Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – EE – Historisches Zentrum von Tallinn und Baltischer Glint

Ich habe in Tartu das Observatorium, die Wirkungsstätte von Friedrich Georg Wilhelm Struve, besucht und einen Stopp bei der Ordensburg in Põltsamaa eingelegt. Gegen Abend und bei heftigem Sturm komme ich am Türisalu-Cliff an, das zum Baltischen Glint gehört.

Baltischer Glint (Tentativliste)

Die Kalksteinklippe des Baltischen Glint ist über 1100 km lang, beginnt an der Westküste der Insel Öland in Schweden und erstreckt sich unter dem Meer und verschiedene Inseln über Estland bis nach Russland. Die Klippen sind bis 55 m hoch und ermöglichen das Studium der vor mehr als 500 Millionen Jahren entstandenen Felsen und des Lebens im Meer. Die Sedimente enthalten eine Fülle gut erhaltener Fossilien und erlauben damit Einblicke in frühe Erdzeitalter. Der Baltische Glint steht seit 2004 auf der UNESCO-Tentativliste.

Ich stehe oben auf dem Kliff und denke sofort an meinen Besuch am Stevns Clint auf meiner letzten Nordland-Reise. Trotz des starken Windes mache ich eine kleine Wanderung entlang der Klippen. Hier ist ein kleines Video.

Ich warte mit einigen anderen Naturschauspielfreunden auf den Sonnenuntergang, der mich zusätzlich mit einem Doppelregenbogen belohnt. (Video)

Historisches Zentrum von Tallinn

Die Nacht war nordisch hell, die Möwen wecken mich mit lautem Geschrei und so fahre ich schon sehr zeitig am Morgen nach Tallinn und parke am Schifffahrtsmuseum vor der malerischen Kulisse alter Schiffe.

Die Altstadt von Tallinn steht seit 1997 auf der UNESCO-Welterbeliste. Im 13. Jahrhundert bauten hier die Kreuzritter des Deutschen Ordens eine Burg. In der Folge entwickelte sich Tallinn zu einem der abgelegendsten und mächtigsten Außenposten der Hanse im Nordosten Europas und der Reichtum der Stadt zeigt sich noch heute in der Opulenz ihrer öffentlichen Gebäude und Kirchen sowie der Kaufmannshäuser, die trotz Feuer und Kriegen über die Jahrhunderte erhalten geblieben sind. Die Oberstadt mit dem Schloss und der Kathedrale war schon immer das Verwaltungszentrum und bildet eine ausdrucksstarke Skyline, die sowohl von Land, als auch Meer weithin sichtbar ist, während die Unterstadt das mittelalterliche Stadtgefüge aus engen, verwinkelten Gassen mit ihren ursprünglichen Namen, die Stadtmauer, das Rathaus und die Apotheke, Kirchen, Klöster, Kaufmanns- und Handwerkerzunfthäuser aus dem 13. und 14. Jahrhundert nahezu unversehrt bewahrt hat.

Ich gehe zunächst zum Hafen und buche mir ein Ticket für die Überfahrt nach Finnland am nächsten Morgen. Dann komme ich durch das Tor in der dicken Stadtmauer. Die Mauer umschließt die gesamte Altstadt und alle Türme sind mit Namen, Details zu Größe, Bau und Funktion, genau beschrieben.

Die Handelshäuser sind vielgestaltig und -farbig, aus Holz und Stein, von Renaissance bis Jugendstil, hier ist alles vertreten. Doch an allen Gebäuden, und das zieht sich so durch die ganze Stadt, steht genau, wer sie wann in welchem Stil erbaut hat und welchem Zweck sie dienten.

Das ist sehr angenehm, besonders, wenn man als Besucher wie ich alleine durch die Straßen streift.

Auch hier gibt es drei Schwestern wie in Riga.

Ich gehe durch die Mittelalterstraßen Pikk, Tolli und Lai und bewundere die Häuser und die vielen sehenswerten Details.

Schließlich stehe ich am Highlight der Stadt, dem alten Marktplatz. Ich drehe mich im Kreis, jede Seite des Platzes ist einmalig schön. Es ist wirklich erstaunlich, wie die alten Häuser hier die Jahrhunderte überdauert haben, das schmale Haus z.B. wurde 1338 erbaut.

Für ein Sommerwochenende ist es erstaunlich leer, gerade mal eine Ladung Aida-Touristen ist mit mir unterwegs – den Mittelalter-Ständen und Gauklern, den Cafés und Restaurants sei es gegönnt. Die älteste Konditorei am Platze hat in ihrem Schaufenster ein Riesenrad, auf dem sich bemalte Porzellantassen drehen.

Als nächstes besuche ich die Oberstadt, gehe durch schmale Gassen und Tore und vorbei am Schloss, der Nevski-Kathedrale und weiteren repäsentativen Gebäuden und komme schließlich wieder zur Stadtmauer.

Nach meiner Mittagspause hat sich das Wetter soweit stabilisiert, dass die Wolken zumindestens nicht mehr ganz grau in grau sind. Ich bezahle beim Mönch meinen Obulus und steige auf den Rathausturm. 35 m ist er hoch und 135 steile und ausgetretene Stufen führen hinauf und machen schon den Aufstieg spannend. Der Ausblick nach allen Seiten lohnt die Mühe und zusätzlich erfahre ich hier oben so Manches über die Geschichte des Turms und das Leben des Turmwächters.

Außerhalb der Stadtmauer gehe ich durch Siedlungen mit Holzhäusern, wie es schon in der Altstadt von Riga beschrieben war.

Resümee

Tallinn – immer wieder. Es gibt so viel zu entdecken und bewundern und auch wenn man meint, hier schon vieles gesehen zu haben, die Stadt hält neue Überraschungen bereit. Sie ist auf ihre Besucher vorbereitet, und das erschöpft sich nicht nur in Restaurants und Cafés – hier gibt es natürlich viele und historische. Die Besucher werden mit guten Informationen verwöhnt und live mit Mittelaltervorführungen unterhalten. Ein Aufstieg auf den Rathausturm ist ein weiteres Highlight. Und wem das noch nicht reicht – Kirchen und Museen laden natürlich auch zum Besuch.

Hier ist ein kleines Video.

Ich gehe zurück zu meinem Parkplatz, freue mich über die Romatik der alten Schiffe im Mondlicht und starte morgens ganz zeitig mit der Fähre zum fünften Land dieser Nordlandreise.

Die gesamte Tour go-north 2.0 ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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