Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – S – Historische Industrielandschaft “Großer Kupferberg” in Falun

Spektakuläre Einblicke in den historischen Kupferbergbau

Ich fahre von Engelsberg weiter nach Norden, komme durch Wälder und im Sommer verlassen erscheinende Skiorte. Die Umgebung wird industrieller und an der Anfahrt auf Falun folge ich den Hinweisschildern und komme auf den fast vollen großen Parkplatz – hier bin ich heute wahrhaftig nicht die einzige.

Das Bergbaugebiet des Großen Kupferberges in Falun steht seit 2001 als eines der herausragendsten Industriedenkmäler der Welt auf der UNESCO Welterbeliste. Seit dem 9. Jahrhundert war die Region Dalarna in Mittelschweden eines der bedeutendsten Gebiete des Bergbaus und der Metallproduktion. Im 17. Jahrhundert wurde Schweden der größte Kupferproduzent Europas und übte einen starken Einfluss auf die technologische, wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung aus. In Falun wird die Geschichte des Bergbaus durch den riesigen Tagebau, den Großen Kupferberg mit seinen Stollen, Schächten, Förderanlagen, technischen Gebäuden, aber auch den Bergarbeitersiedlungen in der angrenzenden Stadt und in der Umgebung illustriert. Die historischen industriellen und häuslichen Anlagen und Gebäude von Falun vermitteln ein lebendiges Bild des Lebens und Arbeitens in einem der wichtigsten Bergbaugebiete der Welt. Hier gibt es ein Video zur Einstimmung.

Ich bin überrascht wegen der vielen Besucher und und gehe an Läden und Ständen vorbei Richtung Info-Center. Es gibt Führungen in ein Besucherbergwerk und ein Museum sowie einen Rundweg durchs Gelände. Fürs Erste entschließe ich mich, zunächst auf eigene Faust das Gebiet zu erkunden, schaue an den Lageplan und schlage den Weg um das große Einsturzloch ein. (Eine Kleingeldbox steht dafür neben der Kasse.) Schon am ersten Ausguck bin ich fasziniert und habe alle um mich vergessen.

Auf dem Rundweg bin ich fast alleine. Ich komme ich an den Mundlöchern der verschiedenen historischen Schächte vorbei, die ersten waren nur 30 – 50 m tief. Es gibt viele Informationstafeln, so dass ich die Geschichte und Technik gut erklärt finde.

Der Rundweg bietet nicht nur spektakuläre Blicke in das riesige Loch, das sich von jeder Richtung in neuen Farben zeigt, sondern neben den Schächten viele technische Anlagen und Gebäude. Das große Einsturzloch brach 1687 ein, alle neueren Schächte wurden von dort aus bzw. vom Rand in den Boden gegraben. Die letzten waren mehrere hundert Meter tief. Die spezielle rote Farbe der Holzbauten wurde hier mit Pigmenten aus dem Abraum des Kupferbergbaues entwickelt und als Falun-Rot seit dem 16. Jahrhundert als Außenanstrich in ganz Schweden verwendet.

Am Ende meines Rundgangs kann ich über Schwedens höchste Brücke gehen, die im Kreuzhaus über dem 212 m tiefen Schacht gebaut ist. Dann stehe ich neben einem Wasserrad von 15 m Durchmesser. Über Betrieb, Steuerung und Funktion der Wasserräder hatte ich bei meinem Besuch im Bergwerk Rammelsberg einiges erfahren. In der Steinwäsche berichtet ein Film über die damalige Kinderarbeit.

Dank der Beschreibungen und des wunderbaren Rundgangs beschließe ich mit dem guten Gefühl, etwas Außergewöhnliches gesehen zu haben, meinen Besuch hier zu beenden. Ich habe tolle Eindrücke und Bilder, viel gesehen und gelernt. Es ist gerade Berufsverkehr, deshalb verzichte ich auf einen Bummel durch die angrenzende Stadt – der Norden ruft, mein Weg wird mich nach Hälsingland zu den Holzbauernhäusern führen.

Resümee

Der Große Kupferberg von Falun ist nicht nur eine optisch, historisch und technisch beeindruckende Anlage, sondern auch ein sehr eindrucksvoll präsentiertes Welterbe.

Ich habe nur den Teil besichtigt, der für ein Klimpergeld zu besichtigen war und weder das Schaubergwerk, noch das Museum besucht. Trotzdem war ich einige Stunden unterwegs und habe so viele Informationen bekommen, das ich neben meinen Fotos noch genug zum Nacharbeiten und Nachlesen mit nach Hause nehme. Im Info-Center gibt es eine kleine Ausstellung und einen interessanten Welterbe-Film. In Falun kann man mit der ganzen Familie einen spannenden Tag verbringen und ich verstehe jetzt die vielen parkenden Autos.

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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