Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D – Oberes Mittelrheintal

Der 65 km lange Abschnitt des Mittelrheintals zwischen Bingen, Rüdesheim und Koblenz steht unter dem Begriff Rheinromantik seit 2002 auf der UNESCO-Welterbeliste. Der Rhein ist als einer der großen Flüsse der Welt Zeuge vieler kultureller und politischer geschichtlicher Ereignisse. Als wichtiger Verkehrsweg dient das Mittelrheintal seit zwei Jahrtausenden dem Handel und dem kulturellen Austausch zwischen dem Norden und dem Mittelmeerraum. An den Ufern des Mittelrheintals liegen sechzig kleine Städte, terrassierte Weinberge und auf etwa vierzig Hügeln Ruinen von Burgen und Festungen, die über einen Zeitraum von etwa 1.000 Jahren errichtet wurden und das Tal einst beherrschten und verteidigten. Der Fluss durchbricht hier das Rheinische Schiefergebirge. Die berühmteste nur 130 m breite Engstelle ist die Loreley. Hier ist mit 20 m die tiefste Stelle des Mittelrheins. Im späten 18. Jahrhundert wurde das Mittelrheintal ein Sinnbild für die Romantik und viele Restaurierungen und Rekonstruktionen aus dem 19. Jahrhundert wurden dadurch beeinflusst. Hier ist ein Einführungsvideo.

Auf der Tour nach Neuschwanstein hatten wir bereits einen Stopp im Mittelrheintal eingelegt und waren in Ermangelung von Parkmöglichkeiten nicht auf den Loreley-Felsen gestiegen. Damals hatte ich bemerkt, dass rechts und links des Rheins je eine Bahnschiene und Straße führt. Wegen der besseren Aussicht nahm ich mir vor, mit dem Schiff auf dem Rhein zu fahren. Bisher war aus dem Plan noch nichts geworden, doch auf der Zugfahrt am Rhein entlang nach Ausgburg habe ich die Idee wieder ins Auge gefasst und mir einige mögliche Stopps notiert. In der letzten August-Woche wage ich deshalb einen weiteren Anlauf mit dem 9€-Ticket.

Das Wetter ist gut, ich bin zeitig unterwegs, bekomme sogar alle Anschlüsse und stehe schon am frühen Vormittag in Sankt Goar. Die Aussicht ist fantastisch, hinter mir Burg Rheinfels, gegenüber Burg Katz. Die Bäume werden bunt, es wird in diesem Jahr, bedingt durch die Hitze und Trockenheit, ein zeitiger Herbst.

Ich habe Zeit, der Tag ist jung und ich genieße es. Ich setze mit der Rheinfähre über nach Sankt Goarshausen und ein Schild lockt mich in die historische Altstadt. Hier erwartet mich das absolute erste Highlight meines Rundgangs, mal abgesehen vom Blick über den Rhein.

Jetzt wandere ich gemütlich zur Loreley, zwei Kilometer am Ufer entlang und danach den Berg hoch.

Auf den  397 Stufen bis nach oben stelle ich fest, dass die Aussicht unterwegs eigentlich fast noch schöner ist als direkt auf dem Felsen. Hier gibt es aber gute Beschreibungen der Geschichte, Natur und Umwelt, der Schifffahrt um den Felsen und natürlich der Mythen, Verklärung und Verherrlichung.


Nach dem Abstieg wandere ich zur Loreley Statue auf der Halbinsel am Hafen Sankt Goarshausen, setze mich auf die Steine mit den Füßen im Wasser, mache mein Picknick und bin für heute mit der Welt und meinem Rhein-Urlaubstag zufrieden.



Später frage ich an der Fähre nach einer Verbindung Richtung Koblenz und bekomme, (in Deutschland) völlig unerwartet, ein sagenhaftes Seniorenangebot, das ich nicht ablehnen kann. Schon bald sitze ich, ausgestattet mit nebenstehender Karte, für zwei Stunden auf dem Sonnendeck des Linienschiffs rheinabwärts.

Karte: KD Deutsche Rheinschifffahrt AG, © attec-grafik simon & wagner gmbh


Der warme Wind weht durch meine Haare, die Zeit vergeht angenehm und kurzweilig, denn ich erfahre nebenher viel über die Gegend. Aus dem Lautsprecher kommen Informationen und Geschichten zu den Burgen auf den Bergen, ihrer Bedeutung früher und heute, zu den Orten am Ufer und ihren Sehenswürdigkeiten, zu den Weinanbaugenbieten und Keltereien. Diese Fahrt ist auf jeden Fall Highlight Nummer zwei des heutigen Ausflugs.


Die Fahrt endet in Koblenz, ich habe zu meinem Fährticket einen Stadtplan bekommen und gehe noch schnell zum Deutschen Eck und danach einmal quer durch die wirklich sehenswerte Altstadt, bevor ich meinen (diesmal wieder) Bummelzug nach Hause besteige.


Resümee

Ein Ausflug ins Mittelrheintal ist Urlaub für die Seele. Allein der Blick über den Fluss und auf die spektakulären Ufer ist die Anfahrt wert. Hier liegen aufgereiht die Weindörfer und -Städte. Sankt Goarshausen, das ich besucht habe, ist ein nettes historisches Weinstädtchen mit einem romantischen Zentrum. Ein Aufstieg auf den Loreley-Felsen ist eigentlich ein Muss, eine Wanderung zum Loreley-Denkmal ebenso zauberhaft. Besonders geeignet ist eine Kombination von Zug/ oder auch Fahrrad und Schiff. Hier kann man in Geschichte und Romantik schwelgen und bei ausreichend Zeit an verschiedenen Haltepunkten der Linienfähre aussteigen und weitere Orte besuchen. Koblenz am Ende der Reise hat nicht nur ein hübsches historisches Stadtzentrum, sondern auch eine Seilbahn über den Zusammenfluss von Mosel und Rhein zur Festung Ehrenbreitstein.

Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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