Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – FI – Historische Kartonfabrik von Verla

Ich fahre vom Bottnischen Meerbusen quer durchs Land, durch Wälder, vorbei an blühenden Feldern und Rainen. Auf den letzten 50 km komme ich in ein recht beliebtes Flusstal mit Wanderwegen und Ferienhäusern. Auch der Parkplatz der Museumsfabrik ist gut besucht.

Die Holzschliff- und Kartonfabrik Verla steht seit 1996 auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie ist als eine der wenigen sehr gut erhaltenen kleinen ländlichen, forstwirtschaftlichen Industriesiedlungen des späten 19. Jahrhunderts dort errichtet, wo Holz als Rohstoff und Wasser als Energiequelle für die Produktion von Zellstoff, Papier und Karton leicht verfügbar waren. Der Welterbestandort besteht aus etwa 50 Gebäuden, der Mühle, dem dazugehörigen Wohngebiet und den Kraftwerken. Das erste Holzschliffwerk wurde 1872 gegründet und das Kartonwerk ging zehn Jahre später in Betrieb. Die Mühlengebäude, das Wohnhaus des Mühlenbesitzers mit seinem Park und die Arbeiterhäuser stammen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Verla liegt im nördlichen Teil des Kymi-Flusstals an den Stromschnellen von Verlankoski, an deren steiler Felswand eine prähistorische Felsmalerei zu sehen ist. Der Betrieb der Mühle wurde 1964 eingestellt, dabei jedoch alle Maschinen und Gegenstände original belassen, konserviert und als Museum eingerichtet. An den Stromschnellen gibt es drei Wasserkraftwerke aus verschiedenen Jahrzehnten, das neueste aus den 1990er Jahren.

Auf meiner Fahrt nach Verla habe ich schon einige LKWs, hoch mit Stämmen beladen, gesehen. Auf den Hinweistafeln entlang des Flusses erfahre ich, dass das Holz für den Betrieb früher hierher geflößt wurde.

Ich gehe weiter über die Brücke ins Fabrikgelände, vorbei am imposanten Haus des Fabrikbesitzers auf dem Hügel mit Blick auf den Park, den Teich und natürlich die Fabrikgebäude. Die Restaurants und Souvenirläden im Park sind heute gut besucht. Kein Wunder, schön und friedlich ist es hier am See und auch ich genieße die Ruhe nach der langen Fahrt.

Historische Fabrikgebäude sind immer erstaunlich schön und bei aller Zweckbestimmtheit reich verziert. So auch hier – roter Ziegelstein, rotes Holz, Gesimse, Türmchen und Wetterfahnen.

Ins Museum kann man nur mit einer geführten Tour und die würde erst in zwei Stunden beginnen. Aber ich bekomme einen Plan mit Erläuterungen und sehe mir das Gelände und die Gebäude von außen an, überall stehen Informationstafeln über den Zweck jedes Gebäudes und seine ursprüngliche Einrichtung.

Sehr interessant finde ich den Gang entlang der Mühlgrabens. Hier gibt es eine sehr gute Ausstellung über die Nutzung der Wasserkraft im Laufe der Jahrzehnte. Ich lese mir die Infotafeln durch und erfahre viel: Seit 1685 wurde das Wasser der starken Stromschnellen in Verla genutzt, um Mühlen zu betreiben. Aus diesem Grund wurde später auch das Werk hier angesiedelt. Die Mühlen für die Fabrik gab es dann seit 1880 und ab 1889 wurde bereits Strom für die Lampen erzeugt. Heute wird der Ort von hier aus mit Strom versorgt. (Video)

Man kann entlang der Straße noch durch die Arbeitersiedlung gehen, die Häuser sind bewohnt, eines als Museum eingerichtet. Auch die Felszeichnungen wären sicher eine kleine Wanderung wert. Aber eine kräftige Husche nimmt mir die Entscheidung ab. Ich habe das Herzstück der Anlage, die Energieerzeugung, gesehen und so entschließe ich mich, weiter zu fahren, um am späten Nachmittag im Saimaa-Gebiet der Ringelrobben anzukommen – goldrichtig, wie sich im Verlauf des Abends noch zeigen wird.

Resümee

Die alte Kartonfabrik in Verla bietet neben einem Ausflug in die Industriegeschichte einer Region auch einen in deren wunderbare Natur. Schon allein auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik kann man viel entdecken und sich daran erfreuen, wie hier der industrielle Zweck mit schöner Gebäude- und Landschaftsarchitektur verbunden wurde. Besonders interessant fand ich den geschichtlichen und technischen Abriss der Wasserkraftnutzung. Daneben gibt es Führungen durch die Produktionsstätten, ein Museum und ein Wohnhaus zu besichtigen. Für das leibliche Wohl wird gesorgt, eine Wanderung um den See lockt mit Felszeichnungen und der Park der Villa lädt zum Verweilen. Verla sollte also in der Finnland-Rundreiseliste durchaus nicht vergessen werden.

Hier ist mein kleines Video.

Die gesamte Tour go-north 2.0 ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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