Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – LT – Archäologische Stätte Kernavė

Ich habe mir Vilnius angeschaut und meinen ersten Struve-Meridianstein in Litauen. Nach etwa einer Stunde Fahrt Richtung Nordwesten komme ich in den kleinen Ort Kernavė .

Erst kurz vor dem Parkplatz sehe ich die Hinweisschilder – zum Museum und zum Ausgrabungsgebiet. *

Viel hatte ich hier nicht erwartet , umso größer war dann meine Überraschung.

Der archäologische Komplex Kernavė steht seit 2004 als ein außergewöhnliches Zeugnis für etwa zehn Jahrtausende menschlicher Siedlungen in dieser Region auf der UNESCO-Welterbeliste. Hier im Tal des Flusses Neris wurden Überreste der Stadt Kernavė, von Festungen, Siedlungen, Grabstätten und anderen archäologischen, historischen und kulturellen Denkmälern aus der späten Altsteinzeit bis zum Mittelalter gefunden. Beginnend mit dem Gletscherrückzug wurde das Gebiet zwischen dem 9. und 8. Jahrtausend v. Chr. dauerhaft besiedelt. Davon zeugen mehrere Kulturschichten und Grabstätten. Der spektakuläre Komplex aus fünf Hügelfestungen stammt aus dem 13. Jahrhundert, als Kernavė eine wichtige feudale Stadt von Handwerkern und Kaufleuten war, die den Schutz eines so komplexen Verteidigungssystems benötigte. Die Stadt wurde trotzdem Ende des 14. Jahrhunderts vom Deutschen Orden zerstört. Hier gibt es das Einführungsvideo.

Das Museum ist ganz modern, wirkt von außen nicht groß, erstreckt sich aber über drei Etagen. Ich bekomme für meinen kleinen Eintritt einen Audioguide, der die vielen Informationen, Filme und interaktiven Tafeln ergänzt.

Beginnend mit einem Überflug über die Landschaft im Laufe der Jahrhunderte kann ich die Besiedelung des Gebietes und das Leben in der Stadt verfolgen. Die Stadt wurde schließlich 1390 nach erbitterten Kämpfen von den Deutschen niedergebrannt und danach nicht wieder aufgebaut. Deshalb lieferten die seit 1979 im Gebiet laufenden Ausgrabungen eine noch quasi unveränderte Momentaufnahme aus dem Mittelater.

Ein Abschnitt des Museums widmet sich deshalb den modernen Ausgrabungstechniken und -Geräten.

Die Räume sind zeitlich geordnet, los geht es in der prähistorische Halle. Rentiere, Feuerstein-Werkzeuge, Ausgrabungsstücke mit genauen Angaben zu Alter, Verwendung und Fundort. Aber das beste für mich sind die Filme, die daneben laufen und in historischer Umgebung und Kostümen erläutern, wie die Stücke mit den damaligen Werkzeugen hergestellt und verwendet wurden. Das ist so unterhaltsam und interessant, dass ich fasziniert vor jeder Vitrine stehen bleibe und vieles mit anderen Augen sehe. Ich lerne über alte Web- und Flechttechniken, später werden die Keramikherstellung, Metallschmelze und Gussformen für Schmuck veranschaulicht.

Im Verlauf der Ausstellung erfahre ich, dass die Handwerker hier auch Workshops über die alten Techniken anbieten und im Objekt ein Restaurierungs- und Forschungszentrum zu den laufenden Ausgrabungen eingerichtet ist.

Der Außenbereich ist kostenlos und frei zugänglich, befindet sich hinter der Kirche und erstreckt sich hinunter bis zum Fluss.

Mit den Bildern und dem Wissen aus dem Museum betrachte ich die Verteidigungswälle und die Lage der ehemaligen Stadt am Fluss. Zusätzlich gibt es auch hier ausreichend Erläuterungen.

Das Freigelände bietet Wander- und Klettermöglichkeiten für mehrere Stunden. Auf jeden der Hügel führen hölzerne Treppen und Stege und man kann die Aussicht genießen und seinen Gedanken über den Lauf der Geschichte nachhängen.

In einem weiteren Teil ist ein kleiner Mittelalterort aufgebaut und die Hütten sind authentisch eingerichtet oder als Werkstätten ausgestattet.

Ich bin lange im Gelände unterwegs, genieße den Rundgang in der geschichtsträchtigen Umgebung, gehe zum magischen Königshügel und bin wieder einmal froh, dass ich durch mein Welterbe-Projekt zu diesem Ort gefunden habe. Hier ist mein kleines Video.

Resümee

Die archäologische Stätte Kernavė bietet nicht nur eine vielschichtige Ausgrabungsstätte über einen Zeitraum von tausenden von Jahren, sondern auch die beste Präsentation, die ich bisher gesehen habe. Das Museum ist spannend und unterhaltsam und auch das Freigelände hervorragend für die interessierten Besucher aufbereitet. Ein Besuch in Kernavė ist deshalb meine absolute Empfehlung für alle, die in Vilnius und Umgebung unterwegs sind und garantiert einen spannenden Tag in historischer Umgebung.

Ich schaue auf die Karte, meine nächsten Ziele liegen schon in Lettland, deshalb nehme ich Abschied von diesem aufgeschlossenen, gastfreundlichen, kulturell und geschichtlich so interessanten Land.

* Ein Hinweis für die Camper – der kleine Ort hat einen Extra-Parkplatz mit Wasserstelle für die Besucher vorbereitet.

Die gesamte Tour go-north 2.0 ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die zusammengefassten Länderkarten gibt es hier.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Schreibe eine Antwort