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Rollerlilli on Tour – Auftanken im Zwergstaat

Luxemburg, Andorra, Monaco, San Marino, Vatikan, Malta … bis auf Lichtenstein habe ich inzwischen alle Zwergstaaten Europas zusammen und diese Rollertour allein führte mich durch drei davon. Luxemburg habe ich inzwischen ein zweites Mal gesehen – zusammen mit meiner Mama auf ihrer Welterbe-Entdeckungsfahrt – und zwar mit weit besseren Voraussetzungen. Dieses mal konnte ich die Stadt im nebelverhangenen Sonnenaufgang sehen, leer und wunderschön. Damals war die Stadt nicht minder schön, aber die Situation war eine andere: semiverregneter Nachmittag zum Herbstanfang, achttausend Kilometer auf dem Rücken und den Reifen, seit zwei Monaten nicht im eigenen Bett geschlafen und gerade mein Wohlfühlland Frankreich verlassen … Jetzt schaue ich zurück auf die Tour und die Bilder (auch die Qualität meiner Fotos hat sich seither verbessert) und tauche wieder ein in die Gefühle bei meinem ersten Besuch von Luxemburg und Trier …

Luxemburg stand schon lange auf meiner Liste und seitdem klar war, dass meine Reise nach dem Mont Saint-Michel noch weiter (und zwar viel weiter) geht, habe ich mich irgendwie darauf gefreut, über dieses kleine Ländchen aus Frankreich raus zu fahren. Ehrlich gesagt mehr, weil es so schön klingt und auch, weil es hoffentlich bedeutete, dass der Kulturschock nicht ganz so schlimm ausfallen würde. Denn meine Reise neigte sich dem Ende zu, aber so richtig bereit, wieder ins Klischee-Land der schlechten Laune zurückzukehren, hatte ich auch noch nicht.

Also nach Luxemburg – durch eine kleine Baustelle und es ist weiter ländlich. Seit ich Metz verlassen habe, fahre ich durch Grün und ab und an ist mal ein Fluss, ein Feld oder ein Häuschen. Dann ein Berg und ein Stau und schon bin ich in mitten in Luxemburg, und zwar der Stadt.

Ich habe mich zur Tourismusinformation navigieren lassen, und stehe neben einer Baustelle auf einem erstmal recht nichtssagenden Platz, das erste was mir auffällt ist eine kreative Werbung für Stadtführungen auf der Baustellenumzäunung und eine gelbliche Statue vor dem türkisen Zaun erstrahlt geradezu in der Sonne. In der Tourismusinformation wird mir nahegelegt, einfach durch die Oberstadt zu gehen und wenn ich mag, könne ich auch die gesamte Stadtmauer entlanglaufen, die sich über den Berg und durch das Tal windet, in dem Luxemburg sitzt. Letzteres dauere aber recht lange und sei deshalb wahrscheinlich nicht die beste Wahl für heute Abend. Ich schlendere also eine Runde durch das historische Stadtzentrum und bewundere, wie das Sonnenlicht sich in bunten Fenstern spiegelt und in den Gassen immer längere Schatten wirft. Dann gehe ich zur Ausgrabungsstätte der Kasematten und staune, da die Stadt wirklich mitten in eine Schlucht hinein gebaut zu sein scheint – es geht neben der Brücke steil hinab ins Pfaffental, wo Bäume ihr herbstliches Laub in allen Farben präsentieren und das von mehreren weiteren Brücken überspannt wird, und auf der anderen Seite zum Stadtteil “Grund”, wo die Alzette sich zwischen Wohnhäusern, einer Abtei und Weinreben hindurchschlängelt.

Ich stimme mich mit meinem Host für heute ab und fahre durch den Feierabendverkehr aus der Stadt raus in sein Null-Energie-Haus. Bei Wein und Spaghetti Bolognese verbringen wir einen schönen Abend am Lagerfeuer in der Feuerschale mit ein bisschen Insiderwissen über Luxemburg und seine Einwohner. Multilinguale Engergiesparhausbesitzer sind es wohl alle, soviel ist mir danach klar. Durch die günstigen Spritpreise entsteht ein regelrechter Tanktourismus aus den umliegenden Ländern. Diese hohe CO2-Bilanz “pro Kopf” müssen die Einwohner des Zwergstaats dann ausgleichen – und zwar zum Beispiel mit innovativer Architektur. Die Sprachgewandheit entsteht schon allein daraus, dass es das Luxemburgische gibt und Französisch als Amtssprache. Wenn man dann noch direkt neben den Niederlanden bzw. Belgien und Deutschland wohnt, lohnt es sich diese Sprachen zu lernen und außerdem natürlich Englisch. Wenn man dann auch noch eine Nanny hat, die den Kindern Spanisch oder Portugiesisch beibringt … dann ist man wohl eher ein Durchschnittsluxemburger.

Am nächsten Morgen mache ich noch einen Abstecher in die nun wirklich sonnenbeschienene Stadt, dann tanke ich und fahre nach Osten aus der Stadt heraus – entlang der Mosel direkt zwischen Weinbergen und der Grenze hindurch nach Trier.

Grenz(über)fahrt nach Trier

Schlussendlich überquere ich eine Brücke und bin wieder in Deutschland. Wenigstens habe ich mir eine schöne Stadt zum ankommen ausgesucht und werde hier auch direkt wieder übernachten. Nicht weil die Strecke so lang gewesen wäre – im Gegenteil, es ist eher eine der kürzesten meiner ganzen Tour gewesen und definitiv die kürzeste in Deutschland – sondern, weil ich vorhabe, mich in der ältesten Stadt Deutschlands ein wenig umzuschauen.

Mein ADAC-Reiseführer hat mich auf die Porta Nigra hingewiesen und auf den Dom, aber auch auf die bunten Häuser am Marktplatz und auf die Ritterfiguren an einer Fassade. Natürlich ist mir auch bewusst, dann Karl Marx hier geboren ist … und wäre mir dies für einen Moment entfallen, hätte mir jeder Linienbus der Stadt auf die Sprünge geholfen. Eine interessante Geschichte hat die Konstantinbasilika. Denn die wurde Gebaut als Audienzhalle und wurde erst viel später zum spartanisch eingerichteten Gotteshaus umfunktioniert. Zudem evangelisch, sodass “Basilika”, der katholische Ehrentitel, gar nicht passt. Auch die Bezeichnung für den Baustil stimmt hier nicht, denn es ist wohl eher eine Saalkirche. Der eckige Backsteinbau wirkt auf mich wie eine fast leere Markthalle und passt mit seiner Bauweise gut nach Trier, gleichzeitig bin ich überrascht, dass das Kurfürstliche Palais mit seinen Stuckschnörkeleien einfach direkt daran gebaut wurde, als habe es an Platz gemangelt. Ich bin ohne große Erwartungen in die Stadt gekommen und am Ende des Tages sitze ich mit einer Speicherkarte voller Fotos da, weil ich ganz entzückt war, von all den kleinen Details und dem Zusammenspiel der bunten Farben und unterschiedlichen Baustile, die sich hier vereinen.

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