Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Archäologisches Gebiet und die patriarchale Basilika von Aquileia

Nach meinem Besuch in Venedig stehe ich an einem kleinen Hafen unweit der Lagune, eine halbe Autostunde von Aquileia entfernt. Gestern bin ich an einigen Orten vorbeigekommen, die ich aus Brunetti-Filmen kenne, zum Beispiel Jesolo.

Bis die Basilika in Aquileia öffnet, habe ich am Morgen Zeit und bereite die letzen Welterbe auf meiner Runde im Detail vor.

Das Welterbe von Aquileia steht seit 1998 auf der UNESCO-Liste und umfasst das archäologische Ausgrabungsgebiet und die Patriarchalbasilika. Die Stadt, die einst eine der größten und reichsten des frühen Römischen Reiches war, stammt aus dem Jahr 181 v. Chr. und wurde 452 von den Hunnen unter Führung von Attila geplündert und zerstört. Aquileia war ein wichtiges Handelszentrum am Mittelmeer und sein Reichtum und Status innerhalb des Imperiums spiegelte sich in prächtigen öffentlichen Gebäuden und privaten Residenzen wider. Hiervon zeugen viele archäologische Überreste. Das über 150 Hektar große archäologische Areal umfasst einen Teil des Forums und seiner römischen Basilika (Gerichtsgebäude), die spätantike Horrea, eines der Bäder und zwei luxuriöse Wohnkomplexe. Auch von der spätrömischen Stadtmauer sind einige Teile erhalten und ihr gesamter Verlauf konnte geortet werden. Ausgrabungen haben auch einen Friedhof mit einigen beeindruckenden Grabdenkmälern freigelegt. Darüberhinaus wurden unterirdische archäologische Spuren des Amphitheaters und des Zirkus gefunden. Die auffälligsten Überreste der römischen Stadt sind die Hafenanlagen. Eine lange Reihe von Lagerhäusern und Kais erstreckte sich entlang des Flussufers. Diese wurden in die Verteidigungsanlagen aus dem 4. Jahrhundert integriert, von denen heute ebenfalls noch erhebliche Spuren zu sehen sind. Der größte Teil von Aquileia bleibt jedoch unter Feldern unausgegraben und bildet daher ein einzigartiges archäologisches Reservat. Das bemerkenswerteste in Aquileia ist die Basilika, die in frühchristlicher Zeit errichtet wurde. Der imposante Mosaikboden stammt aus der Anfang des 4. Jahrhunderts erbauten theodorischen Kirche, die zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert im romanischen und gotischen Stil umgebaut wurde. Die Basilika beherbergt nicht nur außergewöhnliche Kunstwerke in ihrem Mosaikpflaster, sondern spielte auch eine Schlüsselrolle bei der Evangelisierung einer großen Region Mitteleuropas. Das Patriarchat bestand bis 1751. Hier gibt es das Einführungsvideo.

Die Landschaft an meiner Strecke ist von vielen Wasseradern durchzogen, dazu nieselt es leicht. Ich fahre immer wieder über kleine Brücken oder an Kanälen entlang. Raps und Wein, aber auch Obst gedeiht hier. Im Hintergrund sehe ich die Berge, über denen ist der Himmel heller. Bei der Einfahrt in Aquileia begrüßt mich ein Welterbeschild.

Ich steuere zunächst die Basilika an, das ist bei dem Regen das gescheiteste. Schon aus der Ferne sehe ich den Glockenturm.

Deshalb bin ich auch die Erste und habe Muße, mir alle Räume fast alleine anzuschauen. Ich hatte gedacht, dass mich nach der Villa Romana keine Mosaike mehr überraschen könnten, aber die hier tun es doch.

Die Mosaike stammen aus verschiedenen Epochen und sind in in verschiedenen Ebenen und Räumen der Basilika gelegt worden. Sie waren größtenteils nach späteren Umbauten unter neueren Schichten verborgen und wurden liebevoll freigelegt und unter gläsernen Laufstegen für die Besucher sichtbar gemacht. Ich habe eine gutes Info-Flyer bekommen und kann in Ruhe nachlesen. (Video)

Ich suche und finde nach und nach alle Details, die im Welterbevideo beschrieben werden. Es ist interessant und spannend, durch die Räume und die Zeiten zu gehen und dabei die wunderbaren Bilder und die Kunstfertigkeit zu bestaunen.

Die Krypta mit ihren wunderschönen Wandmalereien ist ein weiteres Highlight.

Reliquienschrein, Taufbecken, Reliefs, natürlich ist das alles auch in der Basilika zu entdecken. In meinem Flyer wird alles ausführlich beschrieben.

Im Baptisterium, das sich neben der Basilika am Glockenturm befindet, steht ein für die Gegend typisches sechseckiges Taufbecken. (Video)

Voller Eindrücke laufe ich zum zweiten Schatz der Stadt, den Ausgrabungsstätten. Die Ausgrabungen kann man kostenlos alleine besichtigen, an einigen Tagen werden Führungen angeboten. An den einzelnen Stellen gibt es auch Beschreibungen. Ich habe schon Stätten besucht, wo es für den Laien mehr zu sehen gab. Sicher liegt auch hier der Wert im Verborgenen und ist für die Experten und Historiker offensichtlicher als für mich.


Resümee

Aquileia liegt etwas abgelegen von der üblichen Touristenroute und war auch nicht meine erste Adresse, aber die Basilika hat die Anreise gelohnt. Sie ist nicht nur kunstvoll schön, sondern auch in ihren Dartstellungen unheimlich interessant. Die Römischen Ausgrabungen haben mich nicht so sehr begeistert, ich habe ja auch schon mehrere ähnliche Orte besucht. Ergänzend gibt es im Ort aber ein Museum mit Ausgrabungsstücken.

Ich lasse mich vom Regen vertreiben und fahre Richtung der Berge, wo ich ein Wolkenloch entdeckt habe.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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