe.

Immer wieder entdecke ich ein weiteres von den Museumshäusern. Auch ohne Führung ist das Gelände gut zu erkunden. Ich bin immer wieder erstaunt, dass die Holzhäuser von 1780 noch so unversehrt hier stehen.

Am Ende meiner Runde finde ich auch den Mühlgraben und kann zwischen den Bäumen das große Wasserrad vermuten, das hier den Betrieb in Gang hielt. Das erinnert mich an meinen Besuch im Oberharz.

Später auf der Weiterfahrt komme ich über die kahlen Berge, vermutlich wurde hierher das Holz für die Produktion geholt.

Resümee

Wieder ein Welterbe zum selbst erkunden. Ich habe mir die Hüttentechnik nicht anschauen können, das war schade. Aber wahrscheinlich kommen auch in der Hochsaison wie jetzt so wenige Besucher hierher, dass sich tägliche Führungen nicht lohnen. Auf dem Gelände spazieren zu gehen und den vielen Hinweisen und Erklärungen zu folgen, hat mir trotzdem sehr viel Spaß gemacht und ich habe Interessantes erfahren. Wer einmal nördlich von Stockholm Urlaub macht, dem kann ich einen Besuch in Engelsberg unbedingt empfehlen. Hier ist der gesamte Komplex von der Hütte, der Schmelze, der Gärtnerei über die Verwaltungsgebäude bis zu den Wohnhäusern zu sehen und ich bin deshalb um viele Eindrücke und Informationen reicher und habe auf der Weiterfahrt einiges zum Nachdenken. Mein nächstes Ziel ist wieder ein Bergbau-Welterbe, der Große Kupferberg in Falun.

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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